Roman Spieler, der Leiter des Organisations-Komitees der Islandpferde-Weltmeisterschaften 2025 hat mir ein Interview gegeben. Wie das wohl so ist, so ein großes Event zu organisieren? Roman hat mir all meine neugierigen Fragen beantwortet – und ich möchte euch unser fröhliches Gespräch natürlich nicht vorenthalten!
miia: Roman, kannst du mir bitte etwas über dich erzählen?
Roman: Gern! Ich bin fast 40 Jahre alt. Ursprünglich Betriebswirtschafter, betreibe ich seit über 10 Jahren mit meiner Familie einen Islandpferdehof in der Nähe von Zürich, arbeite als Trainer – ich bin also ein Islandpferdemensch durch und durch.

miia: Welche Rolle spielst du bei der Islandpferde-WM 2025 und wie ist es dazu gekommen?
Roman: Ich bin der Leiter des Organisations-Komitees (kurz OK) der kommenden Weltmeisterschaft in der Schweiz und um zu erklären, wie es dazu gekommen ist, muss ich ein bisschen ausholen. Ich bin am Islandpferdegestüt Hestar Hof großgeworden. Gemeinsam mit meinen Freunden und Freundinnen haben wir dort als Kinder und Jugendliche unsere gesamte Freizeit verbracht. Es hat sich damals am Hestar Hof eine Clique von Jugendlichen gefunden, die – auch im späteren Leben – weiterhin Kontakt hatte. Einer dieser Jugendfreunde, Thomas Huwiler, hat nach seinem Einsatz als Volunteer bei der WM 2009 in Brunnadern gesagt, er möchte die Weltmeisterschaft für Islandpferde nach 1995 und 2009 wieder in die Schweiz holen – an seinen Hof, den Hardwinkelhof. Und er würde alles dafür in die Wege leiten. Wir haben ihn gefragt, ob er irre ist. Das geht doch nicht, dachten wir. Dazu muss man sagen, dass Thomas´ Hardwinkelhof auf Milchkühe und Landwirtschaft spezialisiert war. 2021 ist Thomas dann vor mir gestanden und hat gesagt, „Roman, ich hab alles beisammen. Ich hab die Bewilligung für die Islandpferde-Weltmeisterschaft 2025. Aber ich sag gleich, ich möchte nicht das Organisations-Komitee leiten, das musst du übernehmen.“ Naja, was soll ich da sagen? Ich hab dann halt ja gesagt 🙂 ! In der darauffolgenden Zeit haben sich dann auch die anderen „Hestar Hof-Freunde“ von früher rund um Thomas, seine Ehefrau Michèle und deren Vorhaben versammelt. Das Organisationskomitee besteht zum Großteil aus den Jugendfreund*innen von damals. Wir machen das zusammen. Deshalb ist diese WM ein Gruppenprojekt. Ein echtes Gemeinschaftswerk.

miia: Wie geht es den Jugendfreunden von damals denn heute?
Roman: Es geht uns allen gut. Wir haben das riesengroße Arbeitspensum gut untereinander aufgeteilt, es gibt bis dato keine zwischenmenschlichen Probleme und wir sind immer noch gut belastbar. Die Stimmung unter uns ist gut, wir kennen uns alle schon ewig lange. Wir helfen einander, können uns aber auch gut abgrenzen. Ein wichtiger Aspekt: wir arbeiten alle im Ehrenamt. Niemand von uns verdient etwas an der Arbeit im OK.
miia: Sind eigentlich alle bis heute Islandpferdeprofis – so wie du?
Roman: Viele schon, aber nicht alle. Wir haben das Glück, dass wir in unserer Gruppe auch Fachspezialist*innen aus anderen Bereichen haben. Um eine WM zu realisieren, braucht es viele Personen mit Fachwissen. So ist eine Person unter uns verantwortlich für den Bereich „Verkehr und Sicherheit“, eine andere Person ist für den Bereich „PR und Medien“ zuständig, und so weiter. Diese Personen haben auch beruflich mit diesen Themen zu tun, daher kennen sie sich super aus und verfügen auch über die notwendigen Netzwerke. Das hilft unserem großen Projekt ungemein.

miia: Was war denn am Gelände des Hardwinkelhof in Birmenstorf, bevor die Arbeiten für die WM begonnen haben?
Roman: Nun, Milchkühe, grüne Wiesen, Äcker, ein paar Pensionspferde und 1 Viereck. Jetzt sind dort bereits 2 Ovalbahnen und eine Passbahn zu finden, die wurden letzten Sommer gebaut. Bis Anfang Juli werden die Tribünen und das übrigen Gelände gebaut sein. Nach der WM wird das voraussichtlich alles wieder abgebaut.

