Eine Idee und das größte Glück

Während an diesem Wochenende eine große Zahl an österreichischen Islandpferdebegeisterten in Richtung St. Radegund blickt und ganz viel mitfiebert (was ich auch tue, übrigens!), passieren andernorts Islandpferdegeschichten der anderen Art. Geschichten, die ich geschickt bekomme und aus denen so viel Freude durch den Computer springt, dass ich sie sofort hier und jetzt veröffentlichen möchte. Caro hat mir geschrieben. Ich habe euch schon mal von ihr erzählt. Man kann ohne Übertreibung sagen – Caro scheint zur Zeit die glücklichste Islandpferdebesitzerin der Welt zu sein 🙂 . Aber lest ihre Geschichte am besten selbst:

„So wirklich habe ich noch nicht realisiert, was da vorgestern passiert ist. Nach einem endlos langen Jahr warten, hat meine Stute Fanti gestern ihr Fohlen bekommen. Ich kann gar nicht beschreiben, was ich in dem Moment alles gefühlt habe, als die Nachricht gekommen ist.

Aber beginnen wir mal von Anfang an.

Irgendwer hat mir mal gesagt, dass es für Stuten toll ist, wenn sie ein Fohlen bekommen. Für das Mutterglück, aber auch für die Persönlichkeits-Entwicklung der Stute. Mir war bewusst – drei Pferde gehen sich nie im Leben aus. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Man könnte sagen „Zwei Verrückte – eine Idee“.

Julia – eine ganz liebe Freundin mit der wir am gleichen Hof stehen – hat vorletztes Jahr ihre eigenen Stuten decken lassen. Leider hat nur eine der Damen aufgenommen. Als wir über das zukünftige Fohlen gesprochen haben, meinte Julia mal, sie würde sich wünschen, dass es ein Schimmel wird. Natürlich war uns beiden klar – das wird nix! Mama grau – Papa grau – ja richtig, die kleine Lokkadis ist grau (und wunderschön mit tollen Gängen und einem bezaubernden Charakter). Nach unserem Gespräch über das „Schimmel-Fohlen“ habe ich immer wieder nachgedacht. Bei Fanti wäre es möglich, dass das Fohlen ein Schimmel wird und Fanti wäre eine unglaublich gute Mama und hätte eine riesen Freude mit einem Baby.

Ich könnte ihr dieses Glück vielleicht nie erfüllen und eigentlich wollte ich ihr bis sie sieben wird im Sommer auch immer ein wenig Pause gönnen. Man könnte diese Pause doch gut mit Decken und Fohlen-Bekommen verbinden?! Aber kann ich das, wenn das Fohlen dann nicht meines ist? Ja doch – ich kann! Weil ich weiß, bei Julia hat das Fohlen einen Traumplatz auf Lebenszeit! Also habe ich Julia gefragt, ob sie vielleicht ein Fohlen von Fanti möchte und sie hat ja gesagt! (Ok gut, ihr Mann war noch eine kleine Hürde … aber das kennen wir Wendy-Mädls ja oder?! 🙂 ).

Da Glumur frá Reykjavik letztes Jahr ohnehin bei uns am Hof gedeckt hat und er auch gut zu Fanti passt, war klar, Glumi wird ihr „erstes Mal“. Aber erst mussten wir die Tupferprobe überstehen. Ich war so aufgeregt! „Lässt sie sich das gefallen?“ „Ist eh alles in Ordnung?“ usw. – alles unnötig. Fanti war natürlich brav und zum Glück auch sauber. UFF … jetzt wird es ernst!!!

Tagelang bin ich bei Glumi gesessen: „Bitte sei lieb zu ihr, bitte es ist ihr erste Mal“!!! Wenn man Glumi kennt, weiß man, die Gespräche waren unnötig. Er ist der größte Gentleman, den ich kenne und wäre so oder so lieb zu ihr gewesen 🙂 . Und dann kam der große Tag immer näher. Wir hatten am Wochenende davor noch ein tolles Shooting mit Birgt – und dann kamen die Eisen ab.

