Das Pferd verstehen lernen

Daniela Pogatschnig ist eine lustige, fröhliche Interviewpartnerin. Auf meiner Suche nach sogenannten „Pferdemenschen“ in Österreich für die Zeitschrift iiö bin ich auf sie gestoßen. Ich durfte die sympathische 33-jährige Kärntnerin in Strasswalchen treffen und mit ihr über ihr (Pferde)Leben plaudern. Einen Teil dieses Interviews möchte ich gerne den geschätzten  miia – Lesern vorab zu lesen geben. Nur einen Teil 🙂 . Das Interview in voller Länge gibt es dann in Hochglanz. In der iiö.

Daniela Pogatschnig

Begonnen hat alles, als Daniela gerade mal vier Jahre alt war. Damals hat Mama Pogatschnig nämlich beschlossen, ihre beiden Töchter auf Reiturlaub nach Ampflwang mitzunehmen. (..) So manchen darauffolgenden Sommer hat Daniela in Semriach bei Piet Hoyos verbracht. Auch Johannes Hoyos hat sie damals kennen gelernt. Sie hat begonnen, Reitercamps zu leiten und bekam von Piet und Johannes die Chance, auch mal „andere“ Pferde zu reiten. Ein bisschen talentiertere, so dass die jugendliche Daniela die Vielfalt der Islandpferde spüren konnte. Haben Piet und Johannes bereits das Gespür entdeckt, das in Daniela geschlummert hat? Daniela lacht und schüttelt den Kopf: „Das weiß ich nicht. Die beiden waren einfach großzügig in dieser Sache und haben wohl gesehen, dass ich mich bemüht hab.“

Daniela erzählt weiter: „Bei meinem ersten Turnier war ich 11 Jahre alt. (…) Mit 18 Jahren hab ich mir dann mein erstes eigenes Pferd gekauft.“

Ein Leben mit den Pferden_Foto privat

miia: Man könnte jetzt einwerfen: „Was?“ „So spät?“

Daniela lacht: „Ja, ich musste mir dieses Pferd selber erarbeiten, nachdem ich die Schule abgeschlossen hatte. Meine Eltern haben mir zwar schon ein bisschen Geld dazu gegeben, aber generell waren sie der Meinung, ich solle mir das Ganze selber finanzieren.“

miia: Wie groß war dein Traum?

Daniela: Sehr, sehr groß. Wie das bei vielen jungen Mädchen so ist. Aber ich hab das von meinen Eltern nicht so schlecht gefunden, man schätzt ein Pferd ganz anders, wenn man lange davon träumt. Ich glaube, das Pferd bekommt einen ganz anderen Wert, als wenn man von klein auf immer das nächste und nächste und nächste geschenkt bekommt.

miia: Wie ist es dann weitergegangen?

Daniela: Ich bin dann gleich zwei Mal österreichische Jugendmeisterin geworden. Einige Zeit später bin ich dann nach Island gegangen. Es sollte nur für ein oder zwei Monate sein. (…) Ich hab mir gedacht, ich mach mal nur eine kurze Pause, aber dann hat es mir so gut in Island gefallen, dass ich nur ein paar Wochen nachhause gefahren und dann gleich wieder nach Island zurückgekehrt bin. Ich wollte ursprünglich ein Jahr bleiben. Und es sind drei daraus geworden. Danach bin ich nach Deutschland und Dänemark gegangen (um auch dort mit Islandpferden zu arbeiten) und dann noch einmal ein Jahr nach Island.

miia: Was hast du dort denn gemacht?

Daniela: Nun, ich hatte davor noch in Semriach den Übungsleiterkurs gemacht und dann in Island auf mehreren Höfen gearbeitet. Und schließlich und endlich habe ich dann meine Ausbildung in Hólar gemacht. Das war lässig damals, eine coole Zeit.

Abschlussprüfung in Hólar_

(…) Irgendwann hat Daniela das Heimweh geplagt und sie ist wieder zurück nach Österreich gekommen. „Nach meiner Rückkehr habe ich in Ampflwang gearbeitet. Dort war es natürlich ganz anders, es gab Schulbetrieb, Reitferien, nicht so viel Zucht und Verkauf, es gab einfach ein anderes Ziel. Den Familien schöne Reitferien zu ermöglichen“.

Später hat Daniela dann etwas Anderes gesucht im Leben und ist in der Pharmabranche gelandet. Bei einer Arbeit, die es ihr ermöglicht, dem Reiten treu zu bleiben. „Natürlich hat sich alles ein bisschen geändert, es sind jetzt nicht mehr nur Pferde, die mein Leben bestimmen. Es ist schön, auf Höfen zu arbeiten, aber irgendwann hab ich mich gefragt, was sein würde, wenn mir etwas passiert. Dann kommt der finanzielle Aspekt dazu. Da beginnt man dann schon mal, ein bisschen weiterzudenken. Aber missen möchte ich meine Erfahrungen nicht.“

Möchte die Erfahrung nicht missen_Foto privat

(…)

Was macht nun für Daniela den richtigen Umgang mit einem Islandpferd aus?

