Alexander Sgustav beim Rennpass-Seminar_Foto von Eva Beun Lekkerkerker

Aus der Mitte: Gedanken zum Rennpass

Die Kolumne „Aus der Mitte“ von Alexander Sgustav, dem erfahrenen internationalen Sportrichter aus Österreich ist wieder back on track! Ich freue mich, hier wieder Xandls spannende Gedanken zum Thema Richten und Reiten mit euch zu teilen. Hier kommt Xandls Bericht zum Rennpass-Seminar in Holland, zu dem er letztes Wochenende eingeladen wurde:

„Das letzte Wochenende führte mich nach Holland, Oirschot, zu der uns allen so gut bekannten WM-Anlage.

Die holländischen Richter haben mich als Teil ihrer Fortbildung eingeladen, um über Rennpass zu sprechen. Der Rennpass ist für mich immer ein sehr interessantes Thema, liebe ich doch diese schnelle Gangart, bei der man das Gefühl hat über die Erde zu fliegen und das Feuer unser geliebten Islandpferde richtig spüren zu können.

Beim Seminar_Foto von Eva Beun Lekkerkerker

Der Tag begann mit meiner Präsentation der Leitgedanken für Sportrichter über den Rennpass. Daraus entwickelten sich offene und ehrliche Diskussionen, da die Rennpass-Leitgedanken sicher am schwierigsten umzusetzen sind. Mit dem Rennpass Richten ist es so wie mit dem Rennpass Reiten. Nur Praxis und Erfahrung hilft dir dein Wissen zu verbessern, denn nirgendwo ist der Unterschied zwischen Theorie und Praxis so groß wie im Rennpass. Es ist ein Wettlauf zwischen den Augen des Betrachters und der sehr schnellen Abfolge von Bewegungen. Die Flugphase muss erkannt werden, auch wenn der Takt im Rennpass, wie wir alle wissen, fast nie ein reiner Zweitakt ist.

Oirschot_Foto von Eva Beun Lekkerkerker

Diese schnelle Abfolge und die hohen Anforderungen eines Fünfganges oder einer Passprüfung an unsere Pferde machen ein gutes und erfahrenes Richterauge notwendig. Ich denke, jeder gute und erfahrene Rennpassreiter kann auch ein guter Richter sein, um diese Gangart zu bewerten.

Diese Diskussion über die Leitgedanken empfand ich nicht nur als offen und ehrlich, sondern auch als konstruktiv und wertvoll. Es zeigte sich klar, dass diese Leitgedanken noch vieler Ergänzungen und Verbesserungen bedürfen. Die Leitgedanken sind auch als offene Dokumente gedacht, die laufend ergänzt und verbessert werden können. Es ist allerdings die große Herausforderung, alle Nuancen und die Vielfalt des Rennpasses in Worte zu fassen.

Dies erwies sich dann auch in der Praxis als nicht immer einheitlich, diese Nuancen in der Notengebung beim Legen und beim Zurücknehmen in einer Passprüfung festzumachen.

Oirschot_Foto von Eva Beun Lekkerkerker

Sigurður Marinusson und seine Rennpass-Trainingsgruppe nutzten ihren Trainingstag, um die Passprüfung vor den Augen der Richtergruppe zu trainieren. So war es uns möglich, viel Erfahrung im praktischen Richten zu sammeln und diese gleich anschließend zu diskutieren. Die beste Erfahrung bekommt man, wenn Reiter und Richter gemeinsam an einem Ziel arbeiten und all ihre Meinungen offen und ehrlich aussprechen. Nur so kommt man weiter.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass Rennpass zu richten auch tatsächlich mit Erfahrung und Lernwillen zu tun hat, offen zu sein und zu akzeptieren, dass das Pferd uns vorgibt wie es zu bewerten ist.

Leitgedanken sind, wie der Name schon sagt, Leitgedanken. Firewalls sind Regeln.“ (Text: Xandl Sgustav, Fotos: Eva Beun Lekkerkerker)

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