Einen wunderschönen guten Morgen! Ich sitze hier in einem schönen isländischen Wohnzimmer, langsam bahnen sich ein paar Lichtstrahlen ihren Weg durch die Dunkelheit. Kaffee hab ich schon gemacht, Nicole, mit der ich eine Woche in Island unterwegs bin, unterhält sich gerade mit der isländischen Zimmervermieterin über isländische Weihnachtsvögel. Während die beiden so plaudern, kann ich euch ein bisschen etwas von unserem Abenteuer erzählen.
Ich kann euch zum Beispiel von unserem Besuch bei Barbara Wenzl erzählen, einer Österreicherin, die seit vielen Jahren in Island lebt und sich mit Pferden beschäftigt. Wir sind zu ihr in den Norden gefahren, quer durch wunderschön verschneite Berge. Die Strecke war so schön, dass wir gar nicht so schnell weitergekommen sind, wie wir wollten. Weil mit einer Fotografin unterwegs zu sein, ist eine ganz schön abwechslungsreiche Geschichte. Wenn du glaubst, du kommst von A nach B in der Zeit, die Google Maps dafür vorsieht, dann irrst du dich. Weil es ist einfach so wunderbar, dass du stehen bleiben musst, um davon Bilder zu machen. Und ich habe ehrlich gesagt sehr, sehr viel Spaß daran. Der Weg ist nämlich unser Ziel. Wir entscheiden von Tag zu Tag aufs Neue, wo wir hinfahren und bleiben wo wir wollen und es uns gefällt. Und auf unserem Weg treffen wir interessante Menschen.
Nuun, so tingeln wir eben Richtung Norden. Quer durch schneebedeckte Berge im Sonnenschein, vorbei an Pferden auf großen Weiden bis hin zum Skagafjörður. Dort ist Babsi Wenzl mit ihrem Mann Daði, ihren drei Hunden, Rambo, Máni und Enya zu Hause. Ich freue mich auf Babsi. Ich hab sie vor ein paar Monaten interviewt und sie hat mir viel über ihr Leben hier in Island erzählt. Wie sie wohl wohnt? Wo reitet sie? Wie sieht es dort aus?
Wir fahren gleich mal zu einem Gestüt namens Hof, auf dem Babsi arbeitet, Pferde bereitet und eigene Pferde hat.
Ein wunderschöner Ort ist das. Diese Kulisse für einen Reitstall würde sich wohl jeder Islandpferdefan wünschen. Nicht weit vom Fjord entfernt, umrahmt von schneebedeckten Bergen. Wir schauen Babsi zu, wie sie reitet, einen besonders schönen Wallach, den ich schon von Fotos kenne. Wir hören sie Isländisch sprechen. Wir lachen mit ihr über ihren Hund Máni, der … nun, wie sag ich`s … der mit viel Energie gesegnet ist. So kann man das sagen. Er legt sich besonders gern zwischen Füße von Menschen, wie ich gleich gemerkt hab.
Als Barbara mit der Arbeit fertig ist, begleiten wir sie nach Hause. Ein wunderschönes Zuhause, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf. Wir stellen unsere Koffer ab und sofort geht es den Berg hinunter nach Hofsós in ein Hotpot. Wie wir da so im Wasser sitzen und über ihre Arbeit hier in Island reden, bemerken wir gar nicht, wie schnell die Zeit vergeht.
Babsi erzählt mir, dass sie den ganzen Tag mit Pferden arbeitet. From dawn till dusk. Ihr Arbeitstag beginnt um 5h in der Früh, um 21h fällt sie jeden Abend ins Bett. Bis zu 16 Pferde oder mehr pro Tag zu reiten ist keine Seltenheit für Babsi. Sie arbeitet in zwei Ställen, den zweiten Stall würden wir uns am nächsten Tag anschauen. Babsi nimmt ihren Beruf sehr ernst und auch die Verantwortung, die sie für die ihr anvertrauten Pferde hat. Sie erzählt davon, wie es ist, Jungpferde zu bereiten und über ihre Tätigkeit als Prüferin in Hólar, wenn es darum geht, diese Jungpferdearbeit der Studenten zu überprüfen. Wir reden über das harte Leben in Island. Dass es wunderschön ist. Aber natürlich auch seine Schattenseiten hat, das darf man nicht übersehen.
Nachdem unsere Haut schon runzlig wird im Wasser, fahren wir zurück zu Babsis Haus, wo wir die Nacht verbringen werden. Nicole und ich bekommen ein wunderbares Gästezimmer.
Als ich so in meinem Bett liege und schon fast schlafe, springt Nicole auf und meint Nordlichter gesehen zu haben. Ich schaue aus dem Fenster und ja, ich erkenne sie auch. Weiße große Schlieren am Himmel, die erst durch die Kamera einer Fotografin ihr Grün bekommen. Über den Pyjama zieht sich Nicole eine Winterjacke an, packt ihren großen Fotoapparat und rennt aus dem Haus hinaus. Ich muss schmunzeln und stelle mich ans Fenster. Eine Reise mit einer Fotografin ist schon wirklich etwas Besonderes. Aber sie hatte Recht. Schaut mal, welche tanzenden Lichter sie eingefangen hat.
Am nächsten Tag ist Babsi schon längst aus dem Haus, als wir aufwachen. Als wir zum zweiten Stall, Bær, fahren, wo sie am Vormittag arbeitet, um sie zu besuchen, hat sie bereits einen 4 Stunden Arbeitstag hinter sich. Babsi hat Zeit für eine kurze Pause und zeigt uns die Reithalle, den Stall und dann geht sie mit uns hinaus, um uns einen ganz besonderen Ort zu zeigen. Die Kulisse dieses Gestüts ist übrigens ebenso unfassbar. Näher am Fjord, als der andere Stall gelegen, einsam auf einem riesigen Gelände, näher am Wasser mit Blick auf die rundum liegenden Berge. Unglaublich schön.
Barbara zeigt uns ein großes Haus, einen ehemaligen Stall, der sehr aufwändig und mit viel Liebe zum Detail umgebaut wurde und nun hie und da als eine Art Rückzugsgebiet für Künstler dient. Was man hier alles organisieren könnte? Da hab ich gleich tausend Ideen im Kopf, gab es da nicht die Idee der Summer Academy für 30+?
Nach diesem besonderen Ort gehen wir noch kurz mit Barbara einen Kaffee im Stall trinken. Wir reden weiter, ich könnte ihr stundenlang zuhören. Sie spricht sehr ehrlich über die Dinge, die sie sich denkt. Über falsche Vorstellungen, über die harte Arbeit mit Pferden, über Reitunterricht, über Entwicklungen in Sport und Zucht. Eins weiß ich, ich würde Babsi meine Pferde ohne zu zögern anvertrauen.
Und dann … verabschieden wir uns. Unser nächstes Ziel: Hólar University. Wir haben eine Verabredung mit Sveinn Ragnarsson, dem Direktor des Departments für Equine Studies. Aber das … ist eine andere Geschichte.
ps.: Die Bilder sind natürlich von Nicole Heiling gemacht 🙂 .