Daniela: „Man muss ein Pferd verstehen lernen, man muss es anschauen und seine Körpersprache lesen können. Der richtige Umgang heißt auch, immer fair zum Pferd zu sein. Nicht zu sagen, dieses Pferd ist wahnsinnig talentiert, ich gebe ihm 3 Monate unter dem Sattel und dann will man sofort die allerhöchste Bewegung sehen. Alles braucht seine Zeit. Natürlich muss man Schritte weitergehen und darf nicht in einer Anfangsphase verweilen, aber man sollte bei allem, was man tut, besonders gut auf das Pferd hören. Was braucht es? Wo steht es gerade? Wofür ist es jetzt gerade bereit? Und nur wenn es passt, dann gehen wir einen Schritt weiter im Training. Oder man bleibt noch da. Man macht mal eine Pause. Es ist das Gefühl beim Reiten, auf das du hören solltest. Du siehst aber auch, wie es dem Pferd gerade geht, wenn du es einfach gut beobachtest.“

Auf das Gefühl achten_Foto privat

miia: Ich hab mal gehört, es kann Jahre dauern.

Daniela: „Ja, das stimmt. Bei meinem Effekt war das zum Beispiel so. Ich habe ihn seit 6 Jahren und die ersten Turniere waren schrecklich. Er war so unaufmerksam, hat herumgeschaut, war abgelenkt, hat sich überhaupt nicht mehr handlen lassen. Er ist wild herumgetrabt, hat die Gänge gewechselt, das Tempo war nicht einstellbar. Er ist am Anfang nicht einmal geradeaus gegangen. Er hat es mir echt nicht leicht gemacht. Wahrscheinlich haben sich viele gedacht, was ist das für ein Pferd? Ich hab aber nicht aufgegeben. Ich hab einfach gewusst, er ist ein gutes Pferd. Ich hab das gespürt und immer an ihn geglaubt. Und voriges Jahr ist es aufgegangen und wir waren gemeinsam bei der Weltmeisterschaft, Effekt und ich.“

Daniela Pogatschnig_Foto privat

miia: Was würdest du jemandem raten, der gerade sehr mit seinem Tier hadert?

Daniela: Er soll weitermachen! Einen guten Trainer suchen und weitertrainieren. Nicht alleine versauern und sich am Turnier ärgern, weil es daheim vermeintlich gut geht und am Turnier einfach nicht klappen will. Prüfungssituationen ausprobieren. Funktioniert es wirklich oder glaub ich nur, dass es funktioniert? Ich war damals manchmal zu faul, zum Trainieren wohin zu fahren, hätte es aber vielleicht gebraucht! Man denkt sich, ich habe die Ausbildung und ich kenn mich aus. Aber wenn dir jemand von außen zuschaut, dann ist das wieder ganz etwas Anderes. Ein kluger Beobachter kann viel helfen. (…)

Daniela Pogatschnig_Foto privat

miia: Was wünscht du der österreichischen Islandpferdeszene?

Daniela: Ich wünsche ihr, dass sie noch erfolgreicher wird und gleichzeitig mehr Spaß hat mit den Pferden. Ich wünsche ihr, dass es nicht so krampfhaft nur ums Turnierreiten geht. Es ist ja doch die meiste Zeit im Jahr ein Freizeitvergnügen! Sonst wünsche ich den Reitern den Mut zu mehr Unterricht, den Mut, verschiedene Reitweisen in Betracht zu ziehen. Ich wünsche ihnen mehr Interesse daran, zum Beispiel ihren Sitz zu verbessern, die Sitzeinwirkung ist so ein großer Faktor. Ich wünsche ihnen, dass sie im Training ein bisschen selbstkritischer werden. Denn nur mit einer Portion Selbstkritik kann man vieles verändern. Ich habe auf der WM gesehen, dass in anderen Ländern noch mehr Professionalität dahintersteckt. Dass die Reiter anderer Länder sich noch einmal mehr bemühen und viel mehr Zeit in ihr Training investieren. Das geht hier ein bisschen ab. In Österreich erwartet man sich viel, weil man beispielsweise bei nationalen Turnieren richtig gute Noten gekriegt hat oder deshalb, weil man viel, viel Geld für ein Pferd gezahlt hat. Und dann kommt es vor, dass man zu wenig Zeit in das Training steckt. Es gibt richtig tolle Pferde in Österreich. Die Leute sind bemüht und ehrgeizig, aber vielleicht müssten manche noch mehr Selbstkritik in ihr Training stecken. Man sollte sich mehr verschiedene Trainer anschauen, verschiedene Zugänge ausprobieren. Es muss ja nicht immer ein Trainer aus dem Ausland sein, der nur einmal im Jahr kommt. Warum nicht einfach einen guten Trainer aussuchen, der immer da ist und helfen kann?“

Foto privat

Wie Danielas Zukunftspläne aussehen? Wie sie das Training der Pferde in Island empfindet? Würde sie noch einmal bei einer WM mitreiten? 

Das könntet ihr in der nächsten Ausgabe der iiö nachlesen. Dauert aber noch ein bisschen 🙂 ! 

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