Nathalie Schmid ist im internationalen Turniersport ganz sicher keine Unbekannte mehr, auch wenn sie erst 20 Jahre alt ist. Fast 21, wie sie mir gestern erzählt hat. Das ganze Leben der jungen Italienerin dreht sich um Islandpferde, und das gefühlt schon immer. Ihrer Familie gehört der Wiedenhof, ein bekanntes Islandpferdegestüt im Terenten im wunderschönen Südtirol. Ich habe Nathalie beim FEIF Youth Camp 2017 kennengelernt, da war sie erst 13 Jahre jung.
Jetzt studiert Nathalie Schmid Psychologie in Innsbruck, das in etwa 1 Stunde mit dem Auto, 2 Stunden mit dem Zug von ihrer Heimat entfernt liegt. Sie verbringt für das Studium 3 Tage in Österreich, den Rest der Woche ist sie zuhause in Südtirol am Gestüt ihrer Familie. Natürlich trifft sich Nathalie gern mit ihren Freunden, liest und geht spazieren – das alles ist aber bei Weitem nicht so wichtig, wie die Pferde, die sie zu Hause rund um sich hat. Sie lebt für die Tiere, ihr Leben dreht sich um Training, Ausbildung und auch Reitunterricht, den Nathalie den Einsteller*innen gibt.
Nathalie wird bei der MEM 2024 für Italien am Start sein, und das gleich mit 4 Pferden! Ich habe Nathalie angerufen, weil ich darüber echt mehr erfahren wollte. Schön war es für mich, die Stimme der mittlerweile erwachsenen, von Herzen fröhlichen und selbstbewussten Reiterin (wieder) zu hören.
miia: Nathalie, du startest gleich mit 4 Pferden bei den Mitteleuropäischen Meisterschaften. Eine ganze Menge! Kannst du mir bitte etwas über die Pferde erzählen, die du mit nach Österreich bringen wirst?
Nathalie: Na klar! Gerne!
miia: Beginnen wir mal mit Nummer 1 …
Nathalie: Nummer 1 ist wirklich meine Nummer 1, weil ich mit ihm schon seit der Kinderklasse bei Turnieren an den Start gehe. Er heißt þràinn vom Wiedenhof, ist ein kleiner Rappwallach und wir starten miteinander in der T1. Wir sind einfach ein eingespieltes Team, kennen einander in- und auswendig. þràinn wurde von uns gezogen, ich reite ihn seit er 5 Jahre alt ist. Da waren wir also beide noch ganz jung, als wir begonnen haben, miteinander zu lernen und zu arbeiten.
miia: Und das zweite Pferd?
Nathalie: Das zweite Pferd ist Leiftur frá Lækjarbakka. Er ist ein großer, trotzdem aber zarter und sensibler Scheckhengst, den mir meine Mama (aka Jacqueline Schmid) zum Turnierreiten überlassen hat. Wir haben heuer erst unsere erste Saison, aber bisher ist es echt ziemlich gut gelaufen. Wir starten im Fünfgang. Ich bin schon gespannt, wie es bei der MEM wird!
miia: Und Nummer 3?
Nathalie: Das ist die braune Stute Spes vom Lipperthof. Sie gehört Uli Reber und ich habe sie von ihm zur Verfügung gestellt bekommen. Dafür bin ich sehr, sehr dankbar, denn sie ist ein sehr talentiertes Pferd. Sie ist auch ein spezielles Pferd, aber wenn man sie erstmal für sich gewonnen hat, hat man eine tolle Partnerin an seiner Seite. Mit ihr werde ich auch Fünfgang starten.
miia: Und last but not least?
Nathalie: Da ist noch Óskasteinn vom Lipperthof. Auch er steht im Besitz von Uli Reber. Óskasteinn ist jetzt 8 Jahre alt, ein Rapphengst. Ich habe ihn seit er 5 Jahre alt ist und ich hab ihn selbst ausgebildet. Mit ihm starte ich in der T1 und im Fünfgang. Er ist ein unglaubliches Pferd. Er hat einen extrem coolen Charakter, er macht echt alles mit. Er ist Sport A qualifiziert im Fünfgang und im Tölt – er liefert einfach ab, was von ihm verlangt wird. Ich kann mich richtig auf ihn verlassen.
miia: Und wie organisierst du ein Turnier mit 4 Pferden?
Nathalie: Es ist natürlich viel Arbeit, man kann nicht auf der faulen Haut liegen 🙂 ! Aber ich schaffe es, nicht zuletzt auch, weil ich meine tolle Mama mit dabei hab. Sie unterstützt mich sehr, kennt sich selbst supergut mit den Pferden aus und außerdem hält das Team Italien wie eine Familie zusammen. Zu diesem Team gehören natürlich auch mein Papa und mein Bruder, der diesmal auch mitkommt, obwohl er mit Pferden eigentlich nichts am Hut hat. Ich finde es übrigens sehr angenehm mit mehreren Pferden zu starten, das nimmt den Druck, bzw. verteilt sich so der Druck auf viele Bewerbe und Starts! Wenn man mit „nur“ einem Pferd am Start ist, muss man natürlich am Punkt abliefern, mehr Chancen hat man nicht. Mit vier Pferden habe ich das Glück, dass sich der Druck nicht auf ein Pferd und einen Bewerb konzentriert.
miia: Bist du eigentlich noch nervös?
Nathalie: Nein, ich bin echt gar nicht mehr nervös. Ich möchte einfach nur mit jedem Pferd das Beste zeigen. Bei der WM letztes Jahr war ich so nervös, da hab ich fast die Nerven verloren. Aber nach dem Ritt dort habe ich mir gedacht, dass das doch eigentlich extrem cool war. Ich hab`s überlebt, niemand ist gestorben und ich habe keine bleibenden Schäden davon getragen 🙂 ! Seit der Erfahrung bei diesem WM-Start bin ich wirklich sehr entspannt, wenn es ums Turnierreiten geht.
miia: Was muss denn auf der MEM passieren, damit du zufrieden bist?
Nathalie: Ich möchte einfach zufrieden sein mit meinen Ritten, ich möchte das Gefühl haben, dass die Pferde und ich unser Bestes gegeben haben. Natürlich würde ich mich auch über einen Finalplatz freuen, das ist für mich aber nicht das Wichtigste. Wenn man zufrieden mit der eigenen Leistung ist, dann war es ein gutes Turnier.
miia: Kennst du den Islandpferde-Reithof Piber in St. Radegund?
Nathalie: Klar! Es ist eine sehr coole Anlage dort, auch wegen der Trainingsbahn, die in der Nähe der Prüfungsbahn liegt. Mir gefällt der schöne Einritt auf der langen Geraden, von wo aus man das Publikum bereits applaudieren sieht und hört. Ich finde es auch gut, dass die Zuschauer*innen mit einem gewissen Abstand zur Bahn sitzen. Das gibt den Pferden Platz, was bei empfindlicheren Pferden oft von Vorteil ist. Spes wird sich darüber freuen 🙂 !
miia: Und was gefällt dir an Österreich?
Nathalie: Mir gefällt es, bei Turnieren in Österreich immer Leute zu treffen, die man kennt und mit denen man plaudern kann.
miia: Und wenn ich dich jetzt frage: Kaiserschmarrn oder Kasnock`n?
Nathalie: Ich gehöre definitiv zur Kaiserschmarrn-Fraktion 🙂 !
miia: Vielen, vielen Dank für das fröhliche Interview, liebe Nathalie! Ich wünsche dir und deinen Pferden von Herzen alles Gute und freu mich auf ein Wiedersehen bei der MEM 2024.