miia: Klingt nach einer Menge Geld, die für die Verwirklichung dieser Idee zur Verfügung stehen muss …
Roman: Tatsächlich ist das so. Die Durchführung der WM kostet zwischen 2,5 und 3 Millionen Euro.
miia: Wahnsinn, wie kann man das schaffen?
Roman: In der Schweiz gibt es seit 30 Jahren einen Verein, er heißt „VIS“, dessen Vereinszweck die Unterstützung der Durchführung von Islandpferde-Weltmeisterschaften in der Schweiz ist. Der Verein ist auch der Vertragspartner der FEIF. Durch die Beiträge der Mitglieder kommt ein Kapitalgrundstock zusammen, den wir als zinsenloses Darlehen für die Anfangsfinanzierung der WM zur Verfügung gestellt bekommen haben. Das ist aber nur ein kleiner Teil der Gesamtkosten. Aber er hilft, um die ersten Bewilligungen und Planungen zu finanzieren. Die übrigen Kosten kommen über den Verkauf von Tickets, Sponsoring, VIPs und Aussteller, Konsumationen, Merchandising und auch öffentliche Gelder herein. Damit wir laufend Geld für die Bauarbeiten zur Verfügung haben, haben wir – wie auch andere WM-Organisator*innen – bereits vor 2 Jahren mit dem Ticketverkauf begonnen.

miia: Je früher also Tickets gekauft werden, desto besser für die Veranstalter*innen?
Roman: Genau! Ein früher Ticketkauf hilft den Veranstaltern enorm.
miia: Es sind ja gerade finanziell schwere Zeiten für viele Menschen in Europa und der ganzen Welt. Befürchtet ihr einen zögerlichen Ticketverkauf aufgrund der aktuellen Weltwirtschaftslage?
Roman: Wir wissen, dass die Schweiz in Zeiten wie diesen sicher nicht das günstigste Land für die Durchführung einer WM ist. Wir haben auch nicht den Plan, die größte aller Weltmeisterschaften zu werden. Wir halten es da „gut schweizerisch“ – nicht allzu groß, aber von superguter Qualität. Unsere Tribünen bieten Platz für 7000 Zuseher*innen. Wir hoffen, dass genügend Islandpferdefans kommen, um diese auch zu füllen. Ich kann aber versprechen, dass die Gastronomie und auch der Kaffee nicht teurer sein werden als beispielsweise auf der WM in Holland vor 2 Jahren.

miia: Was für Meilensteine habt ihr denn schon erreicht?
Roman: Wir konnten durch den Ticketvorverkauf den Cash-Flow sicherstellen, was sehr wichtig ist. Wir haben die Bahnen gebaut, das Sportprogramm steht, das Abendprogramm und das Symposium ebenso, auch die Gastronomie ist zur Gänze geplant. Das ist mal alles unter Dach und Fach.
miia: Und welche Herausforderungen warten jetzt noch?
Roman: Die größte Herausforderung ist es nun herauszufinden, was wir noch vergessen haben 🙂 ! Die letzten 2 Jahre haben wir mit den Planungen verbracht, nun ist die Phase der Umsetzung gekommen und der Teufel steckt ja bekanntlich im Detail! Jetzt gilt es ganz genau durchzudenken, wie zum Beispiel der Besucherstrom gelenkt werden muss. Es gibt viele kleine Themen, die aber auf gar keinen Fall unwichtig sind. Und dann gilt es noch genügend Islandpferdefans zu mobilisieren, die zu unserem Event kommen. Ich bin mir aber sicher, dass wir auch die nächsten 4 Monate so super bewältigen werden, wie die letzten 3 Jahre.

miia: Wie viele Personen sind denn in dieser Phase jetzt involviert?
Roman: Derzeit 50. Zur WM kommen dann noch 450 Volunteers dazu, beim Auf/und Abbau wird uns auch die Schweizer Armee mit einem Truppenkontingent zur Seite stehen.
miia: Gibt es bereits genug Volunteers?
Roman: Von der Zahl her ja, wir haben schon sehr viele. Wir freuen uns aber auch aufgrund der vielen verschiedenen Tätigkeiten, die bei so einer WM anfallen, über weitere fähige Leute, deren Know-How wir hier in den unterschiedlichsten Bereichen gut brauchen können. Also wer noch möchte: bitte registriert euch mit euren Qualifikationen auf www.swissvolunteers.ch!
miia: Was wünscht du dir persönlich für die WM?
Roman: Ich wünsche mir ein würdiges Fest für Islandpferde und die Islandpferdewelt. Ich wünsche uns fairen Sport, gute Stimmung, schöne Begegnungen. Und wenn dann auch noch das Wetter passt, dann wird alles gut sein 🙂 .
miia: Danke, lieber Roman, für das fröhliche Gespräch! Ich wünsche euch von ganzem Herzen alles Gute und freu mich schon riesig auf das große, internationale Fest der Islandpferde im August in Birmenstorf.
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