Zeit für Zufriedenheit

Um zum Ljónshof bei Krumbach zu kommen, fährst du durch eine sanfte, grüne Hügellandschaft, an Wäldern und Wiesen vorbei. Auf deinem Weg entdeckst du den großen Erlebnispark der Eisgreisslerei, lässt Rutschen und Eisspaß aber rechts von dir liegen und folgst der kurvigen Landstraße – bis du nach ein paar Kilometern Islandpferde auf Koppeln siehst. Zufriedene Islandpferde stehen da – mir fallen sofort zwei Fohlen auf, die mich neugierig anschauen. Wenig später werde ich erfahren, dass eines der beiden Fohlen das Kind der Schwester unserer Stute Óþreyja ist, ich treffe hier also quasi Familie 🙂 .

Es ist ein hochsommerlicher und sehr heißer Sonntag, an dem ich mich auf eben diesen Weg mache, um den Ljónshof zu besuchen. Ich bin schon neugierig.

Ich parke mein Auto gleich neben einem zum Stüberl umgebauten Container und treffe auf Hofbesitzerin Laura, die, wie ich erfahre, neben der Mitarbeit im elterlichen Betrieb, den Hof schupft, für das Wohl der Pferde sorgt, Kinderreitlager und den unterjährigen Reitbetrieb organisiert und immer ein offenes Ohr für ihre 6 Einsteller*innen hat. Ebenso mit dabei heute Lauras große Unterstützerin Michi, die insbesondere in der Reitschule mithilft.

Laura Holzbauer ist 27 Jahre jung, hat Pferdewissenschaften an der Vetmed in Wien studiert, ist Übungsleiterin Islandpferde und Lehrkraft für Hippolini und Team Ponykonzept. Viel gelernt hat Laura bei Flurina Barandun in der Schweiz, bei der sie auch ein längeres Praktikum absolviert hat. Auch der Hausruckhof und der Krebsenbachhof haben zur Ausbildung von Laura beigetragen.

Die junge Frau ist, wie bereits gesagt, die Besitzerin des sehr gepflegten Gestüts, das 2019 auf einem Grundstück der Familie gebaut wurde. Auf einer Seite wird der Hof von einem wunderschönen, alten, bemalten Haus begrenzt. „Das gehört leider nicht uns“, lacht Laura, die meinen bewundernden Blick für das alte Gemäuer sieht. Es ist völlig egal, wem das Haus gehört, denke ich mir, denn gemeinsam mit den Pferdekoppeln und den Apfelbäumen ergibt es ein Bild wie auf einer Postkarte.

Wir schlendern durch die Paddocks, ich darf die beiden im April geborenen Fohlen kennenlernen und Óvör, die Schwester unserer Stute Óþreyja, wiedersehen. Auch wenn es mir schwer fällt, mich von meiner kleinen „Nichte“ zu entfernen (die übrigens auch den Namen Óþreyja bekommen hat), spazieren wir weiter zum großen, überdachten Roundpen, das im Winter als Halle Verwendung findet, zum Viereck, zu Mona, dem Holzpferd und zu den blühenden und surrenden Weiden, von wo aus man einen grandiosen Ausblick über die sommerliche Landschaft hat.

Michi begleitet uns auf unserem Rundgang und ich erfahre, dass sie 23 Jahre jung ist, von Beruf Ergotherapeutin, derzeit unermüdlich am Gestüt mithilft und ab September in einer Reha-Klinik für Kinder arbeiten wird. Auch Michi ist Übungsleiterin Islandpferde und auch sie hat eine Ausbildung zur Hippolini Lehrkraft.

Am Ljónshof leben ca. 20 Islandpferde, 15 davon gehören zum Hof. Unter ihnen einige Fohlen und Jungpferde, Reitschulpferde und natürlich auch Lauras private Reitpferde. Hier gibt es Reitunterricht (für Alt und Jung), Beritt, aber auch Turnierbetreuung für die 6 Einsteller*innen und die Schulpferdereiter*innen, die gerne mal bei einem Turnier starten wollen. Auch das macht Laura gerne möglich. Außerdem bildet sie die Jungpferde der Ljónshofer Zucht aus.

