Isländischer Winterzauber

Ja, allerorts in Österreich sei es ja sehr „schnee-ig“ zur Zeit. Ob dieses Wort existiert, weiß ich nicht, aber es trifft den Nagel auf den Kopf, finde ich. Ich bin gerade in Kärnten auf Urlaub und da dachte ich mir, ich nütze die Chance und besuche mal den Reiterhof Aschbacher in Rennweg am Katschberg.

Alina Aschbacher ist eine von zwei Töchtern des Hauses Aschbacher und nebenbei bemerkt eine sehr erfolgreiche und über alle Maßen sympathische Islandpferdereiterin. Ich kenne sie schon seit längerem und deshalb wollte ich unbedingt einmal sehen, wie sie denn so lebt – mit ihrer Familie und ihren Pferden. Klugerweise habe ich mich vorher nach den Wetterbedingungen erkundigt, bin ich als nicht so gewohnte Bergfahrerin da doch immer ein bissi vorsichtig. Überhaupt wenn ich im Radio höre, dass Österreich gerade im Schnee versinkt. „Hast du Allrad?“, so die Frage von Alina. Ich: „Nein, ich komm aus Wien.“ Ich hoffte, dass diese Antwort ausreichend erklärt, warum ich kein Allradauto besitze, obwohl es natürlich auch in der Bundeshauptstadt solche Fahrzeuge gibt.

Der langen Rede kurzer Sinn: Ich hab eine genaue Beschreibung bekommen, wo ich denn mein Auto parken könne und von diesem Parkplatz wurden wir dann von Bettina, Alinas Mama, abgeholt. Meine zwei Begleiterinnen Leonie und Gaia und ich. Und gut war`s. Auch wenn der Reiterhof Aschbacher gleich der erste Hof am Berg ist, wäre ich doch ganz bestimmt nicht raufgekommen. Der Schneesturm tobte schon unten am Parkplatz, als wir in das große Auto von Bettina gekraxelt sind.

Nach ein paar Serpentinen kommen wir dank Bettina gut und sicher oben beim Reiterhof an. Ein alter, renovierter und sehr gepflegter Bauernhof steht da, davor Paddocks mit Islandpferden. Ich entdecke gleich die in einen ganz dicken Winterschal eingewickelte Alina. Hätte sie fast nicht erkannt 🙂 !

Leonie und das Begrüßungskomitee

Und zwei schwarz – weiße Katzen. Und den kleinen, weißen Hund Bilbo, der auch gleich Begrüßungskomitee spielt. Eiskalt ist es hier. Der Schnee umgibt den Eingang des Bauernhauses, der Schneesturm tobt.

Wir dürfen in den ersten Stock des Familienhauses gehen und auch Alinas Papa Franz und ihre Schwester Carmen kennenlernen. Wir sitzen um einen gemütlichen Tisch in der geräumigen Küche und trinken Tee und Säfte, Weihnachtskekse gibt es auch noch eine Menge. „Die gibt es bei uns immer erst am 24. Dezember, deshalb sind noch welche da!“ lacht Bettina.

In der wunderbaren Wärme der Küche beginnt die gut gelaunte Familie über ihr Leben hier am Reiterhof Aschbacher zu erzählen. Der seinen Anfang übrigens rund um die Zeit von Alinas Geburt genommen hat.

Familie Aschbacher

Bettina wollte immer schon reiten und hatte in einem benachbarten Stall Reitstunden genommen. Sie hat sich dort in eine große braune Stute verliebt und diese mit zu sich am Bauernhof genommen, wo es einen ehemaligen Kuhstall gab, den man ohnehin vor dem Verfall retten wollte. Kurzerhand kamen dann noch vier Haflinger dazu.

Und dann kam es, wie es kommen musste – Klein-Alina nahm bei einer Reitwoche am benachbarten Islandpferdehof Rapoldi in Leibsdorf teil und verliebte sich Hals-über-Kopf und nachhaltig in die tollen Mehrgänger.

Islandpferde am Reiterhof Aschbacher

Von denen dann nach und nach auch einige eingezogen sind. Alinas Schwester Carmen wollte zwar ursprünglich gerne einen großen Noriker haben, aber auch sie konnte man von den Vorteilen der kleineren Pferderasse überzeugen.

Und so leben heute 15 Pferde am Reiterhof Aschbacher. 6 eigene und Örn, ein geliehenes Turnierpferd, mit dem Alina bei Turnieren starten darf. Mit ihm hat sie sich übrigens letztes Jahr A-qualifiziert. Der Rest der Pferde gehört Einstellern. „Hier ist alles sehr familiär, wir sind nicht viele Leute, aber wir kennen einander sehr gut und schätzen das sehr.“ Zum Unterrichten kommen regelmäßig Trainer am Hof. So macht sich beispielsweise Höski Adalsteinsson regelmäßig auf den Weg nach Kärnten.

