Eine Reise zu den Fohlen

Ein Fohlen zu haben, stell ich mir richtig, richtig toll vor. Jaaa, seufz, es hat sicher nicht nur Vorteile, wird man mir hier sagen. Man denke an die Kosten und die Überraschung, die man dann bekommt, die vielleicht nicht so ausfällt, wie man sie sich vorgestellt hat? Wünschen kann man sich vieles, aber die Natur ist da glücklicherweise nicht bestechlich. You get what you get. Und das ist auch gut so. Das macht das Züchten sicherlich einigermaßen spannend. Stell ich mir halt vor. 

Aber wie ist denn jetzt das Fohlen? Wie ist sein Charakter, wie sein Exterieur? Welche Gänge zeigt es und wie ist es im Vergleich mit anderen? Nun, das wollen einige Züchter wissen. Vom Hobbyzüchter bis zum professioneller Züchter, jeden interessiert natürlich, welch wunderbares Wesen hier vor einem steht. 

Genau dafür gibt es die sogenannte Fohlenreise. Sie hat heuer zum 4. Mal stattgefunden und ich dachte mir, ich frag mal Barbara Kirchmayr-Urban, die diese Reise organisiert, wie sie denn dieses Jahr so abgelaufen ist. Schon im letzten Jahr durfte ich Barbara interviewen und sogar bei einer Station der Fohlenreise dabei sein. Sie hat mir damals viele interessante Dinge über das Züchten erzählt. Über diese Leidenschaft und warum man das eigentlich macht. Immer wieder spannend, nachzulesen.  

Wie war es aber heuer? Wie war denn die Fohlenreise 2017?

miia: Barbara, wo hat dich denn die diesjährige Fohlenreise hingeführt?

Barbara: Die vierte „Österreichische Fohlenreise“, eine Veranstaltung des Zuchtreferats des ÖIV und des ÖIZV, hat uns diesmal in fast alle Bundesländer Österreichs geführt. In drei extrem ausgefüllten Tagen, mit fast 2000 gefahrenen Kilometern und fast hundert zu prüfenden Fohlen, Stuten und Jungpferden, konnten wir doch einen großen Überblick über die österreichische Islandpferdzucht erlangen.

miia: Was ist die Idee dahinter?

Barbara: Die Idee dahinter ist, die Fohlen an einigen Stationen in ganz Österreich verteilt zu versammeln und von einem/r unabhängigen Richter/in beurteilen zu lassen und damit vergleichbar zu machen. Die Wege der Züchter mit ihren Stuten und Fohlen sind damit doch etwas kürzer, als bei einer einzigen zentralen Prüfung.

miia: Wohin ging`s denn?

Barbara: Diesmal führte uns die Reise von Mariapfarr (Salzburg), nach Leibsdorf (Kärnten), Mattersburg (Burgenland), Weistrach (Niederösterreich), Liezen (Steiermark), Stratzing (Niederösterreich), Vordernebelberg (Oberösterreich) und Thiersee (Tirol).

miia: Wie muss man sich so eine Fohlenreise überhaupt vorstellen?

Barbara: Die Gänge der Fohlen werden nicht nur im Freilaufen mit ihrer Mutter geprüft, sondern auch das Exterieur und das Interieur erhält Noten. Mit Hilfe eines linearen Richtbogens werden gute und weniger gute Körpermerkmale markiert, die dann bei der Gesamtnote Einfluss finden. Gut für die Charakternote ist natürlich, wenn das Fohlen kooperativ und selbstständig ist. Wenn zur Prüfung eine Halle zur Verfügung steht, kann die Mutter für wenige Runden auch herausgenommen werden. Selbstständige Fohlen präsentieren sich in diesen Momenten dann noch besser.

miia: Was haben die Züchter davon?

Barbara: Für die Züchter ist es interessant, ihre Zuchtprodukte im Vergleich zu anderen zu sehen, die eigene Zucht zu reflektieren und eine objektive Beurteilung von außen zu erfahren. Außerdem ist es spannend, andere Züchter zu treffen und sich auszutauschen. Gleichzeitig mit der Fohlenprüfung erfolgt übrigens die Aufnahme der Fohlen durch den Zuchtverband ÖIZV, vertreten von Uli Themessl und unterstützt von Thorsten Karg. Außerdem besteht immer die Möglichkeit, Stuten ins Stutbuch aufnehmen zu lassen. Auch diese benötigen eine Prüfung im Freilaufen und im Exterieur. Und wer sein etwas älteres Jungpferd beurteilen lassen will, kann das auch machen. Viele Züchter wünschen sich die Beratung zum Beispiel bei der Entscheidung, ob der Junghengst Hengst bleiben oder Wallach werden soll.

miia: Wer war denn dieses Jahr die Richterin?

Barbara: Unsere Richterin in diesem Jahr war Claudia Eikermann, die seit vielen Jahren die Fohlenreise in Bayern durchführt. Sie ist IPZV Zuchtrichterin und staatliche Zuchtleiterin Bayerns. Sie hat mit ihrer Kompetenz und Erfahrung, mit ihrer angenehmen, ruhigen Art unser Team, bestehend aus Inge Weinberger, Stefan Perner, Lena Höller und mir, komplett gemacht.

miia: Was ist deine Bilanz?

Barbara: Die Fohlenreise wurde 2017 wieder zu dem, was die Idee seit Anfang war: eine schöne Veranstaltung rund um das Islandpferd, die dazu dient, die Zucht in Österreich weiterzuentwickeln und Menschen zusammenzubringen, die die Begeisterung zum Islandpferd verbindet.

miia: Wird es nächstes Jahr auch wieder eine Fohlenreise geben?

Barbara: Ja! Für das nächste Jahr haben wir die internationale Zuchtrichterin Nina Bergholtz aus Schweden eingeladen, die viele von der WM und von den FIZO-Prüfungen in Österreich kennen. Wir freuen uns, wenn wieder viele Züchter dieses Angebot nützen und an der 5. Ausgabe der Fohlenreise teilnehmen.

Fohlenreise in Stratzing

miia: Danke für das Interview, liebe Barbara! Klingt nach einer wirklich spannenden und sehr interessanten Reise. Vielen lieben Dank auch für die vielen Fotos aus ganz Österreich.  

ps.: Der junge Mann auf dem großen Beitragsbild oben? Nun, den wird man jetzt wohl auch nicht mehr wiedererkennen. Háfur vom Sachsengang zieht jetzt wohl auch schon ohne seine Mutter seine Kreise. Wie es ihm wohl geht? Danke an den Islandpferdehof Wittmann in Marz für das tolle Bild vom Háfur – Baby.  

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