Martina war on tour. Am Panorama – Hof. Sie wollte sich mal eine Hengstkörung anschauen. Was sie gesehen hat? Lest am Besten selbst:
„Was gibt es Schöneres, als an einem frühsommerlichen Tag zu flanieren. Flanieren und gustieren vielleicht. Viele Menschen haben jetzt vermutlich eine Einkaufspromenade vor Augen. Hübsche Schaufenster, die noch hübschere Dinge präsentieren. Ich allerdings nicht. Ich hasse shoppen und Einkaufsstraßen und Dinge anprobieren und Menschenmassen und das Herumgeschiebe (mag daran liegen, dass ich aufgrund meiner Körpergröße ganz oft nicht die Herumschiebende, sondern weitaus öfter die Herumgeschobene bin).
Wenn ich also schreibe, was gibt es Schöneres als zu flanieren und gustieren, dann ist bestimmt kein Einkaufsbummel auf einer Shoppingmeile gemeint. In meinem Fall handelt es sich um den Besuch des Panoramahofes. Und der Panoramahof hat schon an einem ganz normalen Tag extrem hohes Flanier- und Gustier-Potential, was nicht nur an der schönen Umgebung liegt, sondern vor allem an dem Hengstpanorama. Die wunderschöne Landschaft geht bei einem Besuch der Hengststallgasse ehrlich gestanden leider etwas unter. Wenn man nämlich den Sabber unterdrückend durch die Stallgasse wandert, einen wunderschönen Hengst neben dem anderen stehen sieht und geistig bereits durchkalkuliert, wie viele Babys man aus dem eigenen Stütchen noch ziehen könnte, bleibt nicht mehr viel Kapazität für die Landschaft rundherum über … ich bin mir aber sicher, sie ist ganz wundervoll.
Wie gesagt bereits an einem ganz normalen Tag lädt der Panoramahof dazu ein wunderschöne Islandpferde zu bestaunen. Aber ich hatte das Vergnügen nicht an einem ganz normalen Tag dort zu sein, sondern am Tag der Hengstkörung und Stutbuchaufnahme. Ich als absoluter NICHT-Profi was Zucht, Körung und Co. betrifft, war darauf vorbereitet, viele schöne Pferde zu sehen ohne viel davon zu verstehen, was da gerade passiert.
Das bin ich gewohnt … also schöne Dinge sehen ohne wirklich zu verstehen, was da eigentlich abgeht … schließlich habe ich Biologie studiert.
Aber dem war nicht so. Nach dem Abmessen der Pferde ging es an die Beurteilung. Dabei wird nicht still und heimlich gegrübelt, welches Pferd jetzt wohl welche Wertnote verdient, nein, das Publikum darf an dem gesamten Prozess teilhaben. Während das zu beurteilende Pferd in der Halle seine Kreise zieht, nimmt sich der internationale FEIF-Richter Jens Füchtenschnieder nämlich sowohl Mikro als auch Zeit das Publikum an seinem geschulten Auge teilhaben zu lassen. Das ist einfach großartig. Dadurch weiß ich jetzt, was gemeint ist wenn jemand sagt: „Das ist ein typischer Godur-Greifi Hals“ (bestimmt ein gutes Einstiegsthema in diverse Smalltalk Gespräche), wie es aussieht, wenn sich ein Pferd gut selbst trägt, was eine gut arbeitende Hinterhand ist oder wann das Pferd zu viel Spannung hat.
Natürlich weiß ich all diese Dinge nur, wenn ich sie gesagt bekomme aber immerhin. Im Endeffekt sind alle Zuschauer so angetan von den Pferden und dem ganzen Drumherum, dass wir uns kurz nicht mal sicher sind wer gewonnen hat. Einige sind sich sicher, es muss der lackschwarze Sjóli fra Trennu sein dessen Besitzerin Elke Schäfer trotz mehrfachen Nachfragens meinerseits beteuert, dass das Pferd nicht angemalt wurde, sondern einfach wirklich so schwarz ist. Anderen ist Garfield vom Panoramahof besonders in Erinnerung geblieben, der neben dem eingängigen Namen auch mit seiner spektakulären Performance und dem Kommentar des Richters „Ein Hengst, der Charakter hat“ bestimmt nicht so leicht in Vergessenheit gerät.
Und da wird mir klar, dass es genau darum geht. Das Zusammenkommen von Menschen die ein gemeinsames Hobby haben, für das sie mehr oder weniger leben. Sie haben Freude an der Zucht und dem Miteinander. Es wird über Hengste und Stuten geplaudert und ich bekomme den Eindruck, als wären alle irgendwie über ihre Pferde miteinander verwandt „Ich hab die Schwester von deiner …!“ „Wie ist denn der Bruder von … geworden?“.
Es wird gescherzt und gelacht anstatt verbissen zu sein. Einfach nur schön. Nebenbei wird man herzlich bewirtet und bekommt sogar von der Veranstalterin Beate Matschy höchstpersönlich Schokoladenotlieferungen während der Körung gebracht.
Als Krönung legen Veranstalter und Richter dann noch eine kleine Rennpass-Einlage zum Abschluss hin. Die Zuschauer sind begeistert (wobei nicht geklärt ist, ob es am Rennpass liegt oder an der Tatsache, dass es noch immer leckeres Essen gibt, welches während der Rennpass-Show verputzt wird).
Ich für meinen Teil bin nach diesem Tag gut verpflegt, hoch motiviert und mit der Erkenntnis, dass eine einzige Stute einfach zu wenig ist, nach Hause gekommen.
Vielen Dank an das Team rund um den Panoramahof und Gratulation an alle Teilnehmer und ihre elitären Tiere.
PS: Fidel findet es sträflich, dass er weder mit zur Körung durfte noch Platz in diesem Beitrag gefunden hat, allerdings ist der Hund käuflich und kann mit einem Kauknochen beschwichtigt werden.“