Wo war ich denn gestern stehen geblieben?
Nuuuuun, nach den drei großartigen Trainingstagen in Schweden am FEIF Youth Cup, war Mittwoch. Und Mittwoch ist Ruhetag, das war schon bei meinen Schulschikursen immer so. An diesem Tag hatten die Pferde Pause. Und wir Menschen sind alle miteinander mit Bussen (es waren, glaube ich, über 80 Jugendliche mit dabei) zu einem Gestüt gefahren und haben eine Vorführung von Natural Horsemanship zu sehen bekommen.
Dann ging`s weiter zu einem wunderschönen schwedischen See (in dem man Dank der hohen Temperaturen auch gut baden konnte) mit einer großen Wiese, einem Beachvolleyballplatz – und einem echt schwedischen Mittagessen. Also mehr ein Picknick auf der Wiese. Aber superschwedisch.
Nach Kaffee und Zimtschnecke sind wir alle gemeinsam zurück zur Trabrennbahn gefahren, haben nach den Pferden geschaut und dann in der Halle noch einmal eine „Clinic“ gesehen, eine Vorführung eines Trainers mit Pferden, die sehr interessant war, aber unterschiedlich aufgenommen wurde von den Jugendlichen.
Am nächsten Tag war es dann soweit. Es ging los mit dem großen Turnier. Den Anfang machte aber ein weiterer Vetcheck mit einer sehr, sehr netten Tierärztin.
Nach den einzelnen Checks stand fest: alle Pferde waren fit to compete – nur die liebe Tign nicht. Sie hat ganz leicht am rechten vorderen Bein gelahmt. Die Gesundheit der Pferde geht in jedem Fall vor und es wurde erstmal entschieden, dass Fiona mit ihrem Pferd nicht starten konnte. Das war für Fiona natürlich sehr traurig und es gab die leise Hoffnung, dass das Pferd am zweiten Tag eventuell doch noch mitmachen konnte. Also haben wir für den Tag darauf noch einen Vetcheck mit der Ärztin vereinbart. Es hätte ja sein können, dass sich das Problem nach noch einem Hege – und Pflegetag in Luft auflöst und Fiona ihre Bewerbe reiten hätte können. Dem war aber leider nicht so.
Das war sehr, sehr schade. Aber Fiona hat es mit ganz viel Fassung getragen. Und dafür war ich ihr auch sehr dankbar. Die Pferde sind nun mal Lebewesen und keine Maschinen. Fiona hatte ein ganz tolles Feedback im Tölttraining am letzten Trainingstag und das konnte sie als tolle Erfahrung mit nach Hause nehmen. Von dem Zeitpunkt des Vetchecks an hat sie ihre Teamkollegen, aber auch die anderen Österreicherinnen sehr unterstützt. Vielleicht ist es deshalb so gut gelaufen für die restlichen fünf?
Nach dem Mittagessen war es soweit. Die Zuschauerränge füllten sich, die Flaggen der Nationen wurden gehisst.
So ein großes internationales Turnier fängt aber nicht einfach mit dem ersten Bewerb an. Nein, nein, nein. Es gab eine Opening Ceremony, die wir am Vorabend noch extra geprobt hatten. Sind am späten Abend eine Runde auf der Ovalbahn gejoggt zu diesem Zweck.
Sie war voller Bedeutung, diese Ceremony. Jede Nation ist eingezogen mit ihrer Fahne. Die Countryleader haben die Flaggen getragen und Schilder, auf denen der Name des Landes geschrieben war. Für Österreich hat Fiona die Flagge getragen, ich fand, das war fair. Wir waren das dritte Land, das beim Einzug der Nationen die Ovalbahn betreten hat. Das erste Land ist bei solchen Anlässen immer Island. Gefolgt von Schweden, weil es das organisierende Land war. Und dann kam schon Österreich, weil A wie Austria. Hinter uns war B wie Belgien. Und so weiter. Alle Jugendlichen hatten beim Einzug die (einheitlichen) Jacken an, die sie aus ihrer Heimat mitgebracht hatten. Meist hatten Sponsoren sie zur Verfügung gestellt – so auch die schwarzen Jacken der Österreicher.
Nach dem feierlichen Einzug haben sich alle Nationen auf der Ovalbahn aufgestellt. Nach ein paar Ansprachen der Organisatoren haben sich die Jugendlichen ihre nationalen Jacken ausgezogen und ihre bunten Team-T-Shirts kamen zum Vorschein. In diesen T-Shirts sind sie dann ins Viereck gegangen, wo alle Teamleader standen und ihre Teammitglieder in Empfang nahmen. So wurden aus den Nationen international gemischte Teams, die miteinander und füreinander das Beste geben wollten.
Ausgezogen sind wir Countryleader mit unseren Flaggen dann alleine, überhäuft mit Jacken, die wir natürlich wieder mit raus tragen mussten. Die Jugendlichen, die Hauptpersonen, sind in ihren bunten Teams fröhlich aus dem Viereck gestapft. Ich habe damals ein Video von unseren Mädchen auf Facebook gepostet, in dem sie erzählen, wie gut ihnen diese Ceremony gefallen hat. Die Musik war laut … und sehr isländisch, alle haben geklatscht und gestampft, es war wirklich Gänsehautfeeling … ihr könntet sie hier nachhören.
