Ich nenne sie Dream Team. Das Jugend-Team der Herzen. Meines Herzens auf jeden Fall. Unserer Herzen. Das Team of hearts 2020. Warum ich ein bisschen sentimental werde, wenn ich diese zehn jungen Reiterinnen sehe?
Sechs von ihnen wären heuer zum FEIF Youth Cup nach Dänemark gefahren. Gemeinsam mit Countryleaderin Doris Szewieczek und Teamleaderin Camilla Brandstetter hätten sie sich mitsamt ihrer eigenen Pferde auf den weiten Weg nach Dänemark gemacht. Um dort Österreich so gut wie nur irgend möglich beim größten internationalen Jugendturnier zu vertreten. Und sie hätten es wunderbar gemacht, das weiß ich.
Die Vorbereitungsarbeiten hatten bereits begonnen, das Pferde – Transportunternehmen des Vertrauens war bereits reserviert. Der Qualifikationsmodus für die Jugendmeisterschaften war ausbaldowert, die jungen Reiterinnen hätten sich in bestimmten Bewerben in Andorf Ende Mai einem Auswahlverfahren stellen müssen. Zusätzlich hätten sie in einem Fahnenrennen beweisen müssen, dass sie weder vor Ungewohntem, noch vor Geschwindigkeit Angst haben. Sie hätten Trainingsbestätigungen unterzeichnet von ihren Trainern vorlegen müssen.
Ja. Hätten. Denn dann kam alles anders. Ein Virus hält die Welt in Atem und an internationale Events ist nicht zu denken. Unsere 10 mutigen Reiterinnen und ihre tollen Islandpferde werden in Österreich bleiben. Aber – wer mich kennt weiß das – ich kann so tolle Jugendliche nicht einfach enttäuschen und das war´s dann.
Deshalb möchte ich sie heute vor den Vorhang holen. Sie alle haben sich (in perfektem Englisch) beim Jugendreferat des ÖIV beworben. So viele Bewerberinnen (trotz der großen Ungewissheit) gab es selten. Ich bin stolz darauf, dass unsere Jugendlichen so offen sind für Neues. Offen dafür, über den österreichischen Tellerrand hinauszuschauen. Offen dafür, neue Freundschaften zu schließen. Von anderen Menschen zu lernen. Aber auch so mutig sind, sich einer Qualifikation zu stellen, die bestimmt sehr knapp geworden wäre.
Hier darf ich sie euch also vorstellen. Das Team Austria 2020. Ich habe Anna Kletecka, Beate Mandl, Melanie Schöndorfer, Paulina Vukusic, Nina Seher, Chiara Löw-Beer, Nina Rogl, Sophie Horner, Lorraine Essl-Drapier und Hannah Hagler ein paar Fragen gestellt. Bitte verzeiht, dass ich nicht alle Antworten hier veröffentlichen kann.
miia: Bitte erzähle mir in ein paar Sätzen etwas über dich und dein Pferd. Wie alt seid ihr? Seit wann kennt ihr euch? Von welchem Verein kommt ihr? Was macht ihr am liebsten?
Chiara: Ich heiße Chiara Löw-Beer und werde im Oktober 14 Jahre alt. Der Name meines Pferde ist Meitill frá Kvistum und auch er wird heuer 14 Jahre alt. Ich bin Mitglied im IRC Weistrach und Meitill und ich werden dort auch trainiert. Meitill ist ein Fünfgänger und seine Stärke liegt im Tölt. Aber eigentlich ist jede Gangart ein Vergnügen mit ihm. Reiten ist meine absolut größte Leidenschaft und mit Meitill ganz besonders.
Melanie: Der Name meines Pferdes ist Verdandi vom Vindstadir. Eine dunkelbraune Stute, mit einer hellbraunen Mehlnase. Seit 31.5.2018 gehört sie zu meinem Leben und ich besuche sie fast täglich, um mit ihr Zeit zu verbringen und unsere Verbindung zu stärken. Als ich sie das erste Mal sah, wusste ich sofort, dass ich sie „MEIN PFERD“ nennen möchte. Eigentlich war es damals, als ich 12 Jahre alt war, keine Option, ein eigenes Pferd zu bekommen. Verdandi eroberte jedoch nicht nur mein Herz bei der ersten Begegnung, sondern auch das Herz meiner Mama. Heute bin ich 14 Jahre alt und nach fast zwei Jahren haben wir schon viele Erfolge erreicht und auch viel Spaß miteinander gehabt. Trainiert wird für den Verein Sólstadir und meine Trainingseinheiten bekomme ich vorwiegend von Stefanie Wimmer. Ich konnte auch schon einige Male mit der bekannten Freija Thye trainieren. Natürlich erlebe ich mit meinem Pferd auch immer wieder Höhen und Tiefen, wie es in jeder Freundschaft und in jedem Team dazugehört. Aber all das, schweißt uns nur noch mehr zusammen und hilft uns, neue Herausforderungen zu meistern. Kuscheln ist unsere Lieblingsbeschäftigung. Wir lieben es aber auch neue Anforderungen, die wir im Training gelernt haben umzusetzen und zu perfektionieren.
