Ich freue mich, euch heute wieder eine Teilnehmerin am miia:momentum vorstellen zu dürfen! Karin Taus wird mit ihrem Fengur mit dabei sein. Sie hat ihn in Island gefunden und war von ihm begeistert. Ich freue mich schon, den hübschen Wallach im Oktober kennen zu lernen!
miia: Hi liebe Karin, schön, dich kennen zu lernen! Hab schon gehört, du sprichst perfekt Isländisch!
Karin (lacht): Ja, ich habe 2 Jahre in Hólar studiert und insgesamt 8 Sommer in Island gearbeitet. Da hilft Isländisch natürlich enorm. Wenn man die Sprache kann, versteht man nicht nur, was Isländer*innen sagen, sondern man versteht auch in der Pferdwelt mehr Hintergründe und die Philosophie, die dahintersteckt.
miia: Wie war denn dein Sommer?
Karin: Ich arbeite als selbstständige Pferdetrainerin und bin viel in Niederösterreich unterwegs. Wienerwald, Wiener Neustadt, Tullnerfeld – ich komme viel herum. So war es auch diesen Sommer. Ich hatte viel zu tun, habe viele Kurse gehalten und war als Trainerin ausgebucht. Es sind neue Kund*innen dazugekommen, aber viele „alte“ sind mir glücklicherweise auch erhalten geblieben!
miia: Wie viele eigene Pferde hast du denn?
Karin: Ich habe 1 eigenes Pferd und das steht in Wolfsgraben.
miia: Wie war die heurige Sommerhitze für dein Pferd?
Karin: Es war schon heiß, aber mein Pferd hat es gut vertragen. Es hatte ein paar Tage Sommerfrische und 24 Stunden Weide.
miia: Kleiner Themenwechsel … was denkst du eigentlich über das Dressurreiten?
Karin: Dressur ist die Grundlage jeglicher Reiterei. Spartenübergreifend und unabhängig von der Pferderasse. Sobald wir uns auf ein Pferd setzen, erwarten wir, dass es uns tragen kann. Wir müssen aber dafür Sorge tragen, dass das überhaupt möglich ist. Dafür ist die Basis in der Dressurarbeit zu finden. Ich gebe zu, ich bin ein ziemlicher Nerd 😊. Ich lese die Alten Meister, lese viel über die klassische Reitkunst. In Hólar war „Der Balanceakt“ von Gerhard Heuschmann Pflichtlektüre. Mich interessieren die Lerntheorien, wie ein Pferd lernt und wann es etwas lernen kann. All dieses Wissen zeigt sich in der Dressurarbeit. Wenn mein Pferd durchlässig ist, die Hilfen versteht und ich gute Übergänge reiten kann, kann ich dem Pferd bei Problemen viel besser helfen. Meine Lieblingsdisziplin ist übrigens das Gæðingafimi.
miia: Hast du schon einmal mit Julio Borba gearbeitet?
Karin: Nein, noch nicht. Ich konnte ihm aber einmal in Schweden bei seinem Unterricht zuschauen. Ich habe mir auch 2 Interviews mit Julio Borba in einem Podcast angehört. Sehr, sehr spannend, so interessante Antworten.
miia: Und was denkst du über Winterarbeit?
Karin: Winterarbeit ist für mich eine Grundlage, die ich immer brauche. Ich beschränke sie nicht auf den Winter. An Feinheiten kann man ja im Winter arbeiten, aber generell ist das eine Arbeit, die allumfassend ist. Ich versuche wirklich jeden Übergang (auch beim Ausreiten) sauber zu reiten.
miia: Wie wichtig ist dir der Austausch mit anderen?
Karin: Produktiver Austausch ist mir sehr wichtig, ich muss ehrlich sagen, ich vermisse ihn in Österreich ein bisschen. Ich habe bis heute aber guten Kontakt zu meinen Studienkolleg*innen aus Hólar. Insbesondere in Schweden habe ich eine ganz liebe Hólarkollegin, mit der ich mich gut austauschen kann.
miia: Mit welchem Pferd wirst du denn zum miia:momentum kommen?
Karin: Ich werde mit Fengur kommen. Er ist im Osten Islands aufgewachsen und ist heute 7 Jahre alt. Er ist ein 4-Gänger und derzeit grau (er schimmelt aber aus). Ich durfte ihn mit 4 Jahren in Island anreiten. Er war damals schon ein kleiner Streber. Danach hatte er wieder ein Jahr Pause. Und als ich ihn daraufhin wieder zum Reiten bekommen habe, hat er sich so unglaublich entwickelt. Er hat viel laterale Bewegung gezeigt, fast zu große Schritte, daraus konnte sich ein toller Tölt entwickeln. Ich war begeistert. Heute hat Fengur echt gute Grundgangarten, einen tollen Trab und einen super gesprungenen Galopp. Er ist ein sehr entspanntes Pferd, ich denke, ihm ist noch nie etwas Schlechtes widerfahren. Er ist ein echtes Verlasspferd. Ich kann ihn ohne Sattel und gebisslos im Gelände reiten. Wenn 4 Pferde losrennen, rennt er nicht mit. Er erschrickt nicht, ist sehr mutig. Wenn er aber Gas gibt, gibt er ordentlich Gas. Ich bin und war die einzige, die ihn je geritten ist, nur manchmal lasse ich ausgewählte Schülerinnen auf ihm sitzen. Ich arbeite viel mit positiver Verstärkung und ich glaube, der Erfolg dieser Methode zeigt sich bei Fengur.
miia: Kannst du mir dein Pferd mit 5 Worten beschreiben?
Karin: Entspannt, lustig, charmant, verschmust und kreativ (ich finde es toll, wenn Pferde eigene Ideen haben ☺!)
miia: Danke schön! Nur noch eine letzte Bitte: Könntest du meine Sätze beenden?
Karin: Gern 🙂 !
Das letzte Mal laut gelacht habe ich … heute Früh in der Reitstunde mit einer ganz lieben Schülerin.
Wenn ich in der Früh in den Stall komme … atme ich erstmal tief durch und genieße.
Beim Unterrichten achte ich auf … Sitz, Verständnis, Fairness und Freude.
Weiterlernen bedeutet für mich … jeden Tag etwas dazuzulernen.
Wenn ich die Welt ändern könnte … würde ich mich neben dem obligatorischen Weltfrieden um den Klimawandel kümmern.
miia: Vielen Dank, liebe Karin für das spannende Interview! Bis bald!
ps: Die Bilder dieses Beitrags wurden (bis auf eines) von Caroline Heinrich gemacht und für diesen Beitrag zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!