Schon ganz lange wollte ich euch vom FEIF Youth Cup 2018 erzählen. Es gibt darüber nur soooo unendlich viel zu sagen, dass ich gar nicht weiß, wo genau ich beginnen soll. Ich glaube, ich habe tausend Fotos gemacht. Es war eine unglaublich tolle Erfahrung. Eine vielfältige Erfahrung. Anstrengend war es. Aufregend war es. Schön war es. Für Hanna Sól, Fiona, Linda, Sophie, Caro und Beate. Aber auch für Paula als Teamleaderin und mich als Countryleaderin.
Es ist heute genau 52 Tage her, dass das Flugzeug aus Stockholm wieder in Wien gelandet ist. Es ist genau 52 Tage her, dass die österreichischen Teilnehmerinnen lautstark mit rot-weiß-roten Fahnen am Flughafen in Wien begrüßt wurden. Es war ein schönes Gefühl. Nach Hause zu kommen nach einer wirklich sehr, sehr intensiven Woche.
Wie alles angefangen hat? Nun, Hannah Chmelik, ihrerseits Jugendreferentin des ÖIV hat mich gefragt, ob ich nicht heuer Countryleaderin der jungen Österreicherinnen sein möchte, die den langen Weg nach Schweden zum internationalen Jugendtreffen auf sich nehmen. Ich war im Jahr davor schon beim FEIF Youth Camp in Belgien mit dabei gewesen und hab das so toll gefunden, dass ich eigentlich sofort ja zum FEIF Youth Cup gesagt habe. Wer weiß – vielleicht ist der Cup genauso spannend? Freilich, ich wusste, dass er anders sein würde. Die Kinder reisen, anders als beim FEIF Youth Camp, mit ihren eigenen Pferden an. Es würde Trainings mit internationalen Trainern und danach ein großes Turnier geben. Würde dieser Wettbewerb der positiven Stimmung schaden? Würde hier durch den Wettkampf das freundliche Zusammentreffen der Nationen beeinträchtigt werden? Ich hatte keine Ahnung.
In Strasswalchen, bei den Österreichischen Jugendmeisterschaften haben sich zunächst 5 Teilnehmerinnen qualifiziert. Hanna Sól Bjarkadóttir, Fiona Fleischhacker, Beate Mandl, Sophie Horner und Carina Fürhacker waren fix im Team Austria dabei, später kam dann noch Linda Kletecka dazu, weil ein anderes Mädchen die Teilnahme abgesagt hatte. Aus Rücksicht auf ihr Pferd, das nicht so gerne transportiert wird – eine Entscheidung, die ich durchaus auch nachvollziehen kann. 1.600 km in einem LKW erschienen uns allen nicht gerade wenig für ein Pferd. Auch meine Tochter hatte sich aus diesem Grund dagegen entschieden, bei der Qualifikation mit zu reiten.
Nach der Qualifikation in Strasswalchen ging dann alles sehr rasch. Hannah Chmelik hat die Reise organisiert, sowohl für uns Menschen, als auch für die Tiere (ein riesengroßes Dankeschön an dieser Stelle an Hannah. Es ist echt nicht einfach, so eine große Reise zu organisieren). Für die Tiere wurde ein großartiges Transportunternehmen engagiert, das die Pferde genau am 27. Juli um 5h Früh abholen würde. Von Weistrach, wo sich alle am Vorabend getroffen haben. Auch der Amtstierarzt ist zu früher Stunde aufgetaucht, um die Tiere zum Transport freizugeben.
Ich kann verraten, dass es den Tieren auf der Reise gut gegangen ist. In einer schnell erstellten Whatsapp-Gruppe hat der Transporteur regelmäßig Fotos von den Pferden geschickt, wenn sie eine Pause gemacht haben. Sie haben gefressen und getrunken, nur ein Pferd war beim Ausladen ein bisschen dünner als zuvor. Die anderen haben nicht den Eindruck gemacht, dass sie während der Reise aufs Fressen verzichtet hätten.
Nun, warum ich das so genau weiß? Weil wir ziemlich zeitgleich angekommen sind – das Team, Paula und ich. Wir hatten auch einen ziemlich langen Weg. Zunächst mal mit dem Flugzeug nach Stockholm, dann mit einem Taxi zum dortigen Südbahnhof, dann mit einem Zug und dann wurden wir von den Organisatoren abgeholt. Unser Plan, die Pferde selbst in Empfang zu nehmen, ist sich um 15 Minuten nicht ausgegangen. Aber das war nicht weiter schlimm. Der Transporteur hat unsere Pferde bestens versorgt, die gleich nach unserer Ankunft zum Vetcheck in die riesengroße Halle mussten. Sie wurden alle für gesund befunden und sie wurden gleich von den Mädchen gehegt und gepflegt.
