Christina Stowasser

So, wie du es gemacht hast

Ein Nachruf für Christina Stowasser.
Geschrieben von ihrer Tochter Viki Matthiasson.

„Meine geliebte Mama, die ganz plötzlich aus unserem Leben gerissen wurde.

Christina Stowasser

Die richtigen Worte zu finden, um seine Mama und ihr Leben perfekt zu beschreiben, nimmt einige Tage in Anspruch, weil man einfach so viel sagen möchte, einem alles ganz wichtig erscheint und man nichts vergessen möchte.

Wo fängt man an, über einen Menschen zu reden, der sein ganzes Leben bei einem war, womit hört man auf? Eine perfekte Beschreibung zu finden, um alles was man sagen möchte reinzupacken – viele Tränen und schöne Erinnerungen sind vorbeigezogen und doch habe ich es geschafft, alles ein wenig zusammen zu fassen.

Christina Stowasser reitet auf einem Islandpferd

Christina Stowasser putzt ein Islandpferd

Mama. Die erste große Liebe im Leben, die erste Vertrauensperson, der man zu Beginn seines Lebens das eigene Leben in die Hand legt, da man noch so hilflos ist als Neugeborenes. Mit viel Liebe und Fürsorge durfte ich aufwachsen, wir hatte wirklich alles, was man sich nur erträumen konnte. Sämtliche Hobbies und Wünsche hat Mama mit Papa gemeinsam uns Geschwistern ermöglicht. 

Christina Stowasser mit einem Islandpferd

Meine Mama wurde am 1.1.1961 in Wien geboren. Aufgewachsen in Döbling mit ihrer Mama, da sie ihren Papa sehr früh verloren hatte. Schon in ihrer Kindheit packte sie das Pferdefieber und sie erlernte das Reiten in der Spanischen Hofreitschule in Wien.

Christina Stowasser reitet ein Islandpferd

Ihr ganzes Leben drehte sich immer um Pferde und Tiere.

Ich bin so stolz auf sie, wie sie sich für arme Tiere einsetzte und uns lehrte Tiere mit Respekt zu behandeln, da viele ohne uns hilflos waren.

Bei ihrem Hobby hat sie auch ihren lieben Ehemann Ernst kennen und lieben gelernt, der die Tierliebe mit ihr teilte. Zusammen haben sie sich ihre ersten eigenen Pferde gekauft und viele gemeinsame Ritte durch dick und dünn gemacht. Da sie den Umgang mit Menschen genauso geliebt hat, vor allem mit Kindern, hat Mama die Lehramtsausbildung auf der Pädak (heute PH) gemacht und mit Auszeichnung abgeschlossen.

Christina und Ernst Stowasser vor einem Auto

Viele Jahre unterrichtete sie an der Hauptschule in Wien Schweglerstrasse. 1986 haben Ernst und Christina beschlossen, ihren Verwandten nach Obersiebenbrunn zu folgen und haben ihr Eigenheim mit Stallungen für die eigenen Pferde selbst geplant und aufgebaut – mit Hilfe von Freunden und Verwandten.

Heute hab ich das besondere Privileg, mit meiner Familie in dem Haus mit 2500 qm Garten zu leben und mein Kind hier aufwachsen zu sehen.

Christina und ihre Familie im Winter

Am 26.03.1987 haben sie ihre Liebe mit dem Bund der Ehe gekrönt und in all dem Glück erblickte kurz darauf ihr erstes Kind Clemens am 15.04.1987 das Licht der Welt. Nach einigen glücklichen Jahren im neuen Haus und den Pferden zu Hause kam ich am 07.12.1990 zur Welt.

Ernst und Christina Stowasser auf einer Bank

1997 wechselte Mama nach vielen Pendeljahren in die Volkschule Obersiebenbrunn und machte zeitgleich neben Arbeit, Stall und Kindern zusätzlich die Ausbildung zur Volkschullehrerin auf der Pädak. Die Zeit verging und der sehnliche Wunsch nach einem Reitbetrieb mit Reitschule wurde immer größer. So fanden die Pferde im August 2010 ihr neues Zuhause am Aspacherhof, wo meine Eltern ihren großen Traum nun voll ausleben konnten. Kinder in allen Altersklassen das Reiten zu lehren war ihr Leben und auch Erwachsenen die Liebe zum Reiten zu zeigen war ihr Element.

Die Reitschule am Aspacherhof

Mama nahm viele arme Tiere, die keine Chance auf ein Zuhause hatten wegen verschiedener Beeinträchtigungen, auf und pflegte sie gesund. Viele ganz große internationale Erfolge, die sie mit ihrem Sohn feiern durfte folgten. Leider schlug das Schicksal im Jahr 2011 voll zu und die Familie Stowasser verlor ihren Sohn Clemens am 01.06.2011 durch eine seltene Herzklappen-Erkrankung. Ein Schock, aus dem sich alle langsam über die Jahre wieder herausarbeiten mussten, der aber die Familie noch fester zusammen geschweißt hat.