Beate: Mein Name ist Beate und komme aus der Steiermark vom Josefihof. Mein Pferd, Isolde von der Elschenau, habe ich jetzt das fünfte Jahr und sie wird heuer 12 Jahre alt. Wir haben unsere Höhen und Tiefen, aber wachsen dadurch noch mehr zusammen und es macht unglaublich viel Spaß mit ihr Pass zu reiten. Aber besonderes gefällt uns beiden das Ausreiten mit Freunden und einfach mal Gas zu geben bei einem Galopprennen.
Lorraine: Mein Name ist Lorraine und bin 13 Jahre alt, werde aber im Juni 14. Stormur ist ein bald 13-jähriger Wallach. Wir haben uns am 23. April 2019 kennengelernt. Ich wusste vom ersten Moment an, dass er mein Seelenpferd ist. Und an diesem Tag wurde er Teil unserer Familie. Seitdem trainieren wir fleißig für Turniere, wo wir für den Verein URC Burghauser starten. Am liebsten tölten wir im schnellen Tempo auf langen Wegen beim Ausreiten.
Sophie: Mein Name ist Sophie, ich komme aus Linz und ich bin beim IRC Weistrach. Mein Pferd heißt Austri von Hof Osterkamp und ist ein zehnjähriger Wallach. Ein unzertrennliches Team sind wir seit mehr als fünf Jahren. In der Zeit haben wir viel voneinander und miteinander gelernt, wofür ich sehr dankbar bin. Am liebsten gehen wir gemeinsam ausreiten. Einfach mal den Kopf ausschalten und Gas geben, aber auch Pass macht uns unglaublichen Spaß.
Nina: Ich bin Nina Seher, 14 Jahre alt und das ist mein 11-jähriger Wallach Pétur Gautur frá Strandahöfdi. Bei mir und Pétur, oder von uns auch Peter oder Pezibär genannt, war es quasi Liebe auf den ersten Blick. Als ich ihn in Island das erste Mal geritten bin, hat es sofort gepasst, ich habe mich richtig verliebt und wusste, dass ich ihn unbedingt mitnehmen musste. Ich reite für den IRV Mühlbachweide und das schon seit vier Jahren. Am liebsten mache ich eigentlich alles mit ihm – ob es Kuscheln, Ausreiten oder das Trainieren auf der Ovalbahn ist. Alles macht Spaß und wir lernen uns immer besser kennen.
Anna: Ich heiße Anna und bin 15 Jahre alt. Mein Pferd Ásdis kommt aus Deutschland vom Lipperthof. Sie ist seit zwei Jahren bei mir und ist acht Jahre alt. Ásdis und ich reiten für den Verein IRV Mühlbachweide. Neben dem Reiten liebe ich es, sie zu putzen und im Bach mit ihr baden zu gehen.
Paulina: Eros ist 17, ich bin 16 Jahre alt und wir sind beide Mitglieder des VIP Babenberg. Da Eros nicht mein eigenes Pferd, sondern mein Mitreitpferd ist, das ich erst seit kurzem habe, hätte ich mich besonders gefreut nach Dänemark zu fahren und dort mit ihm neue Erfahrungen zu machen. Eine bestimmte Sache, die wir am liebsten machen gibt es nicht wirklich. Ich genieße sowohl Ausritte mit ihm, das Arbeiten in der Halle oder im Viereck, als auch das Training auf der Ovalbahn.
Nina: Ich heiße Nina Rogl, ich bin 16 Jahre alt und reite für den Aspacherhof. Mein Pferd heißt Safír frá Hraunhóli 2 und ist ein 15-jähriger Fünfgangwallach. Am liebsten reiten wir beide Pass, vor allem im Gelände mit jemand zweitem. Safírs Lieblingsbeschäftigung ist fressen, wie wahrscheinlich bei jedem Pferd – nur Bananen mag er nicht.
miia: Warum wolltest du dieses Jahr beim FEIF Youth Cup mitmachen? Warum gerade heuer? Warum hast du dich hingesetzt und die Bewerbung geschickt?