Es waren auch einige Zuschauer da, angereist aus verschiedenen Ländern, um ihr Team (meist ihre Kinder) anzufeuern. Die Kontakte zu den Kindern war für die Eltern aber nur eingeschränkt möglich, ihnen war das Betreten des Turniergeländes streng verboten. Aber ich glaube, das hat der Stimmung keinen Abbruch getan, es gab Jubel auf den Tribünen.
Zwischen Opening und Closing Ceremony lagen drei spannende Turniertage. Das Team Austria war riiiiichtig gut. Beate und Hanna Sól konnten insgesamt 3 A-Final Plätze und ein B-Finale erreiten. Im Cross Country Ride und Fahnenrennen hat der liebe Kiljan mit seiner Sophie so richtig gezeigt, was in ihm steckt. Auch Caro und Linda können echt stolz auf sich sein. Im V5 haben sie großartige Plätze erritten, das B-Finale haben sie knapp verpasst. Aber wenn man sich vorstellt, wie viele Jugendliche da am Start waren, dann ist das wirklich sehr beachtlich. Sie können alle miteinander stolz auf sich sein. Alle Ergebnisse wurden auf Facebook gepostet, auf dem Liveticker, auf Instagram, wohl auch auf Snapchat (auch wenn sich das natürlich meiner Kenntnis entzieht).
Es gab aber auch viel Aufregung. Ein in letzter Minute verlorenes Hufeisen war beispielsweise der Tiefenentspannung abträglich. Sowohl der des betroffenen Mädchens, als auch der des eilig herbei gerufenen Hufschmieds.
Die drei Tage waren voll von Bewerben, Siegerehrungen, Ehrenrunden, Aufregung, Tränen und Umarmungen.
Die Closing Ceremony war der Opening Ceremony sehr ähnlich, nur eben in umkehrter Reihenfolge. Alle Reiter sind in ihren Teams wieder ins Viereck eingezogen. Nach Ansprachen und vielen Siegerehrungen durften wir Countryleader unsere Jugendlichen wieder in Empfang nehmen und wieder mit ihnen ausziehen. Es war wirklich wunderschön.
An diesem Tag übrigens sind unsere Pferde schon wieder abgeholt worden. Eine Gänsehaut hab ich bekommen, als der riesengroße LKW wieder am Horizont aufgetaucht ist. Diesmal, um die österreichischen Vierbeiner wieder 1.600 km in Richtung Süden zu bringen. Auch wir haben uns an dem Abend schon wieder auf den Weg nach Stockholm gemacht. Unser Flugzeug nach Wien ist nämlich am darauffolgenden Tag ganz früh von dort losgeflogen.
Ich hab mir gestern die Frage gestellt, ob das Sportreiten das Zusammentreffen der Nationen in irgendeiner Weise negativ beeinflusst hat. Ob Konkurrenz und Ehrgeiz etwas kaputt machen können, im Vergleich zum FEIF Youth Camp? Ich, aus meiner Sicht, kann sagen, nein. Ich finde, der FEIF Youth Cup ist kein Ereignis, bei dem es einzig und allein um das Sportreiten geht. Natürlich ist das ein großer Teil dieses internationalen Treffens. Es sind tolle Pferde am Start. Aber es ist zum Beispiel nicht so, dass sich in anderen Ländern alle Teilnehmenden über eine Qualifikation bei einer Meisterschaft qualifizieren müssen, wie das bei uns üblich ist. Andere Länder wählen nach anderen Kriterien aus. Viele Jugendliche sind auf Leihpferden unterwegs, dieses Jahr die Amerikaner, Kanadier, Isländer, Schweizer, Faröer-Inseln, Briten. Sie hatten gerade mal 3 Tage Zeit, ihr Pferd kennen zu lernen. Ist das also wirklich eine „Weltmeisterschaft für Jugendliche“, wie man manchmal hört?
Wahrscheinlich nicht. Der FEIF Youth Cup ist genauso wie das FEIF Youth Camp eine großartige Gelegenheit, Islandpferdemenschen aus der ganzen Welt kennenzulernen. Freundschaften zu schließen. Einander zu erzählen, einander zuzuhören. Miteinander zu reiten. Neues zu lernen. Englisch zu sprechen. Miteinander zu lachen. Einander zu helfen. Einander zu trösten. Pferde zu bewundern und sich für den anderen zu freuen.
Ich weiß schon. Natürlich ärgert man sich auch mal. Ist nicht zufrieden. Ist enttäuscht. Traurig. Aufgeregt, nervös. Ärgert sich über irgendeinen vermeintlich arroganten Ausspruch, den man aufgeschnappt hat. Das passiert. Das gehört wohl dazu.
Der FEIF Youth Cup ist definitiv eine Reise wert. Es war mir eine sehr, sehr große Ehre, ein Stück weit dabei gewesen zu sein. Ich konnte hier natürlich bei Weitem nicht alles erzählen. Es ist einfach so viel passiert. Ihr findet die vielen Videos, die ich gemacht habe, auf der miia Facebook-Seite und auf meiner Instagram-Story. Dort sind alle Ergebnisse unserer Jugendlichen zu finden. Auch beim ÖIV Live Ticker könntet ihr noch nachschauen.
Und es wäre jetzt wirklich wieder mal Zeit, danke zu sagen. Das mach ich aber ein anderes Mal. In kurzer Kürze 🙂 .