Ein Teil unserer Geschichte

Guten Morgen! Frühstück? Kaffee? Ich hab für euch die passende Geschichte dazu! Martina hat mir nämlich geschrieben, wie sie zu ihrer geliebten Krafla gekommen ist. Eine Liebesgeschichte der besonderen Art. Aber lest am besten selbst, was Martina mir geschrieben hat:

„Wenn man die Geschichte von einem Pferd und seinem Menschen erzählen will, stellt man ziemlich rasch fest, dass diese meist sehr komplex ist. Viele Ereignisse, Entscheidungen und Kleinigkeiten führen letztendlich dazu, dass sich genau diese zwei Wege kreuzen.

So war es auch bei uns. Und wenn man die Geschichte von mir und Krafla erzählen will, so müsste man wahrscheinlich damit beginnen, wie ich beinahe das Reiten aufgab. Oder wie ich auf dem Rücken einer quirligen Quaterstute, zwischen alten Mayaruinen in Belize feststellte, dass ich das Reiten niemals aufgeben könnte ohne einen großen Teil meiner selbst aufzugeben.

Würde man Krafla befragen, so würde sie davon berichten, wie sie in jungen Jahren so manch erfahrenen Reiter das Fürchten gelehrt hat. Sie könnte von Meisterschaftstiteln, dem ersten Fohlen, einer Griffelbeinverletzung und von Fahrradtouren berichten. Man müsste erzählen, wie sie durch diverse Eskapaden zu ihrem Spitznamen „Gurki“ gekommen ist und wie sie sich den Ruf als nicht ganz so einfaches Pferd erarbeitet hat. All dies hat letztendlich dazu geführt, dass wir zwei uns getroffen haben. 

Aber all dies würde den Rahmen von miia sprengen, also belassen wir es dabei zu erzählen, wie wir uns tatsächlich das erste Mal gesehen haben.

Dass wir uns letztendlich über den Weg gelaufen sind hat mit einer ganz einfachen Tatsache zu tun: Ich wollte tölten!

Nachdem ich 20 Jahre Großpferde geritten bin und dann Mitreiterin auf einer dreigängigen Stute war, wollte ich, nach ein paar Monaten am Sachsengang, dann doch mal diesen sagenumwobenen Tölt erleben. Also fragte ich um eine Schulpferd-Stunde an. Als Antwort auf meine Anfrage bekam ich folgende Aussage: „Du kannst gerne auf einem Schulpferd eine Stunde nehmen, aber es gibt hier ein Pferd, das zum Verkauf steht, das perfekt zu dir passen würde … ein wirklich gutes Pferd. Wenn du wirklich schönen, taktklaren Tölt erleben und genießen willst, dann solltest du dieses Pferd unbedingt ausprobieren.“

Kauf kam absolut nicht in Frage, ich war ja gerade erst auf Isländer umgestiegen und getöltet war ich auch noch nie. Aber ich ließ mich überreden, eine Stunde auf diesem tollen Pferd zu nehmen. Und so sahen wir uns zum ersten Mal, die kleine schwarze Stute, die nicht ganz grundlos nach einem Vulkan benannt ist und ich. Was soll ich sagen; dieses Pferd und das erste Mal Tölt; es hat sich angefühlt als würde ich nach Hause kommen. Es hat einfach gepasst und mich gleichzeitig in eine tiefe Krise gestürzt. Ich wollte ja nicht kaufen, zumindest nicht sofort, aber das Pferd ging mir auch nicht mehr aus dem Kopf.

Es war verzwickt, aber ein kleines Wunder ist geschehen: Ich durfte Mitreiterin werden (an diesem Punkt nochmals unendlich viel Dank an die Familie M., die mir die Chance gab, dieses Pferd von vorne bis hinten kennenzulernen). Tja und nach ein paar Monaten kam dann das Kaufangebot und die emotionale Achterbahn ging los. Von allen Seiten hörte ich immer das Gleiche: Ein wirklich gutes Pferd, aber schwierig und alt ist es auch. Willst du das wirklich? Und irgendwo stimmte es. Krafla war 15, also nicht mehr blutjung. Sie war aufgrund ihres enormen Temperaments absolut nicht für jeden Reiter geeignet und gerade im Gelände ein wirklich schwieriges Pferd.

Aber sie war außerdem auch noch ein unglaublich tolles, mutiges, immer top motiviertes und absolut ehrliches Pferd, mit einem unglaublich starken Charakter. Und sie musste ja kein Pferd für jeden Reiter sein, es genügte wenn sie meines war. Also wurde sie mein Pferd oder ich ihr Mensch, je nachdem wie man es betrachtet. Wir sind dann gleich mal spaßhalber den Shopcup am Sachsengang gestartet und sie war so freundlich, für mich den T8 zu gewinnen.

Danach haben wir fleißig für den Babenberg trainiert und zwei Wochen nachdem der Kaufvertrag unterschrieben und ich auf Wolke 100 (7 ist nämlich nicht annähernd genug) war, ging sie plötzlich lahm.

Anfangs war die Diagnose simpel und recht positiv, die Dame hatte es wohl etwas zu wild auf der Weide getrieben, dabei ein Loch übersehen und sich das Bein verstaucht. Leider zeigte sich eine Woche später, nach dem Ultraschall, dass es nicht nur die Gelenke erwischt hatte und so kam die Diagnose, vor der sich jeder Pferdebesitzer fürchtet: Es betrifft auch die äußere Beugesehne. Damit war das Thema Reiten vorerst gegessen.

Eine Woche danach, als ich gerade auf Urlaub war, kam dann noch ein Anruf, dass sie nicht mehr laufen könne und irgendwas mit der Hinterhand nicht stimme. Telefonisch habe ich dann vom Tierarzt erfahren, dass nach dem Röntgen ein Bruch nicht ganz ausgeschlossen werden kann. Ich war am Ende und viele Tränen sind geflossen. Aber es war dann doch kein Bruch, sondern „nur“ ein beleidigter Nerv. Und die Zeit in der Box, in der die Hinterhand ausheilen durfte, tat auch der Sehne am Vorderbein gut.

Ich wurde bedauert und bemitleidet: „Was für ein Pech … gerade gekauft und schon kannst du nicht mehr reiten.“

Aber was für viele wie ein schwerer Schlag aussah, war in Wirklichkeit eine Chance. Ich durfte mein Pferd als puren Freund kennenlernen, ohne Ansprüche und Trainingsziele. Ich komme und wir gehen spazieren, arbeiten vom Boden aus oder ich putzte sie ausgiebig. Wir haben eben einfach nur Spaß zusammen. Ich bin nicht ihr Reiter, der auf Haltung, Anlehnung, Takt oder Biegung achtet, ich bin einfach nur ihr Freund. Ich werde täglich mit größter Begeisterung wiehernd und blubbernd begrüßt.

Unsere Bindung ist durch diese Zeit wirklich unglaublich eng und innig geworden. Ich sehe diese Verletzung und unsere Auszeit nicht als Rückschlag oder Pech, es ist einfach nur ein Teil unserer Geschichte und wenn man es genauer betrachtet eigentlich ein ganz schöner.“

miia: Ja, manchmal ist auch eine Pause eine Zeit, in der mehr passiert als man erwartet. Sie sein zu lassen und zu genießen – eigentlich ein Luxus in der heutigen Zeit … danke liebe Martina für deine tolle Geschichte! Ist euch übrigens der superliebe Hund auf den Bildern aufgefallen? Er heißt Fidel. Ein Hund, den man sich gut merken sollte, by the way 🙂 !  

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