Wenn man Lydia Prenner–Kasper im Fernsehen sieht, ist sie vor allem eins: witzig, schlagfertig, durchaus gesellschaftskritisch. Lustig. Lydia ist als österreichische Kabarettistin bekannt und viel unterwegs. Sie wurde 2011 als Österreichs Jungkabarettistin des Jahres ausgezeichnet und seit damals ist sie regelmäßig im Fernsehen und bei ihren eigenen Programmen auf Österreichs Kabarett-Bühnen zu sehen. Gemeinsam mit ihren Kabarett-Kollegen Gery Seidl und Harry Prünster unterhält sie ihr Publikum bei „Sehr witzig!“, ist immer wieder Gast bei „Was gibt es Neues“ und der „ORF Tafelrunde“.
Aber wisst ihr, was für mich ganz besonders ist?
Ihr erratet es schon, oder? Lydia Prenner-Kasper besitzt ein Islandpferd! Ich nehme es gleich mal vorweg: Funi Kjáni vom Hacklhof heißt der geliebte Vierbeiner der Familie, ein wunderschöner, großer 14-jähriger Islandwallach, den Lydia und ihre 3 Töchter bei einem Familienurlaub im Lungau kennen gelernt haben. 5 Jahre sind sie jetzt schon „fix z´samm“ mit Funi“, wie Lydia mir lachend erzählt – und keine Sekunde hat es die 5-köpfige Familie bisher bereut.
Es ist ein kalter Sonntag Anfang Februar, als ich Lydia und ihre älteste Tochter auf einem Islandpferdehof in der Nähe von Wien kennen lernen darf. Klirrend kalt ist es, aber die Sonne lacht vom Himmel und taucht den gepflegten Hof in ein schönes Winterlicht. Begleitet werde ich dieses Mal von Sandra Tögel, die mit ihrer Kamera mit mir durch die Kälte stapft. Sie wird Lydia und mich bei unserem Rundgang begleiten.
Als wir hinauf zur Stallgasse kommen, erkenne ich Lydia sofort. Sie lächelt mich an, wir begrüßen einander und ich fühle mich sofort wohl. Islandwallach Funi wird gerade auf Hochglanz gestriegelt. Was für ein hübsches Pferd, denke ich mir. Eine fröhliche, sehr sympathische Jugendliche – Lydias älteste Tochter – putzt den Wallach akribisch mit ihrer Mama gemeinsam (die das Bürsten der Mähne übernommen hat) und wir unterhalten uns ein bisschen. Ich habe natürlich gleich viele Fragen, ihr kennt mich ja.
Bei unserer Plauderei erfahre ich, dass Lydia erst sehr spät zu reiten begonnen hat, 20 Jahre war sie damals alt. Dann hat sie ein klassisches Schicksal ereilt. Sie hat eine etwa 8-jährige Reitpause gemacht und erst wieder mit dem Reiten begonnen, als ihre älteste Tochter Reitstunden bekommen hat. Nach einer Zeit wollte Lydia bei den Reitstunden nicht mehr nur zuschauen, sondern selbst auch wieder rauf aufs Pferd, erzählt sie mir. Und so zieht das Reithobby bei Familie Prenner-Kasper ein.
Geritten wird regelmäßig, gelernt wird viel. Den Reiterpass hat Lydia übrigens auch zu machen versucht. Lachend erzählt sie von ihrem Erlebnis. „Vor der Prüfung habe ich allen Kindern noch geholfen, ihre Pferde herzurichten. Bei der Prüfung haben dann alle Kinder den Reiterpass bestanden, nur ich bin beim Springen runtergefallen.“
Den Reiterpass hat Lydia bis heute nicht. Sie vermisst ihn aber auch nicht.
Wir unterhalten uns viel über den Alltag mit Pferd, die Organisation der Familie mit 3 Kindern, den Beruf, das Rampenlicht, die Bühne – und wie es zu Funi gekommen ist.
Nun, Funi hat die Familie beim Urlaub am Hacklhof im Lungau kennen gelernt. Er war dort ein richtiges „Ferienwochen-Pferd“ von Beruf. Mit ihm und seinen Kollegen konnten Mutter und Töchter im Sommer immer wieder schöne Ausritte im Lungau genießen. Und wie das so ist – der Wunsch nach einem eigenen Pferd wurde mit der Zeit immer größer und vor ungefähr 5 Jahren wusste Lydia, dass sie gerne ein eigenes Pferd besitzen würde. Ihr erster Anruf damals: beim Hacklhof. Ob es dort wohl ein passendes Pferd für sie gäbe?
Das Schicksal nahm seinen Lauf – denn ihnen wurde eben der hübsche Funi angeboten. Seitdem ist Funi ein nicht mehr wegzudenkendes Familienmitglied. Lydias Mann Reini hat sich mittlerweile auch sehr mit dem Isländer angefreundet. Auch wenn er kein Reiter geworden ist – da lässt er den Damen der Familie gern den Vortritt. Reini bevorzugt das Mountainbike. Karotten und Bio-Äpfel sammelt er für Funi aber sehr fleißig.
