Eine Suche mit Very Happy End

Ich kenne Susanne Jelinski, aka Usi, schon ziemlich lange. Gesehen habe ich sie in letzter Zeit selten, umso mehr hat es mich gefreut, dass ich Usi und ihren Lebenspartner Raimund letzten Dienstag, trotz Unwetterwarnung, in ihrem neuen Zuhause besuchen durfte. Wieder mit mir unterwegs – die Fotografin Nicole Heiling, ein Umstand der mich wirklich sehr gefreut hat.

Nicole und ich machen uns (nach mittlerweile traditionellem Corona-Test) auf den Weg Richtung Steinebrunn, das ganz nah an der tschechischen Grenze in Niederösterreich liegt. Von Usis Hof aus kannst du Tschechien sehen, so nahe ist die Grenze.

Blick auf Tschechien vom Paddock aus

Nach ungefähr 50 Minuten Fahrt kommen wir über ein kurzes Stück Landstraße zum Islandpferdehof Pottaschhüttn und parken das Auto auf einer Wiese am oberen Ende des Hofes. Von hier aus hat man einen guten Blick über das Hofgelände. Wir steigen aus dem Auto aus und ich staune gleich mal nicht schlecht. Ich habe mir das Gestüt kleiner vorgestellt. Hier erwartet uns aber ein ziemlich großes Areal. Viele Islandpferde stehen auf großzügigen und sehr gepflegten Paddocks. Wenn du hier Gatsch und Matsch suchst, wird deine Suche vergeblich sein.

Wir gehen links an den Paddocks vorbei und nähern uns dem Haus. Usi (leicht an ihrer roten Mütze erkennbar), Raimund und Einstellerin Katharina (die ich von früher kenne) begrüßen uns.

„Ihr werdet heute gleich Zeuginnen einer Rettungsaktion“, lacht uns Usi entgegen. Wir erfahren, dass in der Nachbarschaft ein Pony gestorben sei und die Besitzer*innen auf der Suche nach einem Zuhause für das nun alleine übrig gebliebene Pony Jolande seien. Pony Jolande sollte ein bisschen später von den Nachbarn gebracht werden.

In der Zwischenzeit haben wir also noch die Gelegenheit, einen Rundgang zu machen. Die in etwa 35 Pferde, die hier leben, sind zum Teil Pferde der befreundeten Einsteller*innen, Pensionspferde, 2 trächtige Stuten sind dabei, einige Berittpferde von Gunnar Hoyos, der hier auch seine Zelte aufgeschlagen hat, und auch die beiden derzeitigen Reitpferde von Usi. Die Pferde stehen in kleinen Gruppen, manche auch alleine, auf ihren Paddocks und trotzen dem Wind, der uns bei unserem Rundgang um die Ohren pfeift. Ein Viereck gibt es hier und unzählige Kilometer Ausreitgebiet.

Der angekündigte Hagel bleibt glücklicherweise aus und auch Regen überrascht uns keiner. Der Himmel lässt immer wieder ein paar Sonnenstrahlen durch – und lässt so den Pferdehof so richtig erstrahlen.

Im Gespräch. Susanne Jelinski und Katharina Brandel (miia)

Wer hier übrigens gemauerte Ställe sucht, wird keine finden. Die Pferde stehen ausnahmslos in Offenställen, haben aber alle nigelnagelneue Zelte, unter denen sie Schutz finden.

Besichtigungstour

Am Horizont sehen wir schon die Ponystute Jolande samt ihrer Besitzer*innen-Familie näher kommen. Bis zur Ankunft bleibt mir aber noch Zeit, mich ein bisschen mit Raimund zu unterhalten. Es sei dem Home-Office zu verdanken, dass er sich hier gemeinsam mit Usi vor ziemlich genau einem Jahr einen Traum erfüllen konnte. Das wunderschöne, 2017 erbaute ebenerdige Landhaus, das die beiden gekauft haben, war ursprünglich als Therapiehof geplant. Aufgrund eines Todesfalles stand das großzügige Haus dann zum Verkauf. Als Usi es zum ersten Mal gesehen hat, hat sie sich sofort verliebt. Auch Raimund war schnell davon überzeugt, dass hier – und nur hier – das gemeinsame Leben der beiden samt ihren Hunden und Pferden weitergehen soll.

Islandpferdehof Potaschhüttn

Bevor wir den Gang ins Haus antreten, wird aber endlich noch Pony Jolande begrüßt und gleich in die Herde zu ihren zukünftigen Freundinnen gebracht. Das kleine, neue Pferd ist nicht nur für die Stutenherde superspannend, sondern auch für alle anderen Pferde, die das beobachten. Sie laufen und springen auf ihren Paddocks herum, dass es eine Freude ist. Jedenfalls für eine engagierte Fotografin, die gerne tolle Pferdebilder macht 🙂 .

