Lukas Perman im Gespräch mit miia am Pferdehof Mileder

Ganz im Moment

Es ist ein sehr bekannter Mann, den ich gestern in einem Gestüt nahe der Wiener Stadtgrenze treffen durfte. Lukas Perman ist als Künstler im In- und Ausland bekannt, aus der österreichischen Musik-Welt ist er wohl kaum mehr wegzudenken. Theater an der Wien, Raimund Theater, Volksoper, Ronacher – er hat all diese Bühnen (und noch viel mehr) bespielt und sein Publikum überzeugt. Er hat bei Dancing Stars getanzt, bei Starmania einen medialen Gesangswettbewerb bestritten (und das vor bereits 20 Jahren). Er hat CDs veröffentlicht. Charity-Veranstaltungen organisiert. 2019 hat er sogar das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich bekommen.

Lukas Perman im Gespräch mit miia

Man kennt und schätzt Lukas Perman seit vielen Jahren sehr. Lukas ist aber nicht nur ein vielbeachteter Künstler – er ist auch (seit ein paar Monaten) vierfacher Familienvater, Ehemann, Haus- und Gartenbesitzer, hat ein MBA und eine Weile sogar in Japan gearbeitet.

Vor einiger Zeit habe ich erfahren, dass Lukas Perman neben all den familiären und beruflichen Verpflichtungen auch regelmäßig Reitstunden auf Islandpferden nimmt. Ich wollte schon lange reitende Väter interviewen und dem Geheimnis auf die Spur kommen, warum es Männer nicht so oft zu den Pferden zieht wie Frauen. Ob Lukas mir wohl diese Frage beantworten kann?

Lukas Perman

Das Wetter ist kalt und feucht, als ich auf Lukas am Pferdehof Mileder in Pressbaum warte. Ich treffe dort Madeleine Weiss und Judith Srb, die mich – wenig beeindruckt vom unfreundlichen Wetter – herzlich und fröhlich begrüßen. Madeleine ist am Pferdehof Mileder nicht nur Einstellerin, sie betreibt hier gemeinsam mit Judith eine Reitschule. Hier kann man reiten lernen auf Islandpferden.

Lukas Perman

Wir plaudern ein bisschen, Madeleine führt uns am Hof herum – als vom Parkplatz Lukas zu uns kommt. Er lächelt, ist gut gelaunt und freut sich sichtlich auf seine bevorstehende Reitstunde. Seine Lieblingsstute Hallastjarna (aka Haline) wird ihm von Judith gesattelt übergeben – das sei aber nur heute so, raunt er mir zu. Sonst sattelt, putzt und zäumt Lukas sein Pferd natürlich selbst. Denn Pferde liebt der heute 42-Jährige schon seit seiner Kindheit.

Lukas Perman

Schon als Kind sei er geritten, auch eine Reitwoche am Islandpferdehof in Ampflwang habe er als Kind miterleben dürfen. Nach einer längeren Pause hat Lukas es dann als junger Erwachsener mit dem Westernreiten probiert und ist schließlich nach einer weiteren Pause – gemeinsam mit seiner ältesten Tochter Liv – bei den Islandpferden gelandet. Mehr oder weniger aus Zufall. Er schätzt diese Pferderasse deshalb aber nicht weniger: „Sie sind kleiner, unerschrocken, man fühlt sich auf ihnen sicher – man hat fast das Gefühl, man kann ihren Bauch mit den Beinen umschließen.“ Reitstunden hat er meist parallel mit seinen beiden Töchtern – mittlerweile ist nämlich auch seine jüngere Tochter Ivy begeistert von den Pferden.

Lukas Perman auf einem Islandpferd

Ich schaue Lukas ein bisschen bei seiner Reitstunde zu. Er trabt, galoppiert am Zirkel, sitzt aus und um …

„Das Tolle am Reiten ist, dass du ganz im Moment sein musst. Das Pferd spürt sofort, wenn du nicht bei der Sache bist, wenn dir andere Gedanken durch den Kopf gehen. Das unterscheidet das Reiten vom Tennisspielen, bei dem du einen Tennisschläger in der Hand hast und es nur auf dich ankommt. Es funktioniert dann oder auch nicht. Das Reiten ist aber ein Zusammenspiel zweier Lebewesen, die einander verstehen müssen. Das Pferd ist kein Auto, mit dem du einfach losfährst. Ich glaube, dass das Reiten genau das richtige in unseren Zeiten der verstreuten Gedanken und des Multitaskings ist. Das mag zen-mäßig oder buddhistisch klingen. Pferde zwingen dich einfach, im Hier und Jetzt zu sein. Für mich ist Reiten wie eine Meditation. Außerdem bin ich dabei draußen in der Natur – das liebe ich sowieso.“

Hallastjarna

Ich frage Lukas nach seinen Zielen, seinen reiterlichen Vorhaben in der Zukunft.