Fotoshooting mit Birgit Finta

Am 01.07.2017 ging ich mit Fanti los Richtung Deckweide. Mein Herz hat gerast. Wird alles gut gehen? Wird mein Baby sich auskennen was da passiert? Wird sie eh nicht überfordert sein mit der Situation? Werden die anderen Stuten lieb sein? Tu ich ihr da wirklich was Gutes? Was wenn sich die zwei nicht mögen? Was wenn sie sich verletzt? Und 1000 weitere absurde Gedanken gingen mir durch den Kopf.

Und dann war es so weit. Julia öffnete den Koppelzaun. Wir gingen rein – Halfter runter und dann passierte was, womit ich gar nicht gerechnet hätte.

Ein erstes Kennenlernen

Fanti wusste wohl sofort, was hier zu tun ist! Während Glumi sie lieb begrüßte, hätte sie lieber gleich andere Dinge gemacht 🙂 ! Sie hat ihn angerosst, dann aber doch nicht ganz hingelassen, dann wollte sie doch, hat ihn in die Ecke gestellt, doch nicht drauf gelassen dann hat sie ihn wie eine Wilde angezickt – und ich, stand ungläubig (und fotografierend) daneben mit den Worten „Aber sie ist doch mein Baby? Aber das ist doch ihr erstes Mal!“ – Tja .. sie hat Glumi ganz schön eingeheizt und als er dann mal zum Verschnaufen kam, hat er mich angeschaut, und sein Blick hat ganz klar gesagt „Hallo?? Ich BIN lieb zu ihr – aber hast du der Verrückten auch mal gesagt, dass sie lieb zu mir sein soll??“ Nein – weil damit hätte ich nicht gerechnet 🙂 !

Fanti kennt sich aus

Nach ein paar Tagen hat sich das aber alles gelegt und die Herde war sehr harmonisch und Fanti ganz beschäftigt mit ihrer neuen Lieblingsbeschäftigung – Tante für die Fohlen zu sein!! Als ich gesehen habe, welche Freude sie mit den Kleinen hat, da war für mich klar, das war die beste Entscheidung, die wir treffen hätten können. Fanti stand dann bis Anfang September in der Herde und im Oktober war es dann so weit – Ultraschall Termin!

Hat es geklappt?

Oh mei – waren wir aufgeregt. Julia, ihre beiden Kinder, eine Freundin der Kinder und ich. Und dann kam der Tierarzt. Die Freundin von Julias Tochter hat es auf den Punkt gebracht „Es wird ein Einhorn, oder? Fanti ist auch ein Einhorn, also muss es ein Einhorn werden! Es kann nur ein Einhorn werden, oder Herr Doktor?“ Die Blicke von unserem Tierarzt waren unbezahlbar 🙂 . Also los – Ultraschall … die Nervosität steigt ins Unermessliche. „Ah – da haben wir was – ganz deutlich!“ Wo? Was? Wie? Der kleine weiße Flecke da?? Julia: „Jöööö es ist weiß!! Es wird ein Schimmel!!“ – Blick vom Tierarzt „Unbezahlbar Teil 2“! Ich „Moment, könnten sie nochmal hin, ich muss ein Foto machen“ – Blick „Unbezahlbar Teil 3“! Foto gemacht – vielen Dank. Freudentränen, Fanti streicheln, Fantis Bauch streicheln – 1000 Gefühle, 1000 Emotionen, so unendlich viel Glück, so unendlich viel Freude – FANTI WIRD MAMA!! Wann konnte man nicht genau sagen, aber wohl im Juni – na mal sehen!

An dieser Stelle ein ganz großes Danke an unseren tollen Tierarzt für seine einfühlsame Art. Fanti hat ihm von Anfang an vertraut – und danke, dass er unserer Verrücktheit so gut ertragen hat 🙂 . Ich bin Fanti dann bis Jänner ganz normal geritten, als wäre nichts. Ab Jänner haben wir begonnen auf Schwangerschaftsgymnastik umzusteigen. Nur noch leichte Ausritte, Handpferde reiten und viel spazieren gehen. Von einem Babybauch war lang nichts zu sehen und auch dann nur recht wenig.

