Nachdem Fidel beschlossen hat, um 5 Uhr morgens aufzustehen und mich an seiner fantastischen Idee, den Sonnenaufgang zu erleben, teilhaben ließ (der alte Romantiker), bin ich jetzt frisch, munter und ausgeschlafen, um mich an Part 2 meiner Recherche zum Thema Kolik zu machen. Und der Titel lautet …
… Trommelwirbel …
… noch mehr Trommelwirbel …
Die Ursachen von Koliken!
*TATAAAA*… Paukenschlag … (ich neige dazu dramatisch zu werden, wenn ich nicht ausgeschlafen bin).
Bei Fidel kommt es primär durch Futter zu Bauchschmerzen. Unseren Höhepunkt hatten wir diesbezüglich, als er mal im Stall nicht ganz fertig aufgeweichte Wiesencobs für sich entdeckt hat. Welcher Hund isst Wiesencobs? Naja, eigentlich sollte ich mittlerweile wissen, dass Fidel nicht ganz normal ist … wartet das war gemein… dass Fidel einzigartig ist … klingt irgendwie netter.
Aber was sind die Ursachen für Koliken beim Islandpferd?
Nachdem Kolik wie gesagt ein Sammelbegriff für „Irgendwas-läuft-im-Magen-Darm-Trakt-schief“ ist, gibt es eine ganze Reihe an Ursachen. Beginnen wir bei der ekeligsten:
- Parasitenbefall: Wir alle sind nur Lebensraum für noch kleinere Lebewesen (da dürfen wir uns nichts vormachen). Im Gegensatz zu einer Symbiose zeichnet einen Parasiten aus, dass er von seinem Wirt lebt ohne ihm etwas zurück zu geben. Ziemlich egoistisch! Dabei versucht er selbstsüchtig wie er ist, seinen Wirt eigentlich nicht zu töten. Dennoch kann ein Befall beim Pferd zu schlimmen Koliken führen, sei es durch Entzündungen oder Verstopfungen.
- Verstopfungskolik: Wie der Name schon sagt, ist bei der Verstopfungskolik etwas verstopft. Das kann wie bereits erwähnt durch Parasiten passieren (auch beim Entwurmen, wenn sich bei starkem Befall „Knäuel“ aus absterbenden Würmern bilden) oder auch durch aufgenommene Nahrung. Viel Getreide und wenig Raufutter zum Beispiel ist eine ungute Kombination. Auch essentiell ist Wasser. Zu wenig Wasser führt zur Eindickung des Kotes und das wiederum gern auch zu einer Verstopfung.
- Sandkolik: Ja, auch Sand kann Verursacher einer Kolik sein. Natürlich futtern unsere Isis nicht freiwillig Sand. Dennoch passiert es, dass Sand mit aufgenommen wird, vor allem bei der Robusthaltung. Heu wird von sandigen Böden gefressen oder kurzes Gras von abgeweideten Wiesen gezupft und somit auch Wurzel samt Anhang verschluckt. Die Sandaufnahme erfolgt also langsam und über Jahre. Meistens ist das auch völlig unproblematisch, aber in manchen Fällen kann dieser aufgenommene Sand eben zu Problemen führen. Eines dieser Probleme können Entzündungen durch das Reiben des Sandes an der Schleimhaut sein oder in sehr seltenen Fällen sogar Verstopfungen.
- Gaskolik: Auch hier steckt der Übeltäter im Namen: „Gas“. Und wie ich als Fidel Besitzer sagen kann, ist mit Gas nicht zu spaßen. Das Verdauen von gewisser Nahrung (wie frischem Brot) führt zu einer vermehrten Gasbildung (daher kommt auch das Verbot, welches man von Kindesbeinen an kennt, Pferden niemals frisches Brot zu geben). Diese Gasbildung kann schon im Magen beginnen. Aber nachdem ja, wie bereits besprochen, der Verdauungsapparat des Pferdes eine Einbahnstraße ist, kann das Gas nur nach hinten Richtung Darm entweichen. Und 30 m ist ein langer Weg, um etwas entweichen zu lassen. Wenn das Gas jetzt im Darm das macht was Gase so machen, nämlich sich ausdehnen, führt das zu einer Überdehnung der Darmwände. Und das ist schmerzhaft. Im schlimmsten Fall kann das sogar zu einem Stillstand der Darmmotorik führen. Dann geht gar nichts mehr und es kommt zum Darmverschluss.
