Aus seeehr aktuellem Anlass 🙂 ! Die Frühjahrsmüdigkeit ist nicht nur bei uns Menschen ein Thema, sondern auch bei unseren Islandpferden.
Doch wie beim Menschen ist es nicht bei allen so. Manche Pferde sind mehr betroffen, manche weniger. Ich habe meine Pferde dieses Jahr ganz genau beobachtet und festgestellt, dass sie tatsächlich unterschiedlich auf die ersten warmen Sonnenstrahlen reagieren.
Wie zeigt sich nun die Frühjahrs“müdigkeit“? Manche Pferde wirken schlapp und müde. Andere – ihr kennt das sicher – „explodieren“ förmlich im Frühjahr und schießen über die Weiden oder Paddocks als gäbe es kein Morgen. Diese größere oder kleinere Verhaltensänderung ist natürlich mit Vorsicht zu genießen. Warum sie im Frühjahr so sichtbar wird? Nun, es kann sein, dass im vorangegangenen Winter der eine oder andere „Fehler“ gemacht wurde, der dem Stoffwechsel in der kalten Jahreszeit ziemlich zugesetzt hat – was sich jetzt auswirkt.
Manchmal war zum Beispiel das Futter über den Winter zu einseitig.
Auch leiden viele Pferde über die Wintermonate an Bewegungsmangel. Hand aufs Herz: wer von euch ist nicht schon mal am Sofa liegen geblieben, wenn es vor dem Fenster dunkel war und gestürmt und geschneit hat, statt den geliebten Vierbeiner gut vorbereitet, im Sinne eines guten Wintertrainings, zu reiten?
Meist waren im Winter keine Weiden oder andere große Ausläufe verfügbar, aber gerade Bewegung fördert beim Pferd den Stoffwechsel enorm. Nämlich über den Hufmechanismus! Zu wenig Bewegung bedeutet beim Pferd immer einen verschlechterten Stoffwechsel, da der Rücktransport des Blutes aus den Hufen nicht über Muskelkontraktion, sondern ausschließlich über das Spreizen und Zusammenziehen der Hornkapsel passiert.
Sehr oft wurden im Winter den Pferden aus falsch verstandener Fürsorge auch dicke Decken angezogen, sodass die Hautmuskulatur gelitten hat. Auch dies fährt den Stoffwechsel herunter. Guuut, passiert bei uns Islandpferdereiter*innen vielleicht nicht ganz so oft. Sind wir doch eher dafür bekannt, dass wir unsere Pferde meist robust halten und sie gaaanz locker Wind und Wetter trotzen können. Aber dennoch sei es mal nebenbei erwähnt.
Und zu guter Letzt, aber vielleicht sogar am wichtigsten: Der Fellwechsel von Winterfell auf Sommerfell ist für das Pferd eine nicht unbedeutende Belastung. Dieser Fellwechsel beginnt nämlich nicht, wenn es wärmer wird, sondern schon, wenn die Tage länger werden. Auslöser dafür ist die Zirbeldrüse im Gehirn des Pferdes, die das Hormon Melatonin produziert. Natürlich spielt dann im weiteren Verlauf auch das Wetter eine Rolle, denn bei plötzlichen Kälteeinbrüchen wird der Fellwechsel unterbrochen und setzt sich erst fort, wenn es wieder wärmer wird. Es wurde übrigens bereits festgestellt, dass Pferde beim Fellwechsel bis zu 40% mehr Energie verbrauchen, was sich oft in starkem Schwitzen oder schneller Atmung zeigt.
Übrigens schwitzen beim Fellwechsel auch wir braven „Putzer*innen“ viel mehr als sonst, oder? Gefühlte Tonnen an Pferdehaaren liegen am Boden und möchten gerne weggekehrt werden!
In dieser wunderschönen, aber aus erwähnten Gründen nicht immer einfachen Jahreszeit kann man sein Pferd sehr unterstützen, indem man es gut putzt und dabei die juckenden Haare entfernt. Bei der Fütterung kann man Eiweiß, Vitamine und Spurenelemente ergänzen. Würde ich mit der Tierärztin des Vertrauens besprechen! Das Training sollte gut durchdacht und aufbauend sein, denn sehr schnell können auch Pferde Muskelkater bekommen und der tut nicht nur uns Menschen weh. Ein gut durchdachtes Wintertraining in den Monaten davor kann da richtig gut helfen. Auch gegen die eigene Planlosigkeit.
Aber jetzt ist erstmal der Winter vorbei. Für den nächsten Winter wissen wir Bescheid 🙂 !
Der Frühling lädt uns alle ein, die wunderschöne Natur mit unseren Pferden zu genießen. Machen wir das doch.