Theresa Hicker ist 20 Jahre alt. Sie war die Vorbesitzerin eines Pferdes, das ich kenne. Der Fuchs Heikir, jetzt im Besitz einer lieben befreundeten Familie, hat einmal ihr gehört. Zur Zeit reitet sie einen Braunen, Fengur frá Brú – aber all diese tollen Pferde waren nicht der Grund, warum mir die junge Studentin geschrieben hat. Nein. Es gibt da nämlich noch jemanden. Er war einmal ein Schulpferd. Er ist jetzt sehr alt. Aber in Vergessenheit ist er niemals geraten. Theresa Hicker hat mir die Geschichte ihres Herzenspferdes Blossi geschickt. Eine wunderschöne Herbstgeschichte, wie ich finde. Aber bitte lest selbst!
Theresa hat geschrieben: „Vor elf Jahren, zu meinem 9. Geburtstag, erfüllte sich mein allergrößter (sicher der meistgeträumte Mädchen-) Traum, mein erstes eigenes Pferd. Mein langjähriger Freund, der freche, große Fuchs, das heißgeliebte Schulpferd Blossi, das damals am Forsthof wohnte (ich bin mir sicher, dass ihn einige kennen werden, die das lesen!), wurde zu diesem Zeitpunkt mein Eigen. Gerechnet hatte ich damit natürlich nicht, es war wohl die grüßte, schönste und berührendste Überraschung, die ich jemals bekommen habe.
Das ist jetzt 11 Jahre her, in denen viel passiert ist und Blossi und ich auch viel miteinander erlebt haben, aber ich kann mich heute noch so gut erinnern, wie sich das damals angefühlt hat. An dieser Stelle will ich mich auch bei meiner Mama von ganzem Herzen bedanken, die mir von Beginn an diesen Sport ermöglicht hat und auch überhaupt alles bis jetzt möglich gemacht hat. Blossi ist seither unser treuester Freund und Partner, der uns jedes Mal aufs Neue mit seinen Einfällen zum Lachen bringt.
Blossi ist wirklich einzigartig, ich würde ihn als ein „Everybody`s darling“ beschreiben, man muss ihn einfach gern haben. Er hat einen unbezahlbaren Charakter, den man im Großen und Ganzen so beschreiben kann, dass er einfach immer auf mich aufgepasst hat.
Wenn ich mit meinen zarten 9 Jahren auf der Galoppstrecke den Steigbügel verloren habe, dann ist er stehen geblieben und hat gewartet, bis ich sie wieder sortiert hatte. Wenn ich ohne Sattel und Zaumzeug reiten wollte, dann war das halt so. Und wenn ich ihn für eine Weihnachtsquadrille wie einen Christbaum verkleiden wollte, dann hat er das auch mitgemacht.
Und ein Halfter haben wir sowieso nie gebraucht, denn in dieser Hinsicht hatten wir damals eher einen Hund als ein Pferd gekauft 🙂 . Einen starken eigenen Willen hat er aber schon, ha ha ha, wenn er einen Einfall hatte, wurde der auch umgesetzt. So ist es durchaus passiert, dass er einmal beim Ausreiten mitten im Wald stehen geblieben ist und sich keinen Zentimeter mehr vorwärts bewegt hat oder in einer Turnierprüfung im Aufgabenteil Galopp vor den Richtern beinhart stehen geblieben ist, weil er misten musste.
Und das sind jetzt nur einige Auszüge aus 11 Jahren voller Spaß, Freude, Freundschaft, aber vor allem Vertrauen und bedingungsloser Liebe eines damals kleinen Mädchens und mittlerweile jungen Frau zu ihrem Pferd.
Unser Blossi ist heute 30 Jahre alt. Die Zeit kann man, so gerne ich das auch würde, leider weder aufhalten, noch zurückdrehen. Seit 2 Jahren ist er nun Fulltime-Pensionist, denn er hat in seinem Leben genug geleistet, dass es jetzt so in Ordnung ist. Ich glaube, das bin ich ihm schuldig.
Aber die letzte Zeit war schwierig, denn wie das so ist mit einem alten Pferd, hat auch er besondere Bedürfnisse. In der Herde, in der er die letzten 7 Jahre glücklich gelebt hat, waren dann die „Jungen“ für ihn lästig und somit zu anstrengend für seine alten Beine. Die letzten Monate hat er dann abgenommen, das war glaube ich ein Zeichen, dass wir etwas verändern sollten.
Und jetzt kommt die gute Nachricht: mittlerweile ist er angekommen! Denn er hat vor kurzem seinen Platz gefunden, im wunderschönen, idyllischen Waldviertel, wo er unter der großartigen Obhut von Nina die Ruhe genießt, die Gesellschaft seiner neuen, gleichaltrigen Freunde, unsere wöchentlichen Spaziergänge und Schmuseeinheiten und im Moment sichtlich den glänzenden Herbst!
Das ist nämlich sicher kein Zufall, dass jedes Mal die Sonne scheint, wenn wir ihn besuchen.“
miia: Danke liebe Theresa für deine Geschichte. Nein, das ist bestimmt kein Zufall. Über so eine lange Freundschaft freut sich sicher auch der Himmel 🙂 .