Spiel der Wallache

Nachdem sich die kurze Aufregung um Pony Jolande gelegt hat, gehen wir durch einen gepflegten Garten ins Haus hinein. Sogar einen kleinen Teich gibt es hier!

Therapiehof

Dort begrüßen uns als erstes die drei Hunde Bisou, Figo und Chippie. Im Haus drinnen treffen wir auf Gunnar Hoyos, frischen Kaffee, Cheesecake á la Usi, Traubensaft und Wein. Gunnar hat vor ein paar Monaten einen eigenen kleineren Teil des Hauses bezogen und ist immer ein gern gesehener Gast im „Haupthaus“ bei Usi und Raimund.

Gunnar und Usi, Cheescake und Traubensaft

Wir bekommen auch noch eine Führung durch das lichtdurchflutete Haus. Lange weiße Gänge mit schönem Holzboden, große Fenster in jedem Zimmer, die ursprünglich als Therapiezimmer angelegt wurden und alle eine Aussicht auf die in Sonnenlicht getauchten Pferdekoppeln haben.

Ich fühle mich hier gleich wohl. In den vielen Zimmern dürfen übrigens (so Corona es erlaubt) Einsteller*innen übernachten. Platz gibt es hier wirklich genug.

Usi mit Figo und Chippie

Ein Seminar hat hier auch schon stattgefunden. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass das nicht das letzte war.

Nachdem ich mich von der Besichtigung des schönen Hauses losreißen kann, hören wir bei Cheescake und Kaffee zu, als Usi über ihren Tag erzählt, der sehr früh beginnt, zwischen 6.00 und 6.08h um ganz genau zu sein. Da werden erste Arbeiten erledigt, dann die Pferde gefüttert und Mitarbeiter Herbert kommt, um die Paddocks abzumisten.

Usi at work

Auch wenn der Tagesbeginn sehr genau geplant ist, verläuft der Tag danach genau so, wie er eben sein soll. Während Raimund in seinem mit vielen Bildschirmen ausgestatteten Arbeitszimmer seine Büroarbeit macht, erledigt Usi all die kleinen und großen Arbeiten, die auf einem Pferdehof anfallen und reitet jeden Tag eines ihrer zwei Pferde.

Einstellerin Katharina und Usi

Und Gunnar? Gunnar bereitet und versorgt in der Zwischenzeit die Berittpferde, für die er verantwortlich ist. Auch Raimund steigt übrigens hie und da auf ein Pferd und arbeitet in seiner Freizeit am Hof mit, wenn Hilfe gebraucht wird.

Gunnar beim Beritt

Wir plaudern noch länger über den Alltag hier auf der Potaschhüttn. Wie glücklich Usi und Raimund sind, dass sie sich mit den Nachbarn so gut verstehen und dass es Hilfsbereitschaft auf allen Seiten gibt.

Was die Zukunft so bringen soll, möchte ich noch wissen. Nun, da ist die Rede von eventuell zusätzlichen Pachtgründen für Weiden und Grünfutter, noch vielleicht notwendigen baulichen Veränderungen, in ferner Zukunft vielleicht einmal eine Ovalbahn? Aber das ist alles Zukunftsmusik. Mehr als 40 Pferde sollen hier aber nicht leben, das steht fest, zu wichtig sei Usi die Betreuung jedes einzelnen Tieres.

Nach einiger Zeit verlassen wir die illustre Runde wieder. Aber dann kommt das Abendlicht! DAS Abendlicht! Nicole und ich fahren einen Hügel hinauf und sehen den Sonnenuntergang über diesem Islandpferde-Paradies. Es ist schön, dass Usi und Raimund ein so wunderschönes Zuhause gefunden haben mit all ihren Pferden. Eine lange Suche mit einem very happy end eben.

Ich bin sicher, dass wir uns bald wiedersehen. Ich möchte gerne die blühenden Oleander im Garten bewundern. Und ein ausführliches Gespräch mit Gunnar führen. Es gibt so viele Islandpferdemenschen, über deren Leben und Arbeit ich gerne mehr erfahren würde.

Danke, dass wir bei euch sein durften. Danke für eure große Gastfreundschaft. Bis bald!

Usi und Raimund

Ps: Alle Bilder dieses Beitrags wurden von Nicole Heiling Photography gemacht und für diesen Beitrag zur Verfügung gestellt.

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