Das einzig Beständige im Leben sei die Veränderung, hat Heraklit einmal behauptet. Nun, da wird er schon recht gehabt haben. Ein kluger Mann, dieser Heraklit. Auch für den Österreichischen Islandpferdeverband heißt es, sich zu verändern. Nachdem die Präsidentin Daniela Sasse sich zum Rückzug entschlossen hat, wird am kommenden Samstag ein neuer Präsident gewählt. Da muuuuss ich einfach meinen Telefonhörer in die Hand nehmen und mal bei Dani anrufen. Was sie gelernt hat aus ihrer Präsidentinnen-Zeit? Was ist gut gelungen und was ist offen geblieben?
Hier kommt Danis großes miia-Abschiedsinterview:
miia: Dani, wie lange warst du eigentlich Präsidentin des ÖIV?
Dani: Insgesamt vier Jahre.
miia: Warum hörst du gerade jetzt auf?
Dani: Mein Leben hat sich im Laufe der Zeit verändert. Im August 2016 haben Rutger und ich unseren Easyhof gegründet, seit letztem Herbst kann man von einem richtigen Einstellbetrieb sprechen. Eines der Grundübereinkommen des ÖIV war, dass das Präsidium nicht von Personen besetzt sein soll, die vom Islandpferd leben. Auch wenn Rutger und ich nicht ausschließlich von unserem Hof leben, würde es dennoch einfach nicht mehr zu diesem Grundübereinkommen passen, dass ich weiterhin Präsidentin des Verbandes bleibe. Ich denke, dass jetzt genau der richtige Zeitpunkt dafür ist aufzuhören. Denn der Verband steht auf guten und stabilen Beinen.
miia: Was hast du persönlich in den letzten 4 Jahren durch deine Tätigkeit gelernt?
Dani: Zum Großteil waren es tolle Erfahrungen, die ich gemacht habe und ich möchte wirklich sagen, dass die positiven Seiten überwiegen. Ich musste aber auch lernen, dass man es nie allen recht machen kann. Ich bin vielleicht – ich möchte es so ausdrücken – ein bisschen zu naiv an die Sache herangegangen. Ich dachte, ich kann unser aller Interesse für die Islandpferde so weit bringen, dass wir alle an einem Strang ziehen. Das ist mir aber nur bedingt gelungen. Ich habe auf jeden Fall gelernt, diplomatisch zu agieren. Ich habe gelernt mit den unterschiedlichsten Menschen zusammen zu arbeiten. Ich habe ganz viele Einblicke in die Hintergründe der Islandpferdewelt bekommen und gelernt, verschiedene Interessen zu verstehen.
miia: Was waren denn die Herausforderungen für dich? Worauf bist du stolz?
Dani: Die größte Herausforderung war es, als Team gemeinsam an der Sache zu arbeiten. Das ist uns gelungen. Wir hatten im Präsidium oft unterschiedliche Meinungen, konnten aber trotzdem sehr progressiv und gut miteinander arbeiten. Eine Sache, die mir immer sehr wichtig war, war Offenheit. Ich wollte immer ein offenes Ohr für unsere Mitglieder haben. Worauf ich stolz bin? Nun, als ich das Amt übernommen habe, war der Verband nicht im allerbesten Zustand. Wir haben ihn wieder in Gang gebracht. Dass das gelungen ist, verdanken wir in aller erster Linie Andrea und Thomas Fuchs und Michael Rappold, die akribische Arbeit geleistet haben. Außerdem der Tatsache, dass alle Mitglieder des Präsidiums bereit waren, ihre Tätigkeit für diesen Verband ehrenamtlich auszuüben. All das hat ihn wieder ins Laufen gebracht. Und heute bin ich stolz darauf sagen zu können, dass der Verband wieder auf gesunden Beinen steht.
miia: Was ist deiner Meinung nach offen geblieben?
Dani: Ich wollte Ruhe und Einigkeit in die Islandpferdeszene bringen. Das konnte manchmal ziemlich anstrengend sein. Am Ende der vier Jahre ist nun meine Motivation ziemlich am Ende, das gebe ich ehrlich zu. Was noch offen geblieben ist, ist der Wunsch, den ÖIV unabhängiger zu machen. Das Finden von richtig großen Sponsoren, das ist auch noch eine Aufgabe, die ich mir gestellt hatte, aber nicht erfüllen konnte. Es braucht einfach noch mehr Geld von außen.
miia: Wie siehst du deinen Nachfolger?
Dani: Arno Braschel ist ein eloquenter und sehr motivierter Nachfolger. Ich freue mich, denn er bringt viel Erfahrung mit ein und wird auf jeden Fall hinter dem gesamten Team stehen.
miia: Was wünscht du der österreichischen Islandpferdewelt?
Dani: Ich wünsche unserer gesamten Szene mehr Harmonie und Spaß an der Sache. Ich wünsche ihr weniger Verbissenheit. Mögen wir alle genießen, was wir haben. Mögen wir diese einzigartige und besondere Pferderasse so zu schätzen wissen, wie sie es verdient.
miia: Danke, liebe Dani, für dieses Interview. See you. Anytime. Anywhere. Aber ganz sicher weiterhin im österreichischen Islandpferdetrubel.
Als ich übrigens nach schlauen Sätzen von Heraklit gesucht habe, hab ich noch etwas richtig Kluges gefunden. Der Philosoph soll auch gesagt haben: „Die schönste Harmonie entsteht durch das Zusammenbringen der Gegensätze“. Ein weiser Mann. Aber wohl keine leichte Aufgabe. 😊
Ich habe gehört, dass es am kommenden Samstag gleich nach der ÖIV Generalversammlung, um circa 16h, ein Live-Interview mit der „alten“ Präsidentin und dem neuen Präsidenten geben wird. Falls es jemanden interessiert – hier könnt ihr es euch dann live anschauen!