„Das Wichtigste für uns ist es, die hohe Qualität und die Freude an unserem Tun zu erhalten und auf gar keinen Fall eine „Massenabfertigung“ zu werden. Deshalb haben wir den Schulbetrieb stark reduziert. Wir hatten früher 60 bis 70 Reitschüler*innen (meist in Gruppen) in der Woche, jetzt sind es nur mehr ca. 40“, erklären mir die beiden.

Laura ergänzt: „Mir ist wichtig das „Gesamtpaket- Pferd als Partner“ zu vermitteln. Dazu gehört für mich nicht nur das Reiten, sondern auch das Verstehen des Verhaltens des Pferdes, gesundheitliche Aspekte, gesunderhaltendes Reiten, die Skala der Ausbildung, genauso so, wie Bodenarbeit und Theorie. Wir gehen auch gerne mit unseren Kund*innen ausreiten, aber jemand, der nur erklärt haben möchte, wie man die Zügel hält, um bei einem Ausritt teilzunehmen, ist bei uns nicht an der richtigen Adresse.“

Zu den Islandpferdegestüten in der Umgebung habe man ein gutes Verhältnis, allen voran besteht eine Freundschaft mit dem 25 Minuten entfernten Krebsenbachhof, mit dem Laura auch öfters mal gemeinsam Kurse organisiert.

Wie schaut ein Arbeitstag aus, möchte ich dann noch wissen.

„Wir starten um 7h mit dem Ausmisten und Füttern, lassen die Pferde auf die Koppeln raus, dann fahren wir in die „andere“ Arbeit. Am Nachmittag um ca. 14.30h kommen wir wieder zum Hof zurück (manchmal bis spät abends), geben Reitstunden, misten wieder aus, dazwischen gehen wir selber reiten, zwischen 6 und 7 wird wieder gefüttert.“

Auf die Mithilfe der Einsteller*innen kann sich Laura jederzeit verlassen. Platz gibt es aber derzeit nur mehr für ein paar wenige.

„8 Einsteller*innen sind die Grenze, weil wir auch immer Plätze für Notfälle oder Jungpferde freihalten wollen. Wir sind wie eine große Familie, wir helfen alle zusammen. Als einmal hier ein Hochwasser war, sind alle Einsteller*innen gekommen, um uns zu helfen. Wir gehen auch manchmal gemeinsam zum Heurigen, frühstücken miteinander, grillen, veranstalten Reitnachmittage, wir gehen sogar manchmal miteinander ins Kino.“

Viel zu tun hat die junge Powerfrau (unterstützt von Michi) rund ums Jahr. Die Reitlager, die sie in den Schulferien organisiert, sind äußerst beliebt. Im Sommer wie im Winter.

Bevor ich mich wieder auf meinen Weg zurück nach Wien mache, möchte ich gerne noch wissen, wie es in Zukunft weitergehen soll.

Laura überlegt: „Ich bin happy, so wie es ist. Ich werde in den nächsten Jahren ein bisschen weniger züchten, auch wenn ich es liebe. Aber etwas weniger Fohlen sind auch deshalb eine gute Idee, weil ich sie ungern hergebe. Und nur an Personen, die 100 Prozent passen. Es ist nämlich so schön zu sehen, wie sie sich entwickeln. Ein bisschen mehr Einsteller*innen dürfen es in der nächsten Zeit noch werden und es wäre schön, wenn vielleicht die eine oder andere Unterrichtende noch zu uns käme.“

„Man muss nicht immer größer und größer werden. Manchmal ist genau richtig so, wie es ist.“, sagt Laura, lehnt sich zurück und lächelt zufrieden.  

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