Hoffnung für Tumi

Zufälle gibt es, die gibt es gar nicht. Martina Wanis hat vor einiger Zeit begonnen, viel Wissenswertes über das Thema „Mondblindheit“ zusammen zu tragen, ein Phänomen, das scheinbar Islandpferde verhältnismäßig oft trifft. Martina, ihr kennt sie ja, hat sich in eine akribische Erforschung dieses Themas geworfen und ist auf ein wirklich sehr interessantes Gebiet gestoßen. Ihre ersten Ergebnisse hat sie mir gestern in der Früh geschickt. Wie immer wunderbar aufbereitet. Gestern am Abend hab ich den Computer zufällig noch einmal aufgedreht. Und was lese ich da?

Verena hat mir, genau am gleichen Tag, von ihrem geliebten Islandpferd Tumi geschrieben. Sie wollte mir etwas erzählen. Tumi ist heute Vormittag nämlich operiert worden. Aber lest am besten selbst: 

Wunderschöner Tumi_Foto privat

Verena: „Tumi ist jetzt seit fast fünf Jahren in meinem Leben. Bei Gott war es nicht die beste Kombination damals – er war knapp 5 und ich war knapp 16. Trotz unserer beider Jugend hat alles (mit einigen Höhen und Tiefen natürlich – wie soll’s auch anders sein) einen guten Lauf genommen. Immer wieder sind wir von Tirol zurück nach Andorf gefahren, um dort Reitunterricht bei Leni (die übrigens, nebenbei erwähnt, meine Schwester ist) und Inge zu nehmen. Jedes Mal sind wir um einige Erfahrungen reicher und mit neuen Arbeitsansätzen wieder nach Hause ins wunderschöne Tirol gefahren.

Schließlich war es so weit – meine Matura war geschafft und ich wollte gerne einige Monate weg von zu Hause, mal was anderes sehen. Dabei stellte sich die größte Frage – was macht in der Zwischenzeit mein Tumi? Nach einigen Gesprächen und viel Nachdenken kam ich zu dem Schluss, es sei das Beste für ihn, ihm einfach mal einige Monate Pause zu gönnen. So stellte ich ihn für knappe 6 Monate in die Junghengstherde nach Andorf, wo ich ihn in besten Händen wusste und wo er nach Herzenslust spielen, toben und wieder mal einfach nur Pferd sein konnte.

Tumi im Glück_Foto privat

Ich verbrachte die Zeit in Dänemark auf einem Islandpferdehof, wo ich viel lernte und noch viel mehr Spaß hatte. Im Dezember 2016 endete meine Reise, und ich musste schön langsam an meine Zukunft denken. Von der ich leider noch so gar nicht viel Plan hatte.

Spontan entschied ich also, es sei das Beste, nochmal wegzugehen – diesmal aber nicht mehr so weit, damit Tumi mitkommen kann. So packte ich also meine sieben Sachen und das Pferd ein und wir machten uns auf den Weg zu einem Islandpferdehof in Deutschland. Alles hat super geklappt.

Nach etwa eineinhalb Monaten dort merkte ich, dass etwas mit seinem Auge nicht stimmt. Ein paar Tage später kam eine Augenspezialistin, die die erschreckende Diagnose stellte: Periodische Augenentzündung, vielleicht besser bekannt unter Mondblindheit. Sie riet mir sofort zur Operation. Nach vielen Gesprächen, vielen Tränen und Sorgen entschied ich mich schließlich vorerst gegen eine OP. Ich versuchte, die Krankheit homöopathisch in Schach zu halten.

Tumi mit Maske_Foto privat

Es hat erstaunlicherweise auch echt gut gewirkt, Tumi hatte offensichtlich keine Schmerzen, und auch die nur mehr sehr eingeschränkte Sehfähigkeit des linken Auges beeinträchtigte ihn keineswegs. Ich verbrachte mit Tumi wunderschöne 7 Monate in Deutschland, wir haben viel gelernt, einige Kurse besucht und natürlich jede Menge tolle Leute kennen gelernt. Aber auch die schönste Zeit geht irgendwann vorbei und so traten wir Ende September 2017 die Heimreise an.

Auch hier hat alles komplett reibungslos funktioniert; Tumi marschierte in seine alte Herde, als wäre er nie weg gewesen.

Es war etwa Februar, als ich dann eine Verschlechterung seines Auges bemerkte: Er stolperte öfter und einmal rannte er sogar gegen einen Zaunpfahl. Das war das Zeichen für mich: Okay, es ist Zeit, einen Schritt weiterzugehen. Also kam mein Tierarzt und auch er riet mir zu einer Vitrektomie. Dabei wird der Glaskörper des Auges herausgesaugt, durch eine andere Substanz ausgetauscht und somit die Bakterien „herausgeschwemmt“. Außerdem erhofft man sich eine – zumindest teilweise – Rückgewinnung der Sehkraft.

Tumi in der Klinik_Foto privat

So, dann war’s also so weit: Heute, am 28. März 2018 haben wir Tumi in die Klinik gebracht. Ich weiß ihn dort in besten Händen und hoffe, ihm kann mit der OP geholfen werden. Morgen Vormittag wird er operiert. Ich habe mir lange den Kopf darüber zerbrochen, ob es vielleicht meine Schuld war, wie alles seinen Lauf genommen hat. Hätte ich ihm die lange Fahrt nach Deutschland nicht zumuten dürfen? Hätte ich etwas anderes tun können, um die Krankheit zu vermeiden? Ich weiß es nicht. Ich weiß aber, dass ich die Zeit in Deutschland nicht missen möchte, und ich glaube, auch Tumi hat es dort gut gefallen.

Gewissermaßen glaube ich an Schicksal. Vielleicht soll es einfach so sein. Vielleicht soll es mir zeigen, dass schlimme Dinge geschehen müssen, um woanders eine Tür öffnen zu können. Wir werden sehen. Jetzt bin ich aber erstmal optimistisch, dass alles mit der OP gut klappt, Tumi sich gut erholt und dann hoffentlich wieder mit beiden Augen die Welt erleben darf.“

miia: Danke, Verena. Ich hoffe sooo sehr, dass es deinem Tumi gut geht. Lass es mich bitte wissen! 

Was diese Mondkrankheit ist? Ob Isländer davon wirklich häufiger betroffen sind als andere Pferderassen? Was man tun kann?

Das alles hat Martina für euch vorbereitet. In den nächsten Tagen @miia.at!

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