Ich habe schon oft gehört, dass es, wenn es um Islandpferde geht, an Reitschulen mangelt. Land auf, Land ab – wenn man heute Unterricht auf einem Islandpferd möchte, heißt es oft warten. Geduld haben, bis ein Platz frei wird. Insbesondere im Großraum Wien könnte es mehr Reitschulen geben, hört man oft.
Aber Reitschulen zu betreiben, ist gar nicht so einfach. Auch das habe ich schon oft gehört. Derzeit möchte ich viel über dieses Thema herausfinden und spreche mit Menschen, die mir etwas darüber erzählen können. Positives, Negatives – denn jede Medaille hat ja, wie bekannt, zwei Seiten. Hintergrundgespräche möchte ich diese durchwegs supernetten und wirklich sehr interessanten Gespräche nennen. 🙂
Eine, die mir mit Feuer und Flamme von ihren Reitschülern und ihren Pferden erzählt hat, ist Madeleine Weiss. Sie betreibt gemeinsam mit Judith Srb eine Reitschule in der Nähe von Wien und hat derzeit 6 Schulpferde, die die beiden perfekt für den Schulbetrieb organisieren.
Madeleine hat mir so viel erzählt, dass ich mich in meine eigene Kindheit zurück versetzt gefühlt habe. Ich selbst war lange Zeit auch so ein „Schulpferdekind“ und weiß, was für eine Freude Kinder haben, die nicht sofort ein eigenes Pferd bekommen. Aus welchem Grund auch immer. Gerade die Corona-Zeit hat uns gezeigt, wie wichtig Tiere und der Kontakt mit ihnen für die Jüngsten, aber auch die Älteren sind.
Weil sie so viel zu erzählen hat, habe ich Madeleine Weiss gebeten, mir ihre schönsten Geschichten aus der Reitschule in Form einer monatlichen Kolumne für miia.at aufzuschreiben.
Und ich bin soooo froh, dass sie zugestimmt hat!
Hier kommt also heute eine absolute Premiere: Die erste „Geschichte aus der Reitschule“ von Madeleine Weiss.
„In der Reitschule gibt es viele ganz besonders schöne Momente. Einer davon ist definitiv, wenn ein neues Pferd seine Karriere als Schulpferd startet. Man sieht das Leuchten in den Augen der Kinder, wenn sie erfahren, dass ein neues Pferd ins Team kommt und hört, wie sie die Eltern bitten, dass sie ja sehr bald wieder in den Stall kommen dürfen, um das neue Pferd zu begrüßen – natürlich angemessen, es muss gleich einmal schön geputzt werden und mit Karotten und Äpfeln belohnt werden.
Wir nehmen uns immer Zeit, die Pferde auch an die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen und auch an ihren neuen Arbeitsplatz zu gewöhnen. So kam letztes Jahr im Februar ein junger Wallach aus Island zu uns in die Reitschule. Er heißt Breki.
Nachdem er in Ruhe angekommen war, durfte er in unseren Sommerreitlagern dann seine ersten Erfahrungen mit den Kindern machen – Desensibilisierung und Spaß standen am Programm. So haben die Kinder dann herausgefunden, dass er liebend gerne Dinge ins Maul nimmt und dann herumwirft und dass er eigentlich eine sehr coole Socke ist – überhaupt nicht schreckhaft und für alles zu haben.
Der für uns wohl schönste Moment daran ist, wenn wir als Reitlehrerinnen und Reitschulbesitzerinnen sehen, wie viel Liebe die Reitschüler*innen unseren Schulpferden entgegenbringen.
Wie sie ihren Eltern oder Freundinnen erzählen, welche Charakterzüge das neue Pferd hat und woran sie es am besten erkennen können, wenn sie ein Halfter fürs neue Pferd mitbringen, weil sie es ihm so gerne schenken möchten, wenn sie sogar eigene Kochrezepte für Pferdeleckerlis ausprobieren.
Mittlerweile ist Breki ein ganz tolles und verlässliches Mitglied in unserer Reitschule.
Möge jedes Pferd diese Art von Liebe erfahren, die unsere Reitschüler*innen unseren Pferden entgegenbringen.“