Das letzte Mal wirklich reiten

Im Mai war es dann so weit – ab auf die Fohlenweide. Mit vier anderen Damen. Der Bauch wurde immer dicker – Fohlen 1 kam auf die Welt – der Bauch wurde noch dicker – Fohlen 2 kam auf die Welt – der Bauch schaute aus, als würde sie platzen – Fohlen 3 kam auf die Welt – bergab gehen wird echt schwer – Fohlen 4 kam auf die Welt. Aber wie heißt es so schön, das Beste kommt zum Schluss!!!

Zwei Tage vor der Geburt

10.07. – das Euter wird dicker.

11.07. – das Euter hat sich richtig gefüllt – und dann passierte das, auf das man seit einem Jahr unfassbar ungeduldig wartet und in dem Moment wo es so weit ist, so absolut unreal wirkt.

12.07. um 12.38 Uhr – eine Whatsapp Nachricht auf meinem Handy von Stallkollegin Pia.

Die langersehnte Nachricht

Ungläubig starre ich das Foto an und es hat ein bisschen gebraucht, bis ich es so wirklich verstanden habe. MEIN BABY HAT IHR BABY BEKOMMEN!!!!! Freude, Glück, Tränen und – ich muss sofort in den Stall!!!! Ich bin zum Auto gelaufen und so schnell wie noch nie in den Stall gefahren (Zitat Pia: „Bist du geflogen?“). Die ganze Fahrt über habe ich geweint – vor Freude. Und dann war es so weit. Ich renn den Hügel hoch zur Wiese. Seh Fanti da stehen. Ruf sie. Sie schaut sofort her, dreht sich in meine Richtung und sie wirkt unfassbar stolz ….und da ist er! Und er ist PERFEKT!

Ein stolzer Blick

Ich bin dann eine Stunde lang heulend neben Fanti und dem Kleinen gesessen. „Beste Fanti, schönste Fanti, das hast du so toll gemacht, du bist die beste Mama, so schön Fanti, der Kleine ist perfekt Fanti!“ „Babybub, oh Goooott bist du süß, moi moi oh moi oh du bist so herzig, ohhhh der weiße Fleck, oh wie du süß trinkst oh wie du liebt schläfst oh wie weich du bist…..!“

Fantis Sohn

Ich glaub ich kann mit Worten nicht beschreiben, wie sehr ich mich gefreut habe. Der kleine Mann ist aktuell grau mit einer wunderschönen Blesse. Ob er ausschimmelt, kann man noch nicht genau erkennen. Wir hatten ja sehr gehofft, dass es ein Schimmel wird. Aber grau mit Blesse ist doch auch was ganz Besonders.

Mutter und Sohn

Ich weiß gar nicht mehr, ob ich mir noch immer wünsche, dass er weiß wird. Aber so oder so ist er perfekt und wunderschön!!! Und auch wenn der Kleine nicht mir gehört, es ist was ganz besonders, wenn die eigene Stute ein Fohlen bekommt. Leider ist seine Besitzerin gerade auf Urlaub, darum wird es noch ein bisschen dauern, bis der kleine Mann einen Namen bekommt – aber dafür wird er dann perfekt passen 🙂 .

Noch ohne Namen

Ganz herzlich möchte ich mich bei allen bedanken, die so sehr mit uns mitgefiebert haben! Vielen DANK! Und auch vielen Dank für all eure lieben Nachrichten! Das lange Warten hat sich auf jeden Fall ausgezahlt. Ich kann nur nochmal sagen, es war die beste Entscheidung, die wir hätten treffen können! Liebe Julia – vielen Dank, dass du es Fanti ermöglicht hast, das größte Glück der Welt zu erfahren und Mama zu werden. Vielen Dank für dieses tolle aufregende gemeinsame Jahr! Es freut mich so sehr, dass wir jetzt eine Familie sind. Und das größte Dankeschön hat natürlich Fanti verdient. Dafür, dass sie uns so viel Glück und Freude geschenkt hat.“

So viel Glück

miia: So viel Freude. Liebe Caro, bitte lass mich wissen, wie es dem hübschen jungen Mann weiterhin ergeht. Wie er wohl heißen wird? Ob er neugierig ist? Ruhig? Oder ein bissi verrückt 🙂 ? Bitte halt mich auf dem Laufenden. Jedenfalls wünsche ich euch das Allerallerbeste und dem jungen Mann ein wunderschönes Leben. 

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