I´m sorry, I haven`t heard about that! But it sounds fun. Das waren die Worte der jungen Rezeptionistin in dem kleinen gemütlichen Hotel, in der Nähe von Oirschot, als ich ihr von der 14. Islandpferde-WM erzählt habe, die in diesen Tagen nur 28 Minuten entfernt von ihrem Arbeitsplatz stattfindet. Sie wollte wissen, warum wir hier sind und ich hab es ihr freudestrahlend erzählt.
Es ist interessant und sicher diesen vieldiskutierten Algorithmen der Social Media zu verdanken, dass du denkst, die ganze Welt dreht sich um diese tollen Pferde. Wo auch immer ich in der letzten Zeit digital unterwegs war, überall Berichte, Ergebnisse, Bilder, Erzählungen, Livestreams und Fernsehübertragungen von diesem großen Event: der Weltmeisterschaft der Islandpferde 2017. Die Islandpferdewelt stand letzte Woche scheinbar Kopf und tut dies bis spät in die heutige Nacht hinein. Offensichtlich aber ein bisschen unbemerkt vom Rest der Welt 🙂 .
Das schmälert meine Freude aber nicht, im Gegenteil, ich erzähle anderen Menschen gerne über unsere Islandpferde. Ich wollte mir dieses Riesenevent, von dem alle sprechen, mal anschauen. Nach den vielen Interviews, die ich mit den österreichischen WM-Startern geführt hatte, wollte ich das jetzt auch mal selber sehen.
Wie groß ist denn so eine WM? Kommen wirklich so viele Zuschauer? Wie werden die Pferde geritten und sind sie so sagenhaft gut, wie man sich erzählt? Ich bin gerade auf Urlaub und hab`s mir einrichten können, einen Tag in Oirschot vorbei zu schauen. Und – so viel kann ich jetzt schon sagen – es war das mit Abstand größte Turnier, das ich bisher gesehen habe. Und ja – es sind einfach sagenhafte Pferde und Reiter am Start. Es gibt eigene, strenge Regeln, was zum Beispiel die Richter betrifft.
Und dennoch – Turnier bleibt Turnier. Vielleicht macht genau diese Tatsache das ganze Event so spannend für Islandpferdefans aus der ganzen Welt. Im Kleinen kennt man genau das von zu Hause. Vorentscheidungen, Finali, die gleichen Bewerbe, Vet-Checks, Ausrüstungskontrollen, sensationell schöne Prüfungen, aber auch Bewerbe, die bei dem einen oder der anderen nicht so gut klappen. Man kennt genau das. Vielleicht fiebert die Islandpferdewelt deshalb so mit. Vielleicht feiert sie deshalb grandios gute Reiter und Pferde so enthusiastisch. Weil wir halt alle ein bisschen mitfühlen können.
Ich bin gestern schon relativ früh nach Oirschot gefahren. Rechtzeitig zum Passrennen, ich wollte es meinem Sohn zeigen, der so etwas noch nie gesehen hat – er ist sonst eher der Formel 1 und Fußball – Fan. Da dachte ich mir, das könnte ihn vielleicht doch von den Islandpferden überzeugen 🙂 ?
Perfekt organisiert sind gleich mal die Parkmöglichkeiten auf dem Turnier-Gelände, das angeblich nur für dieses Event aus dem Boden gestampft wurde. Problemlos konnten wir unser Auto parken und sind trotz Regens mit trockenen Füßen bis zur Passbahn gekommen, war doch alles mit Bodenplatten so befestigt, dass niemand im Gatsch versinken musste. Tausend Dank – das kenn ich auch anders. Der in diesem Moment störende Faktor war nämlich der einsetzende Regen, