Ein paar Wochen sind vergangen, als ich meinen letzten Besuch bei einem Islandpferdeort gemacht habe. Bei einem Islandpferdehof, den ich noch nicht gekannt habe. Es ist ja immer sehr spannend für mich. In irgendeiner Form kommt man in Kontakt mit einem Gestüt, ein Besuch für miia.at wird vereinbart und selbstverständlich bereite ich mich darauf vor. Ich werfe dann mal einen Blick in die Sozialen Medien und ins weltweite Web, was es denn über den jeweiligen Ort und die Personen, die diesen Ort prägen, zu lesen gibt. Noch spannender ist es dann aber, den Ort zu besuchen. Weil neugierig bin ich ja allemal und ich mache mir immer gern selbst ein Bild. Ich höre – wie man weiß – nicht gerne auf Urteile anderer Menschen. Ich schau lieber selber nach.
Ich freue mich sehr darüber, dass mich in letzter Zeit die Fotografin Nicole Heiling zu solchen Besuchen begleitet, wenn sie es einrichten kann. Sie begleitet mich, um diese kurzen Momente der Begegnung mit ihrer Kamera einzufangen.
Unser gemeinsamer Besuch beginnt immer mit einem Essen in meinem Auto. Nach vier gemeinsamen Hofbesuchen kann man schon sagen, dass das eine Tradition ist. Das Essen ist so etwas wie eine Einstimmung auf die Überraschungen, die da auf uns zukommen werden.
Vor ein paar Wochen haben wir uns also zu einem für uns noch unbekannten Ort aufgemacht. Wir sind nach Ragelsdorf in Niederösterreich gefahren, um das Gestüt Solhof Equitation zu besuchen, das von Lothar Wachter und Theresa Roeck betrieben wird. Auf Facebook hatte ich es davor schon gesehen. Die Facebookseite zeigt zwei Menschen, deren Herzen offensichtlich für Islandpferde schlagen.
Wir kommen am späten Nachmittag an. Die Sonne glüht, die grünen Weizenfelder wiegen sich im sanften Wind. Es ist trotz der fortgeschrittenen Stunde noch sehr warm. Wir parken das Auto am rechten Straßenrand, wo ein einladendes Holztor eines gelben, großen Hauses offen steht. Gut, denken wir uns, da sind wir wohl an der richtigen Adresse. Wir gehen durch die Einfahrt und betreten einen sehr großen Innenhof. Links erstreckt sich in einem L ein großes, gelbes Haus. Davor eine ebenerdige Terrasse mit einem Tisch und Sonnenschirm. Auf der Wiese vor dem Haus befindet sich eine Rasenfläche. Weiter hinten erkennen wir ein Roundpen.
Lässt man seinen Blick nach rechts schweifen, blickt man auf ein großes, leicht abschüssiges Areal, auf Paddocks mit Unterständen und Boxen und grüne Wiesen mit insgesamt 18 Islandpferden, wie wir später erfahren. Man sieht auf den ersten Blick, dass viele der Tiere hier sehr jung sind. Umgeben ist der Hof unten von grünen Feldern, die zwar nicht mehr zum Gestüt gehören, aber dennoch zum wunderschönen Ausblick beitragen.
Menschenstimmen von rechts. Wir wenden unseren Blick von den Paddocks ab und folgen den Stimmen. Am Waschplatz rechts vom Eingangstor sind zwei junge Frauen gerade damit beschäftigt, Dúx, einen schönen, sehr großen Falben abzuspritzen. Er lässt sich das gerne gefallen, wird nach seiner Dusche abgehängt und spaziert entspannt in Richtung Terrasse davon. „Er darf das,“ erklärt mir Theresa lachend, „immer wieder dürfen unsere Pferde hier herumspazieren und sich als Rasenmäher betätigen“.
Wir schauen dem Wallach lächelnd nach und erkennen Lothar, Theresas Partner, der sich hier, in Ragelsdorf, einen Lebenstraum verwirklicht hat. Wir begrüßen einander und bekommen gleich eine Führung.
Sie beginnt beim wunderschönen Hengst Línus frá Blesastöðum 1A. Theresa schwärmt nur so von diesem wirklich beeindruckenden Rappen. Er sei so ein sanftes Wesen, dass man ihn ohne Probleme sogar ohne Sattel reiten könne. Und gleichzeitig sei er ein vielversprechender Zuchthengst. Ein wichtiges Detail – denn ums Züchten dreht sich hier alles – am Islandpferdegestüt Solhof Equitation.
