Für immer und ewig

Vor ein paar Wochen war ich in Weistrach bei der Youth Speed Challenge und hab – auch wenn das Wetter richtig gruselig war – die Zeit dort sehr genossen. Ich hab als Richterschreiberin bei Solveig wieder viel gelernt, hab tolle Pferde gesehen, schnelle vor allem 🙂 ! Vom Team mit dem meisten Speed in allen Variationen hab ich euch ja schon erzählt, heute möchte ich euch ein anderes Paar vorstellen. Lisa und ihren Náti.

Warum gerade die beiden? Nun, Lisa hat auch mit ihrem Team beim spannenden „Team Speed Bewerb“ mitgemacht. Aufgefallen ist mir die junge Frau, weil sie sich so sehr über die Geschwindigkeit ihres Pferdes gefreut hat. Náti war nämlich richtig, richtig schnell. Und Lisa darüber offensichtlich richtig, richtig glücklich. Da dachte ich mir, ich frag sie mal! Warum ist sie gerade heute so glücklich? Welche Geschichte gibt es da zu entdecken?

Ein tolles Team

miia: Wie heißt dein Pferd und wie lange seid ihr beiden denn schon ein „Paar“?

Lisa: Mein Pferd heißt Náti von Semriach und wir sind mittlerweile fast neun Jahre ein Team.

Lisa und Náti_Foto by Eva Frischling

miia: Warum hast du gerade dieses Pferd gekauft?

Lisa: Gute Frage! Eigentlich habe ich zu diesem Zeitpunkt nicht nach einem Pferd gesucht, da ich bereits eines hatte. Eine liebe Freundin wusste aber, dass es mir dieses Pferd irgendwie angetan hat und sie hat mich dann fast dazu „gezwungen“ ihn zu probieren. (Danke Sonja dafür!) Ich habe mir dann gesagt: “Probereiten und dann kann ich entscheiden, sonst ärgere ich mich vielleicht ewig.“ Naja und unverhofft kommt oft: Probe reiten und kaufen war die richtige Entscheidung!

Zügelüberstreichen_Foto by Alfred Urbanek

miia: Wann hast du gewusst – „Dieses Pferd ist es!“?

Lisa: Eigentlich schon bevor ich oben gesessen bin, als ich seine Augen gesehen habe, war`s mir klar. Die Auge sind beim Pferd für mich besonders wichtig, ich finde sie sagen viel über das Pferd aus. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt ein nettes Pferd, das für Ausritte toll war, für`s Turnier (und ich wollte Sport reiten) leider nicht. Als ich dann so viel Energie und so viel Kraft unter mir hatte, war die Entscheidung gefallen, obwohl ich wusste, dass diese „Aufgabe“ alles andere als einfach werden würde (oft habe ich gehört, der ist so schwierig, willst du dir das wirklich antun?). Wirklich Kontrolle hatte ich anfangs nicht, aber „Beifahrer“ zu sein, war zu diesem Zeitpunkt irgendwie ok. Wir hatten Zeit und die Herausforderung, der Charakter und Präsenz dieses Pferdes haben mich gereizt.

miia: Wie würdest du Náti beschreiben?

Lisa: Er ist definitiv ein sehr starker Charakter, hat sehr viel Temperament, er hat fünf ganz klar getrennte Gänge. Er ist ein Fels in der Brandung, fürchtet sich vor absolut nichts (da könnte neben ihm ein Baum umfallen, wär`s egal). Ich liebe sein Wesen, das eher zurückhaltend ist und vor allem unkompliziert. Mein damals 82-jähriger Opa und der Briefträger haben ihn schon einmal mit mir verladen 🙂 ! Er kann ziemlich heiß sein und vor allem sehr willensstark. Wenn er nicht will, dann diskutieren wir oft länger. Man muss wissen, wie man mit ihm umgeht und darf vor allem keine Angst zeigen. Wenn man Angst hat, dann hast du keine Chance, er wird sich verbeißen und rennen, das kann dann schon gefährlich werden. Wir sind auf der Passbahn des Öfteren ungewollt im Galopp geschossen aber auch schon am Start kerzengerade in der Luft gestanden. Bleibst du als Reiter souverän und bleibst cool, dann reitest du einfach drüber und lachst und er wird mit dir bis ans Ende der Welt gehen. Ok, nein eher rennen – nicht immer in der richtigen Gangart – aber gefährlich ist er nicht 🙂 .

miia: Bitte was hat es mit dem Opa und dem Briefträger auf sich?

