Es ist ja gerade in den Sozialen Medien sehr in Mode, Bilder von „früher“ zu posten. Je nachdem, wann dieses „früher“ war, kann man, je nach Lebensjahrzehnt, sehr ähnlich kolorierte Bilder bewundern. Heute hab ich ja ganz schön geschaut. Da postet Bernhard H. ein Kindheitsbild von sich auf einem Islandpferd. Ich weiß nicht, wie alt Bernhard H. genau ist, ich kenne ihn nicht persönlich. Aber die Kolorierung des Kindheitsbildes, die Mode und die Tatsache, dass er ohne Helm auf dem betreffenden Islandpferd sitzt, erregt in mir den Verdacht, wir könnten in etwa gleich alt sein. Zumindest das Jahrzehnt könnte stimmen.
Das war es aber natürlich nicht, warum mich dieser Post von Bernhard H. stutzig gemacht hat. Ich bin bei diesem Bild hängen geblieben, weil Bernhard H. „Niederleis“ über seinen Facebookpost geschrieben hat. Niederleis???
Ich habe das große Glück, eine wunderschöne Kindheit gehabt zu haben. Ein paar der absolut schönsten Momente meiner Kindheit habe ich in Niederleis verbracht. Im Schloss. Im Wohntrakt der Comtesse. Mit Islandpferden im Burggraben. Einer großen Ovalbahn im Schlosspark. Bei Ausritten in den Leiser Bergen. Ich habe darüber einmal geschrieben. Hier könntet ihr es lesen.
Und heute in der Früh sehe ich nun Bernhard H., wie er nicht nur eine Kindheitserinnerung aus Niederleis teilt, sondern noch dazu auf meinem absoluten Lieblingspferd von damals, Heri sitzt.
Wir haben uns sofort geschrieben, Bernhard und ich. Wir haben Erinnerungen ausgetauscht und er hat mir noch viele alte Fotos geschickt. Als ich die Bilder gesehen habe, vom Inneren des Schlosses, den Schlafsälen, den Pferden sind mir fast die Tränen gekommen.
Hach, wie hab ich Heri, Hakki, Hadda und all die anderen geliebt. Wenn ich heute an sie denke, bekomme ich immer noch eine Gänsehaut.
Manchmal, wenn ich manche Kinder und Jugendliche beobachte, frage ich mich ehrlich, ob auch sie solche tiefen, wunderschönen, unbelasteten, freien und fröhlichen Kindheitserinnerungen mit Pferden haben werden, wenn sie später daran zurückdenken.
Ich konnte nie ein eigenes Pferd haben. Turniere kannte ich nicht. Aber ich kannte Morgentau an den Füßen, wenn wir in der Früh die Pferde von den Weiden holen durften. Ich kannte die besten Stoppelfeldgalopprennen der Welt. Den schattigen Schlosspark mit seinen riesigen Bäumen, durch den wir nach einer Stunden auf der Ovalbahn unbeobachtet von Reitlehrern reiten durften. Heute noch habe ich Heris Geruch in der Nase, wenn ich mich an ihn gekuschelt habe.
Bernhard H.s Bilder haben die gleiche Farbe wie meine Erinnerungen an Niederleis. Es ist egal, wie alt wir sind. Diese Erinnerungen werden nie vergehen.