Lothar selbst reitet seine Islandpferde nicht. Wenn er reitet, reitet er seinen heute 26-jährigen Quarterhorse Wallach Kevin, der auch hier seine Pension genießen darf. Um die Islandpferde kümmert er sich gerne und verbringt hier mit ihnen sein Leben. Als sehr erfolgreicher Wiener Anwalt hat er sich vor ein paar Jahren aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen und widmet sich nun seiner Leidenschaft, der Zucht von Islandpferden.
An seiner Seite Theresa, 27 Jahre jung und begeisterte Reiterin. Sie kümmert sich um die Bewegung der Pferde, auch wenn sie selbst, wie sie sagt, noch viel lernen möchte. Gerade erst das Islandpferdezertifikat bestanden, ist ihr großes Ziel der nächsten Jahre die Ausbildung zur Übungsleiterin. Denn es wäre schön, wenn es hier auch einmal Einsteller*innen und einen kleinen Schulbetrieb geben könnte, erfahren wir von den beiden. Aber das ist zum heutigen Zeitpunkt noch Zukunftsmusik.
Wir gehen weiter zu den vielen Jungpferden und den Stuten. Sie toben auf den Weiden herum, männliche und weibliche Jungtiere getrennt. Begleitet werden wir übrigens bei unserem Spaziergang von Stefanie, einer jungen Frau, die sich hier, am Islandpferdegestüt Solhof Equitation um die Stallarbeit kümmert.
Sie kommt jeden Morgen, mistet die Paddocks ab und füttert die Pferde. Sie reitet aber auch keine Islandpferde. Auch sie reitet ein Quarterhorse.
Die Berittarbeit der Islandpferde macht zum Teil Theresa, zum Teil werden die Pferde dafür monateweise zu ausgewählten Trainer*innen gebracht. Eine Menge Arbeit wartet da also täglich auf die gelernte Tierpflegerin, die ursprünglich aus Gastein kommt.
Im Licht der langsam untergehenden Sonne werden wir Zeuginnen, wie der Hengst Línus auf die große, grüne Weide neben den Paddocks gelassen wird. Mit mächtigen Bewegungen galoppiert und töltet der Hengst seine Runden, die Wiese bergauf und bergab. Eine beeindruckende Vorstellung. Ein wirklich wunderschöner Hengst.
Nach einem Fototermin mit Hengst verlassen wir die Wiese und steigen auf das Dach des derzeit noch in Renovierung befindlichen alten Brunnenhauses mitten im Hof. Hier wird eine Terrasse entstehen, von der aus man einen Rundumblick über das Anwesen hat.
Wir sehen das Viereck von hier oben. Reithalle oder Ovalbahn gibt es keine. Noch nicht. Nach einer langen Zeit auf Wiesen und Paddocks, zwischen Fohlen und Stuten, schlendern wir gemeinsam zur Terrasse, vor der übrigens Rasenmäher Dúx immer noch gewissenhaft seiner Aufgabe nachgeht. Aufmerksam und freundlich kommt uns ein Hundebaby entgegen. Wir erfahren, dass der kleine Collie Fengur heißt. Auch eine ältere Hündin gesellt sich zu uns. Ihr Name ist Lilly. Sie begleitet Lothar schon seit vielen Jahren und hilft jetzt ein bisschen bei der Erziehung des Babys Fengur mit.
Gemeinsam trinken wir im Sonnenuntergang ein Gläschen Holundersekt, essen Marillen und plaudern noch über Lothars und Theresas Islandpferdetraum. Wie gut das Leben hier für Gesundheit und Seele ist. Mit Pferden zusammenzuleben. Ihrem Rhythmus zu folgen. Aber immer noch nicht allzu weit von der Großstadt entfernt.
Ganz kurz vor Sonnenuntergang verabschieden wir uns. Nicole und ich fahren einen Hügel in der Gegend hinauf. Wir setzen uns auf eine Decke auf eine Wiese und beobachten das Farbenspiel am Himmel. Wir lassen das Erlebte Revue passieren. Es ist immer spannend, nach einem Besuch bei einem Islandpferdehof gemeinsam Notizen in ein Buch zu schreiben.
Danke Lothar, danke Theresa, dass ihr uns euren liebevollen Ort gezeigt habt. Danke Nicole, dass du mich wieder begleitet hast!
Ps: Sollte jemand von euch Lust haben, im Rahmen eines Praktikums Theresa bei der Berittarbeit zu helfen, könnt ihr euch übrigens jederzeit beim Islandpferdegestüt Solhof Equitation melden!
Pps: Alle Fotos dieses Beitrags ©Nicole Heiling Photography
Ppps: Ihr habt Interesse an einer miia Reportage über euren Islandpferdehof? Dann meldet euch einfach bei katharina@miia.at.
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