Durch Höhen und Tiefen

Ein weiterer kalter Tag wartet, ein weiterer feiner Tag für unsere Islandpferde … ein weiterer Tag in meinem warmen Islandpullover 🙂 . 

Ich habe bereits vor ein paar Tagen begonnen, euch von der Sport C Tölt-Trophy zu erzählen. Ich ruuufe es noch einmal in den Äther hinaus (zur Erinnerung, bloß so, dass man es auch ja nicht vergisst): Die Kinderklasse der Tölt Trophy 2017 hat Nina Seher für sich entschieden, die Klasse der Jugendlichen Anna Mayer, die Reiterin, die mit ihrem Pferd Garpur auch schon die Sport C – Viergang Trophy gerockt hat. Nun kommt …. tatatataaaaaa – die Altersklasse der Jungen Reiter und somit – die Gewinnerin der Sport C – Tölt Trophy 2017: Karin Gradinger.

Ich durfte letztes Jahr schon mal mit ihr plaudern. Da hatten sie nämlich auch gewonnen. Karin und ihr Pferd Anders – ein tolles Paar. Mit allen Höhen und Tiefen, wie ich auch im heutigen Interview erfahren durfte. Aber lest am besten selbst:  

Anders und Karin_Foto by Eva Frischling

miia: Karin, wie geht es deinem Pferd Anders, den wir ja schon vom letzten Jahr kennen?

Karin: Anders geht es im Moment sehr gut. Vor einigen Monaten hat er endlich seine passende kleine Herde gefunden. Auch dick und kugelrund ist er trotz unseres regelmäßigen Trainings über den Winter geworden 🙂 .

miia: Wie habt ihr es geschafft, auch im letzten Jahr so konstante Leistungen zu erbringen? Wie hältst du Anders bei Laune?

Karin: Auch im letzten Jahr hatten wir große Startschwierigkeiten, die im Herbst begannen. Andi bekam starken Husten, an dem wir monatelang dran hingen. Anfangs machten wir noch gemütliche Schrittausritte und Spaziergänge, nach einiger Zeit aber blieb uns sogar das verwehrt und ich musste ihn ganz stehen lassen. Auch regelmäßiges Inhalieren von Kochsalzlösungen und allen möglichen Kräutern zeigte kaum bis keine Wirkung.

Im Frühjahr beschlossen wir, da ich ihn ohnehin nicht reiten konnte, ihn mit nach Hause auf unseren Hof zu nehmen. Dort warteten tägliche Weidegänge von morgens bis abends und lange Kuschel- und Pflegeeinheiten von mir und meinen Eltern auf ihn. Da er in der Zeit sehr stark abgenommen hatte und eine kleine Diva ist, was sein Futter angeht, war es auch eine kleine Herausforderung, ihn wieder langsam auf ein akzeptables Gewicht „raufzufüttern“.

Anders auf der Wiese

Nach fast 7 Monaten im „Krankenstand“ ging es ihm dann Gott sei Dank wieder besser. Er kam wieder nach Lichtegg, um dort wieder sein Training aufzunehmen. Viele lange Ausritte sorgten anfangs dafür, dass er langsam wieder zu der Kondition und Kraft fand, die er Monate zuvor noch hatte. Unser Training wurde wieder immer regelmäßiger und anstrengender und ich merkte, wie brav er zum Großteil mitarbeitete. Nach einigen Wochen in seinem Training merkte ich auch, wie gut ihm diese Auszeit getan hatte. Er wurde entspannter und sein Wille, mir auch ab und zu im Training zu gefallen und von Anfang an mitzumachen, wurde immer größer. Unsere guten Tage wurden immer mehr und unsere schlechten Tage immer weniger.

Ein Turnier zu reiten kam mir nach seiner langen Pause eigentlich für 2017 gar nicht in den Sinn. Doch irgendwie konnte ich mich mehr oder weniger spontan dazu entschließen, mit ihm nach Straßwalchen auf die Salzburger- und Tiroler Meisterschaften zu fahren. Rein aus eigenem Interesse wollte ich wissen, wie unser aktueller Trainingszustand aussieht. Eine besondere Herausforderung war für mich der Viergang. Denn vier Gänge auf einer Ovalbahn mit so wenig Kurven und so langen Geraden vorzustellen, ist nicht so einfach, wenn man das Gefühl hat, auf einem Pulverfass zu sitzen. Trotzdem kann man sagen, ich bin sitzen geblieben und nicht runtergefallen 🙂 .