Übrigens ist die Gefahr einer Gaskolik unter anderem einer der Gründe für das „Anweiden“. Auch in der Natur steht das Pferd nicht plötzlich im Frühling in saftigen hohen Wiesen. Ebenso dort wird der Verdauungsapparat Schritt für Schritt an die eiweißreichere Nahrung herangeführt. Und wenn Mutter Natur das nicht übernehmen kann, müssen eben wir das tun, indem wir die Pferde langsam mit begrenzter Weidezeit an die neue Futterquelle gewöhnen.
- Magenkolik/Magenüberladung: Wie bereits in Part 1 der Kolik-Serie besprochen, ist der Pferdemagen nicht gerade der größte. Mampft das Pferd jetzt zum Beispiel zu viel oder Futter, das noch nicht vollständig aufgequollen war, wie z.B. Rübenschnitzel, kann es zu einer Magenüberladung kommen. Erbrechen ist Dank Einbahn-Funktion des Verdauungsapparates keine Option und so kommt es zu Schmerzen und einer Magenkolik.
- Magengeschwüre: Ja, es gibt nichts was es nicht gibt. Auch Pferde können Magengeschwüre bekommen. Und wie bei uns Menschen geschieht das durch falsche Ernährung und Stress und die dadurch resultierende Überproduktion von Magensäure.
- Infektionskrankheiten: Auch der Magen-Darm-Trakt ist nicht vor Infektionen gefeit. Die Übeltäter hierbei sind Bakterien, Parasiten und Viren.
- Thrombosen: Bestimmte Parasiten können bei ihrer Wanderung durch den Pferdedarm Thromben bilden. Auf nicht Fachchinesisch heißen Thromben einfach Klumpen und wenn diese Klumpen ein Blutgefäß blockieren spricht man von einer Thrombose. Und nachdem die Blutversorgung eher essentiell im Körper ist um Gewebe mit Nährstoffen und Sauerstoff zu versorgen während Abfall abtransportiert wird, ist eine Durchblutungsstörung eher suboptimal.
- Darmverlegung: Besonders ungünstig und daher auch besonders gefürchtet ist die sogenannte Darmverlegung beim Pferd. Der Darm ist wie bereits besprochen bei Pferden ziemlich lang. Und damit die ca. 30 m Pferdedarm auch dort bleiben wo sie hingehören, gibt es quasi eine Fixierung mit Bändern. Allerdings sind diese streckenweise extrem lang, weswegen es in besonders ungünstigen Fällen zu einer Drehung oder Verlagerung des Darmes kommen kann. Wenn quasi ein Knick in einem Schlauch entsteht, der dafür konzipiert ist Nahrung von A nach B zu transportieren, ist das ausgesprochen ungünstig. Wenn der Nahrungsbrei nicht mehr weiter bewegt werden kann, kommt es einerseits zu einer Verstopfung und andererseits beginnt besagter Brei an Ort und Stelle zu gären, was wiederum dazu führt, dass noch mehr Druck auf die betroffene Darmstelle ausgeübt wird. Dies kann wiederum dazu führen, dass die Blutversorgung gestört wird und ganze Darmabschnitte nicht mehr ausreichend versorgt werden können. Dies ist dann nicht nur ausgesprochen schmerzhaft sondern ebenso gefährlich.
- Stresskolik: Wir alle wissen: Stress ist schlecht. Nicht nur für uns auch für unsere Pferde. Besonders bei großen Stresssituationen wie Umzug oder Turnier kann man stressbedingte Koliken bei manchen Pferden beobachten. Und auch hier gilt was auch für Menschen gilt, manche sind einfach stressresistenter als andere. Es gibt z.B. Pferde die stressbedingt die Nahrungsaufnahme verweigern. Dies wiederum ist für das gesamte Verdauungssystem belastend und kann eine Kolik auslösen.
- Wetter: Ja, auch das Wetter kann ein Übeltäter sein, wenn es will. Gerade bei starken Temperaturschwankungen kommt es zu einer Belastung des Kreislaufes und das beeinflusst auch die Darmtätigkeit.
Mein Kreislauf fühlt sich auch gerade sehr belastet an. Allerdings weniger vom Wetter, sondern eher von den 4 Tassen Kaffee, die ich Fidel-5-Uhr-Früh-Weck-Kommando-bedingt konsumiert habe. Während ich mich total übermüdet im Kolibri Modus befinde, pennt der kleine Terrorist seelenruhig neben mir. Ich glaube, ich werde ihn jetzt ein bisschen aufwecken gehen. Weil irgendwo muss es ja auch Gerechtigkeit geben. Wünscht mir Glück!
… to be continued …