Funi ist für die ganze Familie da. Mehr Pferde sollen es auf gar keinen Fall werden. Lydia findet berufsbedingt höchstens 1–2-mal pro Woche Zeit zum geliebten Pferd zu fahren. Den Rest erledigen ihre Töchter. „Für mich ist es eine Auszeit hier. Ein Runterkommen vom Beruf, vom Alltag. Eine andere Welt. Auch wenn ich die bunte Welt der Bühne und des Fernsehens sehr genieße – das hier ist der perfekte Ausgleich für mich.“, erzählt mir Lydia, als wir uns nach einem Spaziergang auf schmiedeeiserne Stühle in der Sonne setzen. Funi begleitet uns und genießt die Karotten, die Lydia mitgenommen hat.
Wie ihre Kabarettkollegen auf ihr Hobby reagieren, möchte ich gerne wissen. „Es ist lustig“, erzählt Lydia schmunzelnd. „Meine weiblichen Kolleginnen finden das super, wollen viel über Islandpferde wissen und was man da so tun muss, wenn man ein Pferd besitzt. Die männlichen Kollegen interessieren sich für den Hänger, das Transportfahrzeug und die PS, die man braucht, um ein Pferd von A nach B zu bringen.“
Ich frage Lydia, was man von einem Islandpferd lernen kann.
„Alles, was ich fühle, wird vom Pferd gespiegelt. Es lehrt mich, meine Reaktionen zu regulieren. Ich bin sehr quirlig, ein Pferd zeigt dir, dass es wichtig ist, die Emotionen auf allen Ebenen zu dosieren. Funi ist mir sehr ähnlich. Er nimmt sich manchmal zu viel vor, ist gestresst, wenn etwas anders läuft, als er dachte. Er überfordert sich manchmal. Beim Reiten mit Funi muss ich genau darauf achten, was wir uns gemeinsam vornehmen, was wir gut handeln können. Ich muss mir immer die Frage stellen, was passt, was ist zu viel? Dabei geht es auch darum, das Risiko zu minimieren. Das betrifft vor allem das Ausreiten, das immer noch eine Challenge mit dem jungen Mann ist.“
Ob man etwas von den Islandpferden auf die Bühne mitnehmen kann?
„Ja, Authentizität. Glaubwürdigkeit für die Rolle, die man gerade ausübt. Führen und geführt werden. Vertrauen haben. Dass man manchmal einen Vertrauensvorschuss geben muss. Authentisch bleiben. Man lernt aber auch Verantwortung abzugeben. Ich sage manchmal zu Funi „Ein Stück Verantwortung trägst auch du“, und das fühlt sich richtig an.“
Wo soll es denn in Zukunft hingehen, möchte ich von Lydia wissen.
„Funi und ich sind in den letzten 6 Jahren echt gut zusammengewachsen. Es ist viel weitergegangen“. Lydia lacht:“ Man kann sagen, aus einer Urlaubsbekanntschaft ist eine fixe Beziehung geworden 🙂 ! Wir sind also fix z´samm und arbeiten viel an unserer gemeinsamen Beziehung.“ Dann wird Lydia kurz ernster.
„Ich möchte in Zukunft noch gelassener werden. Ich möchte mich trauen, über meine Grenzen zu gehen und Funi gegenüber toleranter zu sein. Ich möchte das Allein-Ausreiten noch oft trainieren, denn, davon bin ich überzeugt, je öfter man es macht, desto weniger nervenaufreibend wird es. Ich denke auch, dass da Funis Alter und Routine eine Rolle spielen werden. Wir haben echt schon viel geschafft. Ich kann jetzt sehen und erkennen, wie souverän wir schon geworden sind. Ich möchte auch lernen, besser mit meiner Angst umzugehen.“ „Ich bin nämlich keine sehr mutige Reiterin“, fügt sie hinzu.
Im kommenden Sommer ist eine Islandreise geplant. Da möchte sogar ihr Mann Reini das Rad gegen ein Islandpferd tauschen. „Ich bin schon sehr gespannt, wie es wird“, sagt Lydia lächelnd und umarmt ihren Funi im glitzernden Sonnenlicht.
Langsam wird es Zeit, uns voneinander zu verabschieden. Schade. Ich könnte Stunden mit Lydia plaudern. Als wir zurück zum Auto schlendern muss ich lächeln. Wie sehr ich diese Gespräche doch liebe. Jetzt kenne ich eine weitere wunderschöne Geschichte. Eine Geschichte von einer glücklichen Familie und ihrem Islandpferd.
ps: Mein ganz herzlicher Dank geht heute an Sandra Tögel von Sandra Tögel Fotografie, die Lydia und mich bei unserem klirrend kalten Besuch begleitet hat. Danke, Sandra.