Franz reitet übrigens eher selten und wenn, dann auf Haflingerstute Stella. Alina, Carmen und Bettina reiten viel und oft. Für gemeinsame Familienausritte fehlt leider meist die Zeit, aber wenn sie mal stattfinden, freut man sich umso mehr.

Gemeinsame Ausritte sind selten

Franz und Bettina betreiben eine Firma ganz in der Nähe, der Reiterhof und die Pferde sind ihre große Leidenschaft. Das Gelände ist groß, das Heu wird selbst hergestellt. Mit viel Sorgfalt und Qualität.

Nachhaltigkeit und Qualität stehen immer im Vordergrund – so das Credo der Familie. Ein bisschen Heu wird zugekauft von der Gegend rund um den Großglockner, auch beim Zukauf wird sehr darauf geachtet, dass die Qualität einfach passt. „Auf lange Sicht ist das beste Futter das Um und Auf. Ich weiß, wenn ich bei der Heuproduktion nicht achtsam bin, ärgere ich mich dann den ganzen Winter über mich selbst,“ lacht Franz.

Die gute Qualität des Futters macht sich bemerkbar. Einige Pferde konnten hier schon von Husten und Lungenproblemen geheilt werden.

Einstellplätze gibt es derzeit keine am Reiterhof Aschbacher. Aber man kann seine Pferde auf Sommerfrische hier her bringen. Es gibt eine große Sommerweide auf der Alm, mit Quellwasser und Teich, mit steilen Stellen und flacheren – ideal um hier als Pferd seinen Urlaub zu verbringen. Manchmal werden sogar Isländer aus Wien und Umgebung hierher gebracht, die dann im Sommer hier die kühle Bergluft genießen.

Auf der Alm_Foto privat

Nachdem ich sehr viel über die Geschichte der Familie und des Hofes erfahren habe, gehen wir hinaus in den Schneesturm. Mein Handy kann das leider nicht einfangen, oder meine Hände waren zu eingefroren. Aber – der Anblick der wunderschönen Isländer in kleinen Herden auf den Paddocks mit gepflegten Unterständen waren den Weg nach draußen allemal wert.

Zufriedene Isländer

Stolz stehen sie da und drehen ihre Köpfe weg vom Wind. Ich mache mit Alina einen kleinen Rundgang durch die Paddocks. Ich sehe Örn, das geliehene Turnierpferd von Alina. Auch ihre Stute Frenja kann ich sehen. Ich entdecke den Haflinger Stella und ein Großpferd. Die Mehrheit der Pferde hier sind aber Isländer.

Stella

Nach unserem Rundgang durch die Paddocks gehen wir in den neuen, modernen Stall, in dem manche Pferde ihre Nacht verbringen. Übrigens offenbar auch für Katzen ein feiner Platz, der Stall 🙂 !

Stallgasse
Auch für Katzen

Nach dem Besuch im Stall stapfen wir durch den Wintersturm zur Halle hinter dem Haus. Sie ist nicht groß, aber absolut ausreichend. Es sind selten mehr als ein oder zwei Pferde gleichzeitig hier herinnen.

Halle

Gegenüber der Halle gibt es eine weitere Tür, die zum Öffnen einlädt (schön, wenn man neugierig sein darf). Es ist das Heulager des Reiterhofes. Hier lagert all das gute, akribisch hergestellte Heu und wartet auf seine dankbaren, vierbeinigen Abnehmer. Einen riesigen Traktor gibt es hier ebenfalls, für die steilen Weiden gerade richtig.

Im Heulager

Wir verlassen das warme Heulager wieder und stapfen weiter zum nahegelegenen Viereck. Es ist ein großes Viereck mit schöner Aussicht. Heute allerdings auch sehr schneeverweht 🙂

Viereck with a view

Danach gehen wir noch ins Reiterstüberl, wo man richtig sehen kann, dass hier seeehr gemütlich gefeiert werden kann. An der Wand stehen Erinnerungsschilder mit den Namen der Pferde, die einmal hier, am Reiterhof, gelebt haben.

Reiterstüberl

Am Ende unseres Besuches bringen uns Bettina und Alina wieder zu unserem Auto zurück. Ich mache mich mit meinen Begleiterinnen zurück auf den Weg in unser Kärntner Zuhause und während ich da so auf der Autobahn dahinbrause denk ich mir – wieder ein kleines Islandpferde – Paradies entdeckt. Schön ist das.

Danke liebe Familie Aschbacher für diesen schönen Besuch bei euch und eure herzliche Gastfreundschaft.

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