Jedes einzelne Wort. Ich liebe jedes einzelne Wort dieser Zeilen, die mir Christina geschickt hat. Christina ist Moderatorin bei einem bekannten österreichischen Radiosender und verbreitet als solche allzeit gute Laune im ganzen Land. Was viele nicht wissen: Christina lebt ein ganz besonders schönes Leben. Mit ihrem Mann Stefan. Fernab von Glanz und Glamour haben sich die beiden einen Traum mit Islandpferden erfüllt. Und heute möchte Christina Danke sagen.
Christina: Kennt ihr das Gefühl, euch selbst aus der Vogelperspektive zu beobachten? Auf euer eigenes Leben zu schauen und euch zu fragen, wie ihr eigentlich hierhergekommen seid? In diesen tollen Moment? Zu diesem wunderschönen Jetzt? Ich zähle zu den glücklichen Menschen, denen das regelmäßig passiert. Und dafür bin ich richtig oft richtig dankbar.
Mein Leben ist ein Ponyhof, im wahrsten Sinne des Wortes: Mein Zuhause, ein altes Weingut, teile ich mit meinem Mann, seinen Eltern, einer Hündin, zwei Katzen und mit vier wundervollen Pferden. Wir sind umringt von Weiden und endlos langen Feld- und Waldwegen und haben das Glück, dass wir diese auch alle ohne Verbote oder Einschränkungen benützen dürfen.
Allerdings darf man sich mein Ponyhofleben nicht als endlosen Ausritt in den Sonnenuntergang vorstellen, der nur durch Mähnenflechten und Fellnasenkraulen unterbrochen wird, oh nein. In erster Linie bedeutet es, täglich früh aufzustehen, Pferde aus den Boxen in den Offenstall bringen, füttern, abmisten, irgendetwas reparieren (echt, in so einem Stall ist IMMER irgendetwas zu richten! Es ist wie ein physikalisches Gesetz: In dem Moment, in dem etwas gemacht worden ist, geht garantiert wieder etwas anderes kaputt), wieder füttern, wieder abmisten, neu einstreuen und so weiter und so fort.
Ehrlich, bis ich tatsächlich mal irgendwo durch die Gegend tölte, ist es oft ein verflucht langer Weg. Und ob der Tölt auf diesem Weg dann taktklar ist, steht oftmals auch in den Sternen. Und wenn ich versuche, so wie heute Früh, bei Minusgraden die festgefrorenen Pferdeäpfel vom Paddock abzuhacken, frage ich mich ehrlicherweise schon manchmal: „Echt jetzt, was IST das eigentlich für ein Hobby?!“ 🙂
Doch obwohl das Leben auf einem Ponyhof oftmals anstrengend ist und bedeutet, dass man in jeder Ecke seines Wohnraumes Pferdehaare, Heustängel und Leckerlikrümel erwarten darf, würde ich es nicht mehr hergeben wollen. Meine Pferde als erstes nach dem Aufwachen sehen zu können, ihre Spiele zu beobachten und sie abends zufrieden schnauben zu hören, nachdem ich ihre Box mit frischer Einstreu und Heu gefüllt habe, ist ein unbeschreibliches Gefühl.
Glitnir, mein geliebter Schimmel, der inzwischen seit zehn Jahren an meiner Seite ist, hat ganz kleine Äuglein, wenn er mich morgens verschlafen ansieht. Sobald meine Hand in die Tasche zu den Leckerlis wandert, weiten sie sich zu großen, schwarzen Knopfaugen und mein Lieblingspferd scheint mich richtig anzulächeln.
Kolbi, mein frecher Rappe, ist der Chef und wird, um die Hierarchie der Herde zu respektieren, auch von mir so behandelt: Ihn hole ich morgens zuerst aus seiner Box und im Gegenzug … naja, darf ich Kolbi ausgiebig den Mähnenkamm kraulen, was er über alles liebt.