Da gibt es zum Beispiel das Ziel, den Reiterpass zu machen. Das Training dafür hat schon stattgefunden, der Prüfung kam dann leider Corona zuvor. Auch das Springen habe Lukas schon ausprobiert und dabei richtig Spaß gehabt, verrät mir Madeleine.

Die Nähe, die durch das Reiten zu den Pferden wieder entstanden ist, hat Lukas’ Interesse für Pferdegestütztes Coaching geweckt und so hat er eine Ausbildung im Mentaltraining und Pferdegestützten Coaching absolviert. „Ich arbeite seit einiger Zeit als Coach mit und für Menschen, die gewisse Themen oder Persönlichkeitsanteile reflektieren und damit weiterentwickeln wollen. Die Arbeit mit Pferden als Co-Coaches ist dabei irrsinnig wertvoll. Pferde reagieren unmittelbar als „Spiegel“ der Gefühle und nicht auf der kognitiven/rationalen Ebene. Diese Eigenschaft ist in Veränderungs,- oder Entscheidungsprozessen nachhaltig wirksam und inspirierend.“

Lukas Perman reitet auf einem Islandpferd

Ein eigenes Pferd? „Das kommt sehr auf meine Familie an. Meine Frau und ich möchten gerne viel gemeinsam mit unseren vier Kindern erleben. Ein gemeinsames Hobby wie das Reiten wäre natürlich wunderbar. Meine beiden älteren Töchter haben bereits großes Interesse an den Pferden, auch meine Frau überlegt, es mal auszuprobieren. Wenn die ganze Familie Interesse hätte, könnte ich mir schon vorstellen, mich der zeitlichen und finanziellen Herausforderung eines eigenen Pferdes zu stellen.“

Miia im Gespräch mit Lukas Perman

Wieso reiten eigentlich nicht mehr Väter, mehr Männer, möchte ich wissen. Das sei ein soziokulturelles Thema, meint Lukas nach einer kurzen Nachdenkpause. Das Reiten sei eine weniger kompetitive, sensiblere Sportart. Lukas vergleicht das Reiten mit dem Tanzen – auch da gibt es in den Kursen viel mehr Mädchen und Frauen. Die wenigen Männer, die sich ernsthaft damit beschäftigen, haben es dann wohl leichter, später mal groß rauszukommen. 

Lukas Perman reitet auf einem Islandpferd

Eine Sache interessiert mich dann noch. Ob Lukas wohl schon einmal in Island war? „Ja,“ antwortet er mir. „Im Juli 2009 mit meinem Bruder und meinem Vater. Island gehört für mich zu den schönsten Ländern, die ich je gesehen habe. Damals war es wohl noch unberührter als heute. Wir sind die Ringstraße entlanggefahren und von Zeit zu Zeit abgefahren, um die Landschaft zu bewundern. Wir hatten (die meiste Zeit) Traumwetter.“

Miia im Gespräch mit Lukas Perman

So sitzen wir eine Zeit lang in der Stallgasse und plaudern, Lukas Perman und ich. Nach einer Weile steht er auf, verabschiedet sich freundlich und eilt nach Hause zu seiner Familie. Nicht ohne uns vorher noch ein Foto seiner vier Kinder zu zeigen.

Ein Star ohne Allüren. Ein echter Islandpferdereiter eben.

Kleiner Nachtrag:

Solltet ihr Interesse haben, mit Lukas im Bereich des Pferdegestützten Coachings arbeiten zu wollen – schreibt ganz einfach eine Mail an anfrage@lukas-perman.at.

ps: Die wunderbaren Bilder dieses Beitrags stammen von Sandra Tögel Fotografie, bei der ich mich sehr bedanke, dass sie mich an dem eiskalten Tag begleitet hat 🙂 !

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