Wie war die MEM für dich, Usi?

Wie gestern angekündigt. Ich hab nach vielen Meinungen, die ich mal schnell zur MEM eingesammelt hab, mit Österreichs Sportchefin Usi Jelinski telefoniert. War sie zufrieden mit der Leistung der Österreicher? Was war ihr persönliches Highlight?

miia: Usi, welche Aufgaben hattest du denn eigentlich bei der MEM?

Usi: Am Ende war ich als Chefrichterin vor Ort. Ich hatte aber im Vorfeld auch dem Organisationsteam in St. Radegund meine Unterstützung zugesagt. So habe ich zum Einen für den Informationsfluss zwischen dem Veranstalter und den Nationen gesorgt, zum Anderen habe ich das Team-Austria organisiert. Diese Nähe zum Team Austria hat mich am Ende zu der Entscheidung gebracht, den Richterkollegen den Vortritt in den Meisterbewerben zu lassen und selbst Sport-B zu richten. Das erschien mir richtig.

miia: Warst du mit der Mannschaft der Österreicher zufrieden?

Usi: Die klare Antwort ist „JA“! Sie haben alle jenen Erwartungen entsprochen, die wir hatten, und haben ihre Leistungen aus der Vorsaison auf den Platz gebracht. Besonders gefreut hat mich, dass die WM Equipe vom letzten Jahr fast vollständig dabei war und jene, die nicht dabei waren, hatten zumeist driftige Gründe. Ich habe mich auch über so manche Top-Leistung der Jungen Reiter und der Starter der Sport-B-Klasse sehr gefreut. Die Kehrseite ist aber natürlich, dass wir gesehen haben, dass wir im internationalen Vergleich weit weg von der Spitze sind. Das ist aber jetzt nicht als Kritik zu verstehen. Ich kann nur sagen, die Erwartungen, die wir hatten, wurden erfüllt.

Usi und das Team Austria_Foto von Ulrich Neddens

miia: Alexander Sgustav hat es mir in seinem Statement zur MEM so gesagt: „(…) die MEM hat auch aufgezeigt, dass wir im Konzert der Großen derzeit noch immer keine wesentliche Rolle spielen. Konsequente Arbeit und gute Pferde sind hier gefragt und gefordert.“ Stimmst du ihm zu?

Usi: Ich sehe das genauso. Ich glaube aber nicht unbedingt, dass es am „Material“ liegt.

miia: Woran liegt es dann?

Usi: Ich glaube, es sind viele kleine Faktoren daran beteiligt, die sich im großen Ganzen dann aber auswirken. Das beginnt bei fehlenden Trainingsplänen, geht über die Haltung der Pferde, deren Fütterung, deren Kontrollen auf veterinärmedizinischer Ebene. Dann muss man leider auch zugeben, dass wir viel zu wenige Islandpferdeställe haben, die eine gute Basisausbildung anbieten. Überhaupt im Großraum Wien fehlt es an Reitschulen. Wir machen Werbung für Islandpferde, können dann aber keine Reitschulen anbieten. Oder einfach zu wenige! Es fehlt an flächendeckender Verfügbarkeit von Ausbildungsmöglichkeiten. Es ist sogar so, dass die gefühlte Hälfte der WM – Equipemitglieder vom letzten Jahr, bei sich zuhause keine Ovalbahn zur Verfügung haben, auf der sie trainieren können. Das sind die vielen kleinen Faktoren. Was mir aber außerdem auffällt ist, dass viele international erfolgreiche Reiter geduldig über Jahre mit und an ihrem Pferd arbeiten, bevor sie richtig erfolgreich sind. Bei uns – vorsichtig ausgedrückt – orte ich manchmal eine etwas andere Mentalität. Ich bin allerdings vorsichtig zuversichtlich, was unsere Jugend betrifft.

miia: Was war denn dein persönliches Highlight bei der MEM in St. Radegund?

Usi: Das ist einfach. Es war diese positive Grundstimmung, die über diesem Turnier geschwebt ist. Es hat einfach alles gepasst. Es war allgegenwärtig eine Zufriedenheit und ein positives Flair zu spüren. Die MEM war hervorragend organisiert und geplant. Ja, es hat einfach alles gepasst!

miia. Tausend Dank liebe Usi für das Interview! Und ganz herzlichen Dank auch an Ulli Neddens, der mir noch zu wirklich nächtlicher Stunde die Verwendung seines Fotos für diesen Beitrag erlaubt hat. 

Teilen über: