Lissi Wehl ist Italienerin, lebt in der Nähe von Bruneck im wunderschönen Pustertal in Südtirol und hat ihr Herz am Wiedenhof verloren. Der Wiedenhof ist, so könnte man sagen, eines der Zentren der Islandpferdeszene in Italien.
Ich durfte vor kurzem mit der erst 23 Jährigen plaudern – Lissi ist nämlich die Sportchefin des IIPV, des italienischen Islandpferdeverbandes. Lissi ist Studentin, sie studiert Linguistik und Englisch – dies macht sie allerdings in Österreich, in Innsbruck genau genommen.
Gemeinsam mit ihrer Schwester besitzt sie 3 Islandpferde, 2 sind bereits seit 6 Jahren im Besitz der Familie, eines – Lissis Turnierpferd – kam erst letzten Oktober dazu.
miia: Lissi, machen wir dieses Interview auf Deutsch oder Italienisch? Was ist dir lieber?
Lissi: Wir können gerne Deutsch sprechen 🙂 . Aber wir sind Italiener*innen und sind auch sehr stolz, Italien bei internationalen Islandpferde-Events vertreten zu dürfen.
miia: Wie muss man sich denn die italienische Islandpferdeszene vorstellen?
Lissi: Klein 🙂 . Es gibt zum Beispiel den Wiedenhof von Jacky Schmid, der ausschließlich Islandpferde hält und dort leben in etwa 50-60 Tiere. Wir sind wie eine große Familie, wir kennen uns einfach alle. Aber die Islandpferdeszene in Italien wächst! Ich merke das, weil wir immer mehr Hänger brauchen, wenn wir zu Turnieren fahren. Letztes Wochenende in Semriach waren wir gleich mit 10 Pferden am Start. Bei uns am Wiedenhof reiten viele Kinder und Jugendliche, teilweise mit sehr großem Potential. Das freut uns natürlich sehr.
miia: Wie kommt es, dass du Sportchefin geworden bist?
Lissi: Letztes Jahr sind Nathalie und Jacky Schmid bei der Weltmeisterschaft gestartet. Ich arbeite an ihrem Hof mit, eben am Wiedenhof. Wir sind letztes Jahr alle zur WM gefahren und ich habe die Organisation übernommen. Im Winter waren dann Neuwahlen in unserem Verband und ich wurde zur Sportchefin gewählt. Unsere Präsidentin ist nun Stefania Calabró.
miia: Wie viele Italienier*innen werden denn bei der MEM im kommenden August an den Start gehen und wie haben sie sich qualifiziert?
Lissi: Wir haben schon eine Qualifikationssnote, ehrlicherweise ist diese aber nicht vergleichbar mit anderen, großen Islandpferdenationen, wie beispielsweise Deutschland. Da wir so wenige Reiter*innen sind, wollten wir allen die Chance geben, zur MEM mitzufahren, die das auch wollten. Es konnten alle mitfahren, die Sportklasse A oder B reiten. Das sind unsere Nathalie (gleich mit 4 Pferden), die in A-Bewerben starten wird und 3 B-Reiterinnen. Eine davon werde ich sein.
miia: Wo bereitet ihr euch denn auf große Turniere vor? Gibt es Turniere in Italien?
Lissi: Wir gehen in Deutschland und in Österreich bei größeren Turnieren an den Start. Letzte Woche waren wir in Semriach in Österreich, dieses Wochenende sind Jacky und Nathalie in Deutschland bei der DIM. In Italien selbst gibt es keine Meisterschaften, das ist derzeit überhaupt kein Thema, Aber wir hatten schon zwei Mal eine MEM hier! Das war 2006 und 2008.
miia: Was würdest du denn als deine Herausforderung bezeichnen?
Lissi: Ich sehe das alles mehr als Möglichkeit, nicht als Herausforderung. Es ist toll, dass wir zur MEM fahren, für uns unterscheidet sich dieses Turnier aber nicht viel von anderen (da wir ja ohnehin immer nach Österreich oder Deutschland zu Turnieren fahren). St. Radegund ist für uns sogar relativ nah, wir fahren nur 3,5 Stunden. Für unser Team geht es nicht ums Gewinnen. Bei uns geht es darum, als Team gemeinsam etwas zu erleben.
miia: Was würdest du als eure Stärken bezeichnen?
Lissi: Das ist einfach. Es ist unser Zusammenhalt, wir schauen alle einander zu und freuen uns ehrlich für die anderen. Wir feuern auch lautstark an, was uns schon den Ruf als lautester Fanclub beschert hat. Bei der WM war es super. Da haben wir unsere italienischen Fahnen geschwungen und hinter uns waren die ungarischen Fans. Die haben uns vor lauter Freude gleich mit unterstützt und ihre Fahnen mitgeschwungen – Farben haben wir ja die gleichen 🙂 .
miia: Was erwartest du dir von der MEM?
Lissi: Dass wir einander helfen, voneinander lernen. Unsere Nathalie war auch letztes Jahr bei der WM am Start, da halten wir natürlich alle ganz besonders die Daumen. Wir sind ein Team. Alleine läuft gar nichts. Es gibt bei uns echt keinen Neid und keine Eifersucht, man gönnt den anderen die Erfolge. Wenn man selbst nicht so gut ist, freut man sich, wenn die anderen gut sind – schließlich gehen wir alle für unser geliebtes Italien an den Start.
miia: Kennst du den Reithof Piber in St. Radegund eigentlich?
Lissi: Ja, wir waren dort letztes Jahr im Sommer. Ich erinnere mich an eine sehr gute und coole Anlage. Die Wege sind kurz, Passbahn und Ovalbahn liegen nah beieinander. Außerdem erinnere ich mich an eine super Organisation!
miia: Und die österreichische Kulinarik ist euch auch nicht fremd, oder? Stichwort Kaiserschmarrn und Schinkenfleckerln?
Lissi: Nein, die ist mir nicht fremd! Schinkenfleckerln kenne ich zwar nicht, aber Kaiserschmarrn gibt es definitiv auch bei uns. Hier in Südtirol treffen österreichische und italienische Küche aufeinander. Das Beste aus zwei Welten sozusagen 🙂 !
miia: Danke, liebe Lissi, für das fröhliche Interview! Ich wünsche eurem Team alles, alles Gute bei der MEM!
Lissi: Sehr gerne!