Familie Stowasser

Dann kamen viele reiterliche Erfolge, die Mama mit mir feiern durfte. Sie liebte es, sich mit den anderen zu freuen und Erfolge zu feiern, egal wer es war. Eifersucht war ein Fremdwort für sie, sie freute sich immer für und mit jedem.

Die erste Reise nach Island war ein ganz besonderes Erlebnis für meine Mama. Das Land und die Herkunft der eigenen Pferde zu sehen und zu erleben war einfach magisch für sie, dafür trotzte sie sogar ihrer Flugangst.

Jeder der Island kennt, weiß was mit magisch gemeint ist … immer wieder führte es uns als Familie dahin für eine kleine Auszeit … eine besondere Freude in Christinas Leben war für sie dann auch die Hochzeit von mir und meinem Mann Vardi, der auch aus Island importiert wurde – natürlich freiwillig :-), es wurden also nicht nur Pferde importiert 🙂 .

Viki im Hochzeitskleid neben ihrer Mama und ihrem Papa

Daraufhin äußerste Mama ständig der Wunsch, doch endlich ein Enkelkind zu bekommen. Ja, mehrmals hat sie das so leicht nebenbei erwähnt. Dieser besondere Wunsch ging für sie am 26.09.2021 in Erfüllung. Zur besonderen Überraschung haben wir den Namen erst nach der Geburt bekannt gegeben. (Das war ein Kampf den Namen geheim zu halten, denn wer unsere liebe Mama kennt, weiß, dass sie manchmal mit Fragen hartnäckig sein konnte, wenn sie neugierig war.)

Es ging hier schließlich um das lang ersehnte Enkelkind und da mussten wir uns doch schon einen Namen überlegt haben, meinte sie. Haha. Am Tag der Geburt wurde das lange Rätsel gelöst. Unser Sohn wurde Clemens genannt, um seinem Onkel alle Ehre zu erweisen und zu zeigen, wie sehr dieser geliebt und niemals vergessen wurde. Diesen Moment werde ich niemals vergessen, als Mama den Namen auf dem Spitalsband gelesen hat. Ich denke jeder kann sich gut bildlich vorstellen wie es war :-)!

Christina Stowasser mit ihrem Enkel Clemens

Meine Mama war wirklich die stolzeste Oma die es gibt, sie kostete jede einzelne Minuten voll als Oma aus. In dieser Rolle ging sie nochmals in voller Blüte auf und war die beste Oma, die man sich wünschen konnte. Jede freie Minute verbrachte sie mit unserem Sonnenschein. So viel Liebe und Freude schenkte sie ihm.

Ich danke dir so sehr dafür, dass er all diese Liebe noch erleben durfte.

Christina mit Enkerl Clemens

Christina, Ernst und der kleine Clemens

Bei einer Routineuntersuchung im November stellte man fest, dass Mama krank ist, Krebs im Darm, der aber noch sehr klein und gut behandelbar wäre.

Doch zum Kampf gegen den Krebs kam es leider nicht mehr, denn eine Infektion, die nach dem Spitalsaufenthalt im Körper auftrat, schwächte ihren Körper plötzlich so sehr, dass sie am 17.11.2023 um 7:15 völlig unerwartet für immer ganz ruhig eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht ist.

Das zog uns den Boden wirklich unter den Füssen weg. Wir waren doch gerade noch bei ihr? Clemens hat doch gerade noch am Spitalsbett mit ihr mit seinem Traktor gespielt.

Plötzlich steht die Welt still, man hat keine Ahnung, was gerade eigentlich passiert und es überkam uns ein furchtbares Déjà-vu. Man hat das Gefühl man weiß nicht weiter … Eine große Person im Leben ist plötzlich weg. Wie soll man so schnell und überraschend in diese großen Fußstapfen treten?

Die Gerüchteküche brodelte, aber wir gaben sofort Aufklärung: ES GEHT WEITER. Im Sinne meiner Mama versuchen wir alles genauso liebevoll und familiär weiterzuführen, ihre Tierliebe werden wir weiter leben und mit großem Elan und mit Mama in der Mitte wird es weiter gehen.

Christina mit Enkerl Clemens beim Winterspaziergang

Liebe Christina, liebe Mama und vor allem liebe Oma, wir danken dir für alles, was du für uns getan hast, für all die Liebe, die du uns und unseren Tieren geschenkt hast, für die vielen guten Ehejahre, als beste und fürsorglichste Mutter, die man sich wünschen kann. Im Sinne deines Lebens werden wir alles weiterleben und -führen, wie du es gemacht hast.

Wir lieben und vermissen dich unendlich.

Deine Viki“

Christina und Ernst Stowasser
Teilen über:

Schreibe einen Kommentar