Chiara: Wir lieben Turniere, deswegen habe ich mich heuer beim FEIF- Youth Cup angemeldet und der Spaßfaktor ist dabei auch immer sehr hoch. Auf die Qualifikation in Andorf hätte ich mich auch sehr gefreut.
Melanie: Die Idee zur Anmeldung kam von meiner Trainerin Stefanie Wimmer. Sie meinte, dass ich mich auf Grund meiner Qualifikationen und Erfolge auf alle Fälle bewerben sollte. Nachdem ich selbst die Anmeldeformulare durchgelesen hatte, bekam ich Lust dazu, ein Teil des FEIF Youth Cup zu sein und eine Bewerbung auf Englisch zu schreiben. Vielleicht auch eine Möglichkeit, um Verdandi und mich zu verbessern, neue Dinge zu lernen und andere junge Islandpferdereiter/innen zu sehen und kennenzulernen. Außerdem liebe ich fremde Länder, fremde Kulturen und Englisch.
Beate: Ich war 2018 beim FEIF Youth Cup in Schweden dabei und es hat unheimlich viel Spaß gemacht, dadurch habe ich auch viele Freundschaften geschlossen und heuer hätte ich nochmals die Chance gehabt nach Dänemark zu fahren, vielleicht sogar mit ein paar die 2018 auch schon dabei gewesen sind. Ich wollte deshalb fahren, weil heuer das letzte Jahr für mich die Möglichkeit besteht, bei so einer coolen Veranstaltung dabei zu sein. Ich habe voriges Jahr gesagt, dass ich mich anmelde, wenn sich Sophie auch anmeldet und Gott sei Dank ist es nicht schwierig gewesen sie zu überzeugen, denn ihr hat es mindestens so gut wie mir gefallen.
Lorraine: Ich habe mich dieses Jahr beim FEIF Youth Cup beworben, weil ich gerne neue Erfahrungen mit Stormur sammeln wollte und auch neue Leute, aus verschiedenen Ländern, kennenlernen wollte. Sobald ich erfahren habe, dass der FEIF Youth Cup dieses Jahr stattfinden wird, habe ich mich gleich beworben. Ich habe gewusst, dass es mit ihm viel Spaß sein wird.
Sophie: Vor zwei Jahren durfte ich Österreich am FEIF Youth Cup in Schweden vertreten. Es war so eine tolle und lustige Erfahrung mit anderen Jugendlichen in ein völlig fremdes Land zu reisen. Dadurch sind so viele Freundschaften entstanden, sogar auch internationale. Heuer hätte ich vielleicht die Chance gehabt zum FEIF Youth Cup nach Dänemark zu fahren. Sehr schade, da es für mich die letzte Chance ist. Letztes Jahr hat Beate gesagt, dass sie sich nur anmeldet, wenn ich das auch mache. Wofür ich ihr sehr dankbar bin.
Nina: Ich wollte heuer beim FYC dabei sein, weil ich dachte, es ist die perfekte Chance ein noch besseres Team mit Pétur zu werden. Außerdem liebe ich es Turniere zu reiten und neue Menschen mit den selben Interessen kennen zu lernen, mit den selben Interessen wie ich.
Paulina: Schon letztes Jahr in Island beim FEIF Youth Camp mit Anna, Nina und Camilla, war der FEIF Youth Cup ein Gesprächsthema und wir hatten die Idee uns alle gemeinsam zu bewerben. Außerdem finde ich es eine tolle Möglichkeit Tipps und Tricks von internationalen Trainern zu bekommen und auch neue Erfahrungen mit anderen Jugendlichen zu machen. Dieses Jahr wäre es für mich aber auch die letzte Möglichkeit beim FEIF Youth Cup dabei zu sein.
Nina R: In erster Linie habe ich es als eine Chance gesehen, mein Können unter Beweis zu stellen und Österreich zu vertreten. Vor zwei Jahren wollte ich mich auch schon bewerben, nur war ich dann verhindert. Da dies das letzte Jahr ist, in dem ich mich bewerben kann, hab ich mit vollem Eifer die Bewerbung geschrieben.
miia: Mit welchen Bewerben hättest du denn die Qualifikation in Andorf versucht?
