Es hat sich so gefügt

Der Ort, den ich letzten Montag besucht habe, ist ein Ort mit einer langen Familiengeschichte. Ein Ort, an dem drei Generationen ihr Glück gefunden haben. Schon die Großmutter von Katharina und Theresa Teschler hat hier gelebt. Und jetzt ist genau dieser Ort zu einem kleinen Islandpferdeparadies geworden.

Der Islandpferdehof Manhartsberg begrüßt uns lautstark. Die Fotografin Nicole Heiling ist wieder mit von der Partie (was mich wirklich sehr freut!) und wir kommen nach einer etwa einstündigen Autofahrt hier, an diesem verwunschenen Ort an. Gleich nachdem wir das Auto geparkt haben, laufen uns die Border Collies Mia, Charly und Grimma entgegen.

Mia mag gerne, dass ich ihr Stöckchen quer über den Platz schieße und diese Beschäftigung wird sie nicht beenden, bevor wir nicht am Ende unserer Besichtigung am Bankerl sitzen und Mohnzelten verspeisen. Die besten. Mit Sicherheit.

Aber ich sollte doch wirklich am Anfang beginnen. Hinter den drei verspielten, freundlichen Hunden kommen uns nämlich Katharina und Theresa entgegen. Die beiden Schwestern lachen uns an, wir stellen uns vor und schon tauchen wir tief ein in die Geschichte dieses alten Presshauses, das – ein paar Umbauten später – Katharinas Wohnhaus geworden ist. Und ein Ort, an dem Kinder und Erwachsene ein paar Stunden sorgenfreie Zeit verbringen können.

Katharina hat 8 Jahre lang in Island gelebt. Sie hat dort viel gearbeitet, drei Jahre davon hat sie der Ausbildung auf Hólar, der Pferde-Universität gewidmet. Isländisch spricht sie fließend. Wenn sie nicht in Hólar war, hat sie auf Pferdehöfen gearbeitet und dazwischen, im Sommer, ist ihre Schwester Theresa sie besuchen gekommen. Auch sie hat mitgearbeitet und so ihre Sommerferien verbracht. Theresa ist heute Sozialarbeiterin in Wien.

Die Eltern der beiden Schwestern, ein Architekt und eine Anthropologin aus Wien, haben den Weg ihrer pferdebegeisterten Töchter immer unterstützt und auch selbst das eine oder andere Islandpferd im Laufe ihres Lebens erworben. Ja, die Familie hatte einige Islandpferde, das kann man so sagen. Verstreut in ganz Österreich. Und als Katharina nach 8 Jahren Island-Abenteuer wieder die Heimreise angetreten hat, war klar, dass sie gerne ihren Lebensweg mit Pferden weitergehen möchte. Hier in Österreich.

Aber wo sollte sich Katharina ihren Traum erfüllen? Da war doch das alte Presshaus der Großmutter mitten in den Weinbergen, noch im Weinviertel, aber gleich an der Grenze zum Waldviertel. Hier gab es viel Platz. Sehr viel Platz. Ein kleines Haus, das man aufstocken konnte. Und hier ist dann eben Katharina eingezogen. Nach und nach kamen die Pferde dazu, die meisten davon stehen im Besitz von Katharina und Theresa. „Es hat sich alles einfach so gefügt.“, erzählen mir die Schwestern. 20 Pferde leben heute am Islandpferdehof Manhartsberg.

Theresa arbeitet unter der Woche in Wien (Kinderyoga ist ihr Spezialgebiet) und hilft am Wochenende am Pferdehof mit. Denn am Wochenende ist hier Hochbetrieb. Die Kinder aus der Umgebung, aber auch Zweitwohnbesitzer*innen aus Wien, die hier ihre Wochenenden verbringen, kommen zum Reiten. Es gibt ein kleines Viereck, und unendlich viel Ausreitgebiet.

Katharinas und Theresas Eltern schauen auch des Öfteren vorbei, zum Reiten, aber auch zum Kochen für die vielen Kinder, wenn gerade ein Kinderlager stattfindet.

Heute ist es ruhig hier. Wir sind ganz alleine mit den Schwestern. Aber man kann sie sich vorstellen, die vielen Kinder, die hier wohl die schönste Zeit ihres Lebens verbringen dürfen. Ein bisschen wie Immenhof. Ein bisschen was von der Zeit von früher.

Der Islandpferdehof Manhartsberg ist aber nicht nur ein Kinderparadies. Katharina bildet Jungpferde aus und hat immer wieder Berittpferde, die extra zu ihr gebracht werden. Um sie kümmert sich Katharina sorgfältig und in aller Konzentration, ganz in der Früh, wenn es ruhig ist im Stall. Einsteller gibt es hier keine – von ein paar guten Freunden abgesehen.

Als wir so herumschlendern am Gelände, begegnen wir am Parkplatz einem kleinen Isländer. Einem sehr kleinen Isländer. Ist das ein Isländer? Nein, wir erfahren, dass Faxe eine Mischung aus Welsh und Shetty ist, 5 Jahre alt, ein Tier aus dem Tierheim, das hier eine Heimat und auch eine Arbeit gefunden hat. Der kleine Wallach darf (wie manchmal auch andere Pferde) frei herumspazieren und die anderen besuchen. Er ist ein Pferd für ganz kleine Reitanfänger*innen und diesen Job macht er richtig gut.

Theresa und Katharina führen uns einmal um das große Gelände, das eingerahmt ist von Weinbergen und Wäldern. Schön ist es hier. Ein Kinder- und Pferdeparadies. Gebaut wird übrigens derzeit auch gerade. Eine Herde bekommt einen ganz neuen Stall mit einem Paddock-Trail.

Gut Ding braucht Weile. Geduld und Gelassenheit gibt es hier eine Menge. Am Ende unseres Rundgangs tragen wir gemeinsam zwei Bänke in die Sonne und trinken einen Kaffee und essen Mohnzelten. Aus Maria Taferl. Sehr zu empfehlen.

So wie der ganze Ort hier. Ein Ort wie damals. Ein verträumter Ort. Ein Ort, an dem es den Pferden sichtlich gut geht. Und einer ganzen Familie.

Danke, dass wir euch besuchen durften!

ps: Alle Bilder dieses Beitrages wurden von Nicole Heiling Photography gemacht und mir für diesen Beitrag zur Verfügung gestellt. Tausend Dank dafür!

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