Wenn man sich in den letzten Tagen und Wochen in den Sozialen Medien herumtreibt, wird einem als achtsamer Beobachter auffallen, dass es so manchen Islandpferdestall in Österreich gibt, der sich besondere Dinge für all jene überlegt, die jetzt leider nur eingeschränkt oder gar nicht zu ihren Pferden dürfen. Das finde ich sehr aufmerksam und das gefällt mir.
Mir gefällt generell, wenn sich Menschen positive Dinge für andere überlegen. Gerade in schweren Zeiten wie diesen.
Da ist mir zum Beispiel der Hausruckhof in Ampflwang aufgefallen. In diesem riesengroßen österreichischen Islandpferdegestüt gibt es derzeit eine Menge zu tun. 65 Schulpferde. 20 Einstellpferde. Sie alle müssen rund um die Uhr versorgt werden. Und trotzdem nimmt sich Jenny Merz, eine der Reitlehrerinnen am Hof, viel Zeit, ihre Schüler, Kinder, Jugendliche und Erwachsene über Social Media bei Laune zu halten.
Ein Grund für mich, Jenny einmal anzurufen, um sie zu fragen, warum und wie sie das denn überhaupt macht.
miia: Jenny, wie ist denn die derzeitige Lage in Ampflwang?
Jenny: Aktuell kann leider kein Reitunterricht stattfinden, wir halten uns natürlich streng an alle Maßgaben, die durch die Bundesregierung verhängt wurden. Auch die Einsteller können ihre Pferde nur eingeschränkt besuchen. Aber wir freuen uns auf den 1. Mai, wenn wir hoffentlich wieder aufmachen dürfen. Die Corona Krise hat sich genau mit unserem Saisonstart überkreuzt, es war damals schon alles für unsere Reitschüler vorbereitet. Wir standen quasi am Start und hatten viel geplant: ein Schauprogramm, unsere Osterkurse, wir hätten eine Reiterpassprüfung veranstaltet und vieles mehr. Aber so ist es und jetzt kann ich nur sagen, unsere Isis und wir freuen uns schon sehr darauf, dass wir endlich bald wieder loslegen dürfen. Wir wollen mit voller Kraft weitermachen und haben uns viele coole Sachen überlegt.
miia: Was bedeuten all diese Einschränkungen für dich als Reitlehrerin?
Jenny: Nun, das bedeutet, dass wir derzeit zusätzlich zur täglichen Arbeit noch 65 Schulpferde und 20 Einstellpferde verpflegen und bespaßen. Wir bewegen und verwöhnen sie, so gut wir es können. Wir lassen sie auf die Paddocks raus zum Spielen und überlegen uns immer ein abwechslungsreiches Programm für sie, damit sie sich nicht langweilen ohne ihre Reiter. So bekommen sie zum Beispiel manchmal Bälle auf den Paddock, damit sie etwas Spaß haben! Natürlich fehlen mir meine Reitschüler und das Unterrichten sehr, dafür nütze ich die Gelegenheit, neue Ideen für den Unterricht auszuhecken.
miia: Mir ist aufgefallen, dass ihr eure Community sehr oft an der Freude der Pferde teilhaben lasst …
Jenny: Ja, das hab ich übernommen. Da steckt viel Herzblut in der Kommunikation mit unseren Kunden. Wir haben eine Instagram-Seite für unsere jüngeren Gäste und eine Facebook-Seite für die etwas älteren.
miia: Was gibt es dort zu finden?
Jenny: Nun, alles Mögliche überlege ich mir da! Beiträge, in denen sich unsere Pferde vorstellen zum Beispiel. Eine Serie, die „Reiten mit dem Einhorn“ geheißen hat. Ich veröffentliche Rätsel und Wortgitter. Und auch Fehlerbilder. Dafür nehme ich ein Foto und bearbeite es dann in einem Bearbeitungsprogramm so, dass dann 10 Fehler in das Bild eingebaut sind. Und die müssen dann gefunden werden. Ich erzähle Alltagsgeschichten und lasse so unsere Kunden an unserem Tagesablauf teilhaben. Auch unser Team hat sich schon auf Social Media vorgestellt. Es gibt übrigens auch Lehrvideos! Dazu wollen wir demnächst unseren Youtube – Kanal etwas ausbauen …
miia: Freuen sich die Leute darüber?
Jenny: Absolut! Die Leute spielen mit und verfolgen unsere Seite. Ich beobachte natürlich, was besonders gut geht und Beiträge dieser Art baue ich in meiner Planung weiter aus. Manchmal zeigt nicht die Anzahl an „Likes“ wie gut eine Idee ankommt, sondern das echte Feedback von den Lesern. Sie schreiben uns und rufen uns sogar manchmal an.
miia: Ich kenne mich ja ein bisschen mit Social Media aus … das klingt nach einer Menge Arbeit. Wie schaffst du es, so motiviert an der Sache dran zu bleiben?
Jenny (lacht): Ja, es ist sehr zeitaufwändig, das zu organisieren. Ich habe in Deutschland Sozialökonomie mit Schwerpunkt Marketing studiert. Vielleicht hilft mir das ein bisschen. Aber vor allem habe ich eine riesengroße Leidenschaft und Liebe für Islandpferde und den Hausruckhof. Wenn man sich ein bisschen mit Social Media beschäftigt, weiß man, wie es funktioniert. Und im Stallalltag ist das auch einfach: Man sieht so viele Situationen, die man mit den Fans dieser Pferde teilen kann und möchte. So viel Zeit muss sein.
miia: Warum machst du das?
Jenny: Weil ich der Meinung bin, dass die Kommunikation mit den Einstellern und Reitschülern neben dem Wohlergehen der Pferde in Zeiten wie diesen allerhöchste Priorität haben sollte. Die Reiter freuen sich einfach, wenn sie täglich Bilder von ihren Lieblingen sehen können und erfahren, was ihr Pferd den ganzen Tag so macht. Die Freude der Menschen darüber darf man nicht unterschätzen. Dann fällt die Pferde – Abstinenz vielleicht nicht ganz so schwer. Und wenn es mir gelingt, meine Leidenschaft für das Reiten und meine ganz große Liebe für diese Tiere mit unseren Kunden zu teilen, dann freue ich mich ganz besonders.
miia: Danke, liebe Jenny, für das Interview! Ich wünsche dir noch viele so gute Ideen für deine Reitschüler 🙂 !
Dieser Beitrag ist gänzlich ohne Gegenleistung irgendeiner Art durch den Hausruckhof entstanden. Ich habe dafür weder Geld- noch Sachleistungen bekommen. Ich schreibe einfach gerne über schöne Dinge, die ich in unserer Islandpferdwelt beobachte.