Wie versprochen! Noch vor dem Schlafengehen ein Interview mit Viki Stowasser, die sich mit ihrem Keimur auf den Weg nach Rieden in Deutschland gemacht hat, um dort beim World Tölt 2018, dem größten Indoor Hallen Turnier der Welt, gemeinsam mit viiiiielen anderen sensationellen Reitern und Pferden mitzutölten. Erst letztes Wochenende habe ich Viki in Stadl-Paura getroffen. Kurze Zeit davor war sie in München-Riem. Wie macht sie das denn? Ich weiß, wie anstrengend ein Turnier sein kann …
miia: Viki, du bist in München-Riem mitgeritten. Wie hat es dir gefallen? War dieses Hallenturnier mit Stadl-Paura vergleichbar?
Viki: Mir hat es sehr gut gefallen, es waren sehr viele Zuschauer, die besonders gute Stimmung gemacht und viel applaudiert haben. Ein unglaubliches Gefühl mitgeritten zu sein. Die Halle ist zu vergleichen mit Stadl Paura, auch von der Größe her. Der Boden war ebenfalls sehr ähnlich. Auch die Abreitehalle ist gut zu vergleichen mit der von Stadl, beide Hallen sind sehr nah beieinander, was ein großer Vorteil ist.
miia: Wie war es für dich ganz persönlich?
Viki: Für mich ganz persönlich war es eine besondere Ehre mitreiten zu dürfen, da es Keimurs und mein erstes Turnier außerhalb Österreichs war und wir gespannt waren, was Richter zu uns sagen, die uns noch nicht kennen. Es war auch beeindruckend, mit so einer starken Konkurrenz mitzuhalten, bekannte Reiter und Pferde, die oft auf der WM zu sehen sind, waren vertreten.
miia: Worauf bist du besonders stolz?
Viki: Besonders stolz bin ich auf die Leistung mit meinem Keimur. Ich freue mich, dass mein „Bub“ mir so sehr vertraut und wir äußerst positive Rückmeldung von verschiedenen Leuten bekommen haben. Dass wir viel harmonischer zusammen geworden sind und ein großer Fortschritt bei uns zu sehen ist. Es ist ein tolles Gefühl, wenn hartes Training sichtbar wird. Zusätzlich wurde unsere Leistung trotz stark besetztem Starterfeld mit 2x A Finale belohnt (V1 und T1) und zusätzlich bekamen wir erstmals die Note 8,0 für Keimurs außergewöhnliches schnelles Tempo Tölt. Damit war uns die höchste Endnote im A-Finale für diesen Aufgabenteil gesichert. Ich habe Keimur in diesem unglaublichen Moment einfach nur umarmt und nicht gewusst, ob ich lachen oder vor Freude weinen sollte.
miia: Kannst du Keimur in ein paar Sätzen beschreiben?
Viki: Keimur ist ein unglaublich leistungsbereites Pferd mit sehr viel Temperament, aber er ist auch äußerst sensibel. Das alles ist nicht immer leicht unter einen Hut zu bekommen, denn jede kleinste Bewegung des Reiters übernimmt Keimur sofort und reagiert darauf. Das bedeutet, dass höchste Konzentration gefordert ist und die Koordination der Reiterhand und der des Körpers immer mit Keimur zusammenspielen müssen, da er sich sonst sichtbar zur Wehr setzt. Keimur war, bevor er mir gehörte, nur auf Zuchtshows trainiert. Der „Umbau“ zum Sportpferd war eine Herausforderung, die langsam Wirkung zeigt. Keimur hat einen wahnsinnig tollen Charakter. Ausreiten ist purer Spaß, bei Kinderreitlagern ist er der Star der Kinder, ist oft Pflegepferd und wird beim Schmück- oder Putzwettbewerb von den Kindern verwöhnt. Er liebt Kinder und genießt es, mit ihnen spazieren zu gehen und Unsinn mitzumachen. Es ist auch kein Problem, ihn direkt neben Stuten am Putzplatz anzubinden und ihn dabei unbeobachtet zu lassen. Einfach ein besonderes Pferd, mein Ein und Alles!
miia: Ich habe gelesen, dass ihr nicht nur in Stadl-Paura teilgenommen habt, sondern auch beim World Tölt an diesem Wochenende! Wie schaffst du das? Ich stelle mir den Aufwand doch sehr groß vor…
Viki: Ich habe Stadl-Paura als Training gesehen und das Turnier sehr locker genommen. Wir haben uns nochmals Rückmeldung von den Richtern geholt und sind jetzt gut für den World Tölt aufgewärmt. Wir schaffen das mit einem streng durchdachten Trainingsplan, der gemeinsam mit meiner Trainerin Carina Mayerhofer-Piber und ihrem Mann Karl Piber erstellt wurde und dabei meine Arbeit, das Training und den Spaß koordinieren.
miia: Warum möchtest du beim World Tölt dabei sein? War das immer schon dein Traum?
Viki: Ich verfolge den World Tölt schon seit Jahren am Livestream und bewundere die tollen Pferde und Reiter und die wahnsinnige Atmosphäre in dieser Halle. Oft habe ich darüber nachgedacht selbst hinzufahren, doch der lange Anfahrtsweg nach Dänemark hat mich immer wieder davon abgehalten. Heuer ist der World Tölt erstmals auf zwei Stationen aufgeteilt und somit der zweite Teil nah genug. Diese Chance haben wir genutzt und gleich genannt. Ein Traum wurde wahr, endlich!
miia: Wie schaffst du es, dass Keimur dieses volle Programm nicht zu viel wird? Wie hältst du ihn bei Laune?
Viki: Prinzipiell ist Keimur ein allzeit leistungsbereites Pferd, er möchte immer 200% für mich geben. Dies versuche ich so gut wie möglich in einem gesunden Rahmen zu halten und fordere nicht ständig volle Leistung von ihm. Wir haben sehr viel Spaß miteinander. Ich versuche seine Ausbildung so vielfältig wie möglich zu gestalten, dazu gehören neben ihm Radfahren, E-Scooter fahren, ausreiten, ohne Sattel reiten, gebisslos reiten, Bodenarbeit oder einfach nur spazieren und grasen gehen. Auch super Verwöhntage, an denen nur geputzt, gepflegt und gefüttert wird, gehören dazu. Nach einem anstrengenden Turnierwochenende wird erstmals ein paar Tage blau gemacht und im Winter erhält er seinen wohlverdienten Urlaub von 8-10 Wochen.
miia: Was ist dein großes Ziel beim World Tölt? Was soll geschehen sein, wenn alles in Erfüllung geht, was du dir wünscht?
Viki: Mein großes Ziel ist, dass wir uns bestmöglich und harmonisch präsentieren. Dass wir gut zusammenarbeiten und alles umsetzen können, was wir in den letzten Wochen trainiert haben. Mit einem Lächeln, wenn ich an unsere Ritte denke, möchte ich am Montag in der Arbeit stehen. Am wichtigsten ist mir, dass Keimur wieder gesund und heil nach Hause kommt und wir eine tolle Erfahrung für unsere gemeinsame Zukunft machen können. Spaß sollen wir gehabt haben, bei diesem großen Event dabei zu sein, mit diesen tollen Pferden und Reitern.
miia: Dann toi toi toi, liebe Viki. Ich hoffe, du kannst es so richtig genießen. Und liebe Grüße auch an Carina Mayerhofer 🙂 !