Sinir ist der rüstige Opa unserer Herde und inzwischen 23 Jahre alt. Ein entzückender Hellbrauner mit schwarzer Mähne und „Rücklicht“, wie seine Besitzerin Julia aufgrund seines weißen Abzeichens am Schweifansatz sagt. Sinir steht Kolbi und Glitnir in Punkto Geschwindigkeit und Temperament trotz seiner Jährchen in nichts nach und beweist allen, dass Islandpferde ab 20 noch immer voll in der Blüte ihres Lebens stehen können.
Erill ist der Vierte im Bunde. Ein wunderschöner Fuchsfalbe, der meiner lieben Freundin Tanja gehört. Er ist den Menschen gegenüber sehr zurückhaltend, aber in der Herde dafür derjenige, den alle innig lieben und der immer für ein ausgiebiges Spiel zu haben ist. Tanja hat mit ihrem Feingefühl schon viel bei Erill erreicht und sie zeigt ihm, dass es mit uns Menschen auch lustig und unbeschwert sein kann und wir nicht nur nehmen, sondern miteinander ein Team sein wollen.
Und so leben wir hier miteinander, als bunter Haufen: Rappe, Hellbrauner, Fuchsfalbe und Schimmel. Esther, unsere schokobraune Neufundländer-Hündin, macht die Herde komplett und hat schon als Welpe eine Romanze mit Kolbi gestartet. Wo Kolbi ist, ist auch Esther – und das ist ehrlich nicht übertrieben. Kolbi muss, wo er auch steht, Schlabber-Küsschen ertragen und das tut er mit stoischer Geduld.
Und alles hat vor über zehn Jahren mit meinem Herzenspferd Glitnir begonnen. Hätte ich mich damals in Semriach nicht in diesen unfassbar niedlichen, fünfjährigen Grauschmimmel verliebt, der andauernd gewiehert hat und eigentlich viel zu temperamentvoll und schwierig für mich gewesen ist, wäre mein Leben heute nicht einmal ansatzweise so, wie es ist.
Deshalb muss ich zuallererst eigentlich meinem Glitnir Danke sagen. Also danke, lieber Glitnir, dass ich täglich deinen Mist wegräumen darf und du mir im Gegenzug deine besondere Liebe schenkst. Du bist das unglaublichste, tollste Pferd, das ich jemals kennen gelernt habe.
Danke an meinen wundervollen Mann Stefan, der uns den schönsten Pferdestall gebaut hat, den ich mir vorstellen kann. Er unterstützt mich tagein, tagaus bei allen Dingen, die zu tun sind und steht mir bei jeder Herausforderung bedingungslos zur Seite. Stefan ist ein wahrer Pferdemensch, und das, obwohl er nicht einmal reitet. Aber er sieht die Pferde. Jedes für sich, in seinem eigenen Charakter, und er hat ein Gespür dafür, was sie brauchen.
Danke an Stefans Eltern, die uns helfen, wo sie nur können und maßgeblich daran beteiligt sind, dass seit inzwischen drei Jahren alles so reibungslos läuft. Nur dank ihnen können Stefan und ich ohne schlechtes Gewissen auch einmal ausschlafen, in Urlaub fahren und regelmäßig feiern gehen oder Ausflüge machen – denn wir wissen, dass daheim alle gut versorgt werden.
Danke an Tanja und Julia, unsere beiden Einstellerinnen, die bis heute immer nur gute Stimmung in den Stall gebracht haben und darüber hinaus meine Freundinnen geworden sind. Ihr seid mir so ans Herz gewachsen und es bedeutet mir viel, dass ihr mir eure wertvollen Pferde anvertraut.
Ich wünsche von Herzen allen frohe Weihnachten, die diese Zeilen lesen!
Umarmt eure Pferde, krault sie an ihren Lieblingsstellen, und seid nachsichtig mit ihnen und mit euch, wenn die Dinge nicht so klappen. Steckt euch eure Ziele fürs neue Jahr nicht zu hoch und zählt auch die Gesundheit eurer Vierbeiner und jeden fröhlichen Ausritt oder Spaziergang als Riesenerfolg.
Am Ende ist das Reiten nur ein Teil von all dem, was wir Pferdeliebe nennen. Es geht eigentlich um viel, viel mehr und gerade zu Weihnachten können wir den Zauber, den unsere Pferde in unser Leben bringen, besonders spüren, wenn wir es nur zulassen.