Nach unserem ersten Start in der Saison war schnell klar, wo momentan unsere größten Schwächen liegen. Unser Ziel war es, diese bis zu den Niederösterreichischen Meisterschaften in Langschwarza zu eliminieren. Zum Teil kann man sagen, ist uns das auch gelungen. Wie das genau geht, Andi bei guter Laune zu halten, habe ich bis heute noch nicht wirklich herausgefunden. Aber irgendwie funktioniert’s (die meiste Zeit zumindest). Wie auch bei Menschen, hat er auch seine schlechten Tage. Mittlerweile kann ich bei ihm aber schon unterscheiden, wann er frech ist und wann es ihm nicht gut geht.

Anders_Foto privat

miia: Wie oft trainiert ihr?

Karin: Wir trainieren eigentlich sehr regelmäßig. Ab dem Frühjahr etwa 6 Mal und im Winter 5 Mal pro Woche.

miia: Hat sich etwas geändert zum letzten Jahr?

Karin: Ja, geändert hat sich viel. Seit einigen Wochen haben wir unser Training etwas umgestellt. In den letzten Reitstunden auf meinem anderen Pferd, habe ich mit meiner Reitlehrerin sehr viel an meinem Sitz, meiner Gewichtsverlagerung und meiner Köperspannung/-entspannung gearbeitet. Ich habe gemerkt, wieviel Einfluss ein korrekter Sitz auf die Reaktion eines Pferdes hat. Darauf habe ich in den letzten Wochen auch mein Training mit Anders aufgebaut und bis jetzt tolle Ergebnisse erzielt.

Anders_Foto privat

miia: Was war dein erster Gedanke, als du gesehen hast, dass du gewonnen hast? Hast du damit gerechnet?

Karin: Natürlich hab ich mich gefreut 🙂 ! Mein Ziel im letzten Jahr war eher eine Prüfung abzulegen, mit der ich selber zufrieden sein kann. „Nebenbei“ die C-Trophy zu gewinnen, find ich natürlich toll.

miia: Was sind deine Pläne für das nächste Jahr?

Karin: Meine Pläne für die Saison 2018 sind gute Ergebnisse in der Sportklasse B. Einigen Einzelnoten aus vergangenen Prüfungen zufolge, weiß ich ja, was mein Pferd kann, wenn er will. Und da denke ich, können wir in der ein oder anderen B-Prüfung auch gut mithalten. Auf jeden Fall möchte ich einmal eine tolle T3 Prüfung absolvieren und mit dem Gefühl aus der Bahn gehen, dass wir beide alles gegeben haben. Die Noten sind für mich dabei eher Nebensache. Ob ich in Zukunft Vier- und vielleicht sogar einmal Fünfgang starte, bleibt noch offen.

Anders_Foto privat

miia: Wenn Anders dich verstehen könnte, was würdest du ihm jetzt (nach eurem großen Sieg) ins Ohr flüstern?

Karin: Ich würde ihm ins Ohr flüstern, dass ich wirklich froh bin, dass ich ihn habe. Er für mich einer der größten Lehrmeister war und immer noch ist und ich hoffe, dass er mir noch sehr lange erhalten bleibt.

miia: Danke liebe Karin für das Interview. Dann wird man dich ab der kommenden Saison in der Sportklasse B sehen – eine neue Herausforderung, zu der ich deinem Anders und dir alles Gute wünsche! Und natürlich ganz, ganz viel Gesundheit für deinen schönen Anders. Das ist eeeecht das Allerwichtigste.

Ein neues Ziel für Karin! Hach – ich mag neu gesteckte Ziele und Herausforderungen! Mein heutiges Ziel: Ohne Frostschäden ins Büro kommen. Mal schauen, ob mir das gelingt 🙂 .

ps.: Karin hat mir übrigens noch ihre ganz persönliche Geschichte mit ihrem Anders aufgeschrieben. Die Geschichte ihres gemeinsamen Zusammenwachsens. Eine Geschichte, die sicher viel Mut macht. Ich werde sie euch zu einem anderen Zeitpunkt erzählen.  

 

 

 

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