Chiara: Die Bewerbe für die Qualifikation hätte ich mit meiner Trainerin besprochen und danach entschieden.
Melanie: Ich wäre auf alle Fälle in T6, T7 und V5 gestartet, um bei der Qualifikation dabei zu sein.
Lorraine: In Andorf wollte ich mich mit V2 und T3 bewerben.
Sophie: Ich wäre F2, PP2 und T6 geritten.
Nina: Ich hätte mich in Andorf wahrscheinlich mit V2 und T4 beworben.
Anna: Ich wollt mich in der F2 und T4 qualifizieren.
Paulina: Je nachdem wie das Training verlaufen wäre, hätte ich mir vorstellen können im Fünfgang und einer Töltprüfung zu starten.
Nina R: Natürlich in der P2, PP2, im F2 und in der T3.
miia: Die Absage des FYC ist natürlich ganz besonders traurig für euch, die ihr euch qualifizieren wolltet. Ich bin aber sicher, ihr lasst trotzdem die Köpfe nicht hängen. Euer Tipp, um gut durch diese Zeit zu kommen?
Chiara: Die Absage des FEIF- Youth Cup ist sehr traurig und bestimmt gehöre ich auch zu den jüngeren Teilnehmern im Österreichischen Team aber jetzt kann ich ein weiteres Jahr dazu gewinnen und mich noch besser auf den FEIF Youth Cup übernächstes Jahr vorbereiten. Das Motto von Meitill und mir ist : „Zusammen sind wir am stärksten!“
Melanie: Mein Tipp für euch in dieser ungewöhnlichen Zeit, ohne Schule und ohne soziale Kontakte (ausgenommen Social Media): Lasst euch nicht runterziehen, genießt die Sonne, bleibt ruhig und geht, wenn ihr könnt, zu euren Pferden. Sie besitzen die Fähigkeit, ein Lächeln auf euren Mund zu zaubern, auch wenn es mal nicht so gut geht.
Lorraine: Mein Tipp um gut durch diese Zeit zu kommen ist, sich mit einem Ausgleichssport fit zu halten und zu beschäftigen. Aber das Wichtigste ist immer noch Kontakt mit seinen Freunden und der Familie zu behalten, um positiv zu bleiben!
Sophie: Mein Tipp für die aktuelle Situation ist, dass man das Beste daraus macht! Man sollte es als Auszeit sehen, um einfach ein bisschen runter zu fahren. Zu Hause Zeit mit der Familie genießen, Dinge tun, für die man sonst nie Zeit hat oder einfach spazieren gehen.
Nina: Mein Tipp für diese schwere Zeit ist einfach positiv zu denken und viel Schoki zu essen (hilft immer)!
Anna: Mein Tipp gut durch diese Zeit zu kommen ist, die wenige Zeit, die man jetzt beim Pferd ist zu genießen. Weiters koche ich viel und gehe Rad fahren mit meinem Hund Daisy.
Paulina: In dieser Zeit würde ich jedem raten, Zeit mit seiner Familie zu verbringen und beispielsweise gemeinsam etwas zu spielen. Ich habe allerdings auch probiert etwas zu kochen oder zu backen, was zwar nicht immer 100% wie erwartet lief, aber trotzdem lustig war. Man kann aber auch Sachen wieder entdecken für die man vorher nicht Zeit hatte, wie zum Beispiel puzzeln oder zeichnen.
Nina R: Mein Tipp ist es, optimistisch zu sein und sich auf das nächste Turnier gut vorzubereiten, denn nicht nur das Pferd sollte fit sein, sondern auch der Reiter. Diese Zeit kann man jetzt gut nützen, um sich fit zu machen und auch Trainingspläne für das Pferd vorzubereiten.
miia: Danke, ihr lieben Reiterinnen. Wisst ihr was? Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Es wird wieder einen FEIF Youth Cup geben und so, wie ich es sehe, haben die meisten von euch in zwei Jahren wieder die Möglichkeit, sich zu bewerben. Oder sie waren schon mal dabei und haben diese Erinnerungen für immer bei sich. Jedenfalls – bitte den Kopf nicht hängen lassen. Passt gut auf euch und eure Pferde auf und ich freue mich auf ein Wiedersehen.
Ihr fragt euch, worauf sich Countryleaderin Doris und Teamleaderin Camilla gefreut hätten? Das erzähl ich euch bald!