Gestern Früh in Semriach. Hier findet an diesem Wochenende das große Herbstturnier am Ponyhof Piet Hoyos statt und ich möchte es natürlich nicht versäumen.
Ich parke mein Auto an der Straße und gehe gleich hinauf zu den Stallzelten. Weil du von dort oben einfach die beste Aussicht auf das Turniergelände hast. Du fühlst die Atmosphäre, du siehst die Pferde, die Aufregung und Menschen, die du kennst und die du gerne wiedersiehst. Sie versorgen ihre Pferde, waschen Equipment am Waschplatz, führen Heu in Scheibtruhen zu den Paddocks, sitzen in Winterjacken vor ihren Hängern zwischen den Paddocks und trinken Kaffee.
Es ist schön für mich, wieder zu einem Turnier fahren zu können. Es ist schön, Leute wieder zu treffen. Und zwar echt und nicht nur auf Facebook. Ganz besonders freue ich mich, Jugendliche wiederzusehen, die ich dieses und letztes Jahr auf der Summer Academy kennengelernt habe. Ich freue mich, wenn ich sie miteinander lachen sehe.
Ja, eben. Deshalb gehe ich immer zuerst zu den Stallzelten. Es regnet übrigens nicht. Die Wolken siehst du zwar bis tief unten über die Wälder ziehen, aber – als ich in der Früh dort ankomme – regnet es nicht und es ist auch nicht über die Maßen kalt. Ich werde doch nicht die zwei Säcke isländische Wetterausrüstung umsonst mitgenommen haben?
Nach einer Zeit bei den Stallzelten gehe ich hinunter zum Ort des Geschehens, zur Ovalbahn, und höre schon die Stimme der Sprecherin über den Platz schallen. Die Richter sitzen in ihren Richterhäuschen und tun ihr Werk. Beate Mandl performt übrigens als Richterschreiberin allererster Güte 🙂 . Chefrichter Nelly Auer ist guter Dinge, wie er mir später erzählt.
Bewerb nach Bewerb wird geritten, Zuschauer sind wetter- und coronabedingt natürlich wenige da. Aber die, die da sind, genießen ihre Anwesenheit augenscheinlich. Wie das mit den Sicherheitsmaßnahmen ist? Nun, das ist gar nicht so schwierig. Du bekommst ein blaues Bändchen mit einer Sitzplatznummer. Masken trägst du, wenn du ins Haus hinein gehst, zur Meldestelle, zum Buffet oder sonst wohin, wo du den Babyelefanten nicht unterbringst. Gar nicht so kompliziert, aber du musstest dich vorher registrieren. Einfach so vorbei zu kommen ist leider nicht möglich.
Corona ist hier natürlich ein Thema. Findet man es gut, dass es ein Turnier gibt? Findet man es in Zeiten wie diesen unangebracht? Generell gehen die Meinungen da wohl sehr auseinander.
Einig ist man sich hier aber auf jeden Fall darüber, dass man sich darauf freut, wenn diese besondere Zeit endlich überstanden, die Pandemie vorbei ist und es wieder ganz normale Turniere wird geben können.
Nach einer Mittagspause, in der es übrigens wider Erwarten immer noch nicht regnet, startet der T1, der für Gerrit Sager mit Baron, Veronika Kremmer mit Isbjörn, Alexander Sgustav mit Draupnir, Daniela Sasse mit Klassi, noch mal Gerrit Sager mit Nútið und Constanze Mühlbauer mit Svaðilfari in einem Finale am Sonntag gipfeln wird. Peter Niess war da und hat ein paar der tollen Pferde und Reiter des T1 fotografisch eingefangen.
Das Turnier geht weiter, langsam beginnt sich aber der Regen breitzumachen. Ein absoluter Kenner der dortigen Wetterverhältnisse sieht meinen traurigen Blick Richtung Himmel und erklärt mir, dass es bei diesen Wolkenverhältnissen rund um den Berg ganz klar ist, dass der Regen heute nicht mehr aufhören wird.
Nun, denke ich mir da, Zeit für mich wieder nach Hause zu fahren. Ich habe wieder Turnierluft getankt. Aufregung, wunderbare Islandpferde und damit meine ich alle Islandpferde, egal, welchen Bewerb sie gegangen sind. Freunde, Bekannte, Freude, Enttäuschung, Gossip. Unsere kleine Welt ist also noch (halbwegs) in Ordnung. Die kleine. Immerhin.