Lisa: Náti geht nicht alleine in den Hänger! Sobald aber eine zweite Person hinten nachgeht ist`s kein Problem, dann geht er einfach rein. Nachdem im Stall keiner außer mir da war, hab ich mir eben einmal meinen Opa, der gerade spazieren war, als Hilfe genommen, und einmal den Postboten. So einfach kann Pferd verladen sein 🙂 ! 

Náti im Galopp_Foto by Jakob Templmayer

miia: Du hast dich so sehr über seine Geschwindigkeit gefreut. Hat dieses Thema eine Geschichte bei euch beiden?

Lisa: Er ist nicht mehr der Jüngste mit seinen 20 Jahren und steht momentan nicht wirklich im Training. Schnell war er immer, ich freu mich aber so, dass er noch immer fast dieselben Zeiten läuft wie vor einigen Jahren und das einfach so. Vielmehr habe ich mich aber diesmal gefreut, dass er so brav war am Start und nicht töten wollte :-).

Náti im Tölt_Foto by Gerhard Hochholzer

miia: Seid ihr beide öfter bei Turnieren dabei? Oder seid ihr jetzt eher ein „Freizeitgespann“?

Lisa: Die letzten Jahre waren wir auf zwei bis drei Turnieren im Jahr, allerdings hab ich ihn voriges Jahr nach der NÖM in „Turnierpension“ geschickt und reite seit heuer nur noch die Turniere zu Hause am Hof. Also mittlerweile ein Freizeitgespann oder vielleicht ein altes Ehepaar.

Lisa und Náti_by Eva Frischling

miia: Was schätzt du an deinem Pferd am Meisten und woran wirst du in Zukunft arbeiten?

Lisa: Dass er so einzigartig ist wie er ist, dass man wirklich alles mit ihm machen kann. Ich schätze es auch, ein Pferd reiten zu dürfen, das tolle Gänge, einen starken Charakter und Coolness vereint. In Zukunft das klingt so weit entfernt 🙂 .Ich plane selten weiter als eine Woche, weil ich nicht immer gleich viel Zeit habe und er nicht immer gleich drauf ist. Ich lasse mich da sehr gerne von meinem Gefühl leiten und entscheide dann, woran wir arbeiten. Am wichtigsten ist mir, dass er auch im hohen Alter gut und lustig zu reiten bleibt, fit und gesund ist und vor allem Spaß an der Arbeit hat.

Bei der Siegerehrung Ende Oktober 2017

miia: Was wünscht du dir und ihm für eure gemeinsame Zukunft?

Lisa: Ich wünsche mir, dass er noch viele Jahre gesund und fit bleibt. Bei mir bleibt er sowieso, das Altern in Würde und die Vertrautheit hat er sich verdient. Geschichten über ihn gibt so viele ich könnte dir über ihn, über uns noch so viel mehr erzählen, wie gesagt ein altes Ehepaar … was aber vielleicht ganz interessant zu wissen ist, er ist der einzige Isländer der „Náti“ heißt, zumindest laut Worldfengur 🙂 ! 

miia: Liebe Lisa, tausend Dank für dieses Interview. Ich wünsche deinem Náti und dir auch noch eine ganz, ganz lange, gesunde und wunderbare Zeit miteinander. 

Ps.: Das große Beitragsbild stammt auch von einem Fotoshooting mit Eva Frischling von Rookie Photography.

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