Dann eeeeendlich konnten wir uns mal in Ruhe am Gelände umsehen. Wo waren wir denn hier gelandet? Auf dem riesengroßen Gelände von Axevalla.
Wenn ich riesengroß sage, dann meine ich riesengroß.
Man muss sich das so vorstellen: Eine riesengroße Trabrennbahn. 1 km war sie angeblich lang, mir ist sie noch größer vorgekommen. Weil das natürlich für unsere Zwecke viel zu groß war, war in der Mitte der Ovalbahn noch eine Ovalbahn. Eine für Islandpferde. Und in dieser kleineren Ovalbahn war ein Viereck. An der langen Seite der großen Ovalbahn waren die Gebäude, die man auf Rennbahnen erwartet. Ein großes Restaurant für die Zuseher und große Tribünen, teilweise überdacht, teilweise im Freien.
Auf der anderen Seite, am Eingang zur Ovalbahn, befand sich ein Haus, das eine Lehrwerkstätte für Hufschmiede beheimatete. Im Stock darüber befand sich der berühmte „Helga`s Place“. Benannt nach einer der isländischen Mithelferinnen, wurde dieser obere Stock der Ort für alles. Die Jugendlichen haben sich dort getroffen, haben Karten gespielt, haben mit ihren Teamleadern Strategien für das Turnier besprochen, haben mit isländischer Wolle gestrickt, von der es dort unglaublich viel gab, konnten sich umziehen, duschen, aber auch Kaffee, Wasser und Säfte waren da, Kekse und Kuchen. Auch die täglichen Team- und Countryleader – Meetings haben des Öfteren dort stattgefunden. Die waren allerdings streng geheim und die Jugendlichen waren dann für eine Stunde aus Helga`s place ausgesperrt.
Helga`s place wurde zu einem Ort des Kommens und Gehens, sogar mit einer Terrasse, von der aus du einen wunderbaren Blick über die gesamte Trabrennbahn hattest. Du hast dort immer jemanden getroffen, mit dem du plaudern konntest, wenn du mal nur auf einen schnellen Kaffee vorbeigekommen bist. Die Umgangssprache war natürlich Englisch, das gebietet die gute Kinderstube. Deutsch haben wir eigentlich nur gesprochen, wenn wir mal unter uns waren, die Mädchen und ich. Nur in der Stallgasse, wo Tign, Silkitoppur, Hektor, Ólga, Kiljan und Stjarni gewohnt haben, konnten wir auch Deutsch reden, ohne unhöflich zu sein.
Wir haben uns die Stallgasse nämlich mit dem deutschen Team geteilt. Das ich auf diesem Weg übrigens ganz lieb grüßen lasse und bei dem ich mich sehr herzlich für die guten Süßigkeiten bedanke. Was hätte ich ohne die deutsche Countryleaderin Anne gemacht, die mir am ersten Tag gleich ihre Notizen vom Countryleader-Meeting zur Verfügung gestellt hat. Weil ich in der Zwischenzeit mit den Mädchen und den Pferden beim Vetcheck war. Danke, Anne!
Den Pferden haben wir übrigens neben der großen Rennbahn Paddocks aufgebaut.
Die waren leider ohne Schatten, deshalb mussten wir immer gut schauen, dass den Pferden nicht zu heiß war. Und dass sie genug Wasser hatten. Denn die Temperaturen bei diesem FEIF Youth Cup waren so gar nicht schwedisch. Sie waren eher spanisch. Wir hatten an einem Trainingstag sogar 39 Grad. Umso mehr mussten wir auf unsere Pferde aufpassen. Und das haben wir auch gemacht.
Ich sage „unsere Pferde“. Ja, ich weiß, sie gehören mir natürlich nicht. Aber in dieser einen Woche sind mir diese sechs Tiere sehr ans Herz gewachsen.
Wir konnten immer nach den Pferden schauen, natürlich. Nicht aber in der Nacht. Geschlafen, gefrühstückt und Abend gegessen haben wir nämlich auf einem Campus mit rot-weißen schwedischen Häusern, der in etwa 10 Minuten mit dem Auto entfernt war. In der Früh und am Abend gab es Shuttle-Services, die uns vom Campus zur Rennbahn und wieder zurück gebracht haben.
Die Countryleader sollten mit ihren Schützlingen in einem Haus sein, die Teamleader, also auch unsere Paula, waren alle miteinander in einem anderen. Es blieb den sechs österreichischen Mädchen allerdings erspart, mit mir in einem Zimmer zu schlafen. Sie wurden in Dreibettzimmer verteilt und ich hatte die große Ehre, gleich im Nebenzimmer mit den Countryleaderinnen von Island und den Faröer-Inseln, Andrea und Jona, übernachten zu dürfen. Ich kann euch gar nicht sagen, wie lustig wir es hatten. Gesehen haben wir uns im Zimmer nur vor dem Einschlafen und in der Früh. Das Zimmer war winzig klein, um zu duschen musste man das Waschbecken verschieben.
Im Speisesaal haben sich zu den Essenszeiten alle getroffen, gefrühstückt haben die Mädchen mit ihren Teamleadern. Das gab mir wiederum die Gelegenheit, meinen Porridge mit Jona und Andrea zu verspeisen, bevor wir wieder alle mit Autos für einen neuen abenteuerlichen Tag zur Rennbahn gefahren wurden. Zu Abend wurde im nationalen Team gegessen. Da konnte ich auch mal in Ruhe mit „meinen“ Mädchen reden.
Die Woche begann gleich mal mit der Auslosung der internationalen Teams, denen die Mädchen dann die gesamte Woche über angehören würden.
Die Nationen waren also aufgeteilt auf verschiedene Teams, Englisch war die Umgangssprache, anders hätte es nicht funktioniert. Die Organisatoren haben darauf geschaut, dass es international gemischte Teams waren (also niemals zwei Jugendliche aus einem Land im selben Team). Und jedes dieser Teams wurde von einem Teamleader betreut. Paula war eben genau so eine Teamleaderin, ich glaube ihr Team hatte den Namen „The Incredible Kiwis“. Die Teammitglieder erkannten sich schon von Weitem an den Farben ihrer T-Shirts.
Von Sonntag bis Dienstag, also 3 Tage lang, hatten die Teilnehmer dann Trainingsstunden. Zu diesem Zweck sind tolle Trainer aus der ganzen Welt angereist. Aus Finnland, aus Island, aus Schweden. Jeder Trainer unterrichtete etwas anderes, von Viergang über Tölttraining, Fahnenrennen, Trail und Tölt in Harmony – in allen Disziplinen konnten und mussten die Jugendlichen dabei sein und viel lernen.
All diese Bewerbe würden dann beim Turnier dabei sein und jedes Team musste zumindest von einer Person in jeder Kategorie vertreten werden. Also sollten sie das natürlich trainieren und sich dann gemeinsam mit ihren Teamleadern überlegen, wer welche Bewerbe beim Turnier übernehmen würde. Jeder Jugendliche hatte bei jedem Trainer eine Einheit, am letzten Trainingstag durften sich die Jugendlichen dann aussuchen, was sie noch einmal gerne trainieren möchten.
So waren die Teamleader den ganzen Tag unterwegs, um ihre Teammitglieder bei den verschiedenen Trainern zu besuchen und deren Meinung zu hören. Die Countryleader wie ich waren immer versucht, die Kinder der eigenen Nation bestmöglich zu unterstützen und natürlich ein gaaaanz wachsames Auge auf die Pferde zu haben. Da war ich ein bissi penibel, ich gebe es zu. Und eine weitere wichtige Aufgabe: Nachrichten nach Österreich schicken! Fotos und Videos mussten auf Facebook, in Whatsapp-Gruppen und auf Instagram. Die Tage waren so voll gefüllt, dass ich am Abend völlig k.o. eingeschlafen bin. Um 23h war Schlafenszeit. Unsere Mädchen waren auch fix und fertig, die meisten zumindest. Und superunkompliziert jeden Tag zur richtigen Zeit im Bett. Ich glaub, so ein Abenteuer macht müde 🙂 .
Ob sie Österreich übrigens gut vertreten haben beim Nationen – Abend, bei dem sich jedes Land präsentieren musste?
Nun, da sagt wohl ein Bild mehr als tausend Worte 🙂 :
Das war des FEIF Youth Cups erster Streich. Nach den drei Trainingstagen ging es natürlich weiter. Mit einem Ruhetag für die Pferde, der ein Ausflugstag für die Jugendlichen war. Und dann? Dann kam das große Turnier, auf das alle schon gespannt waren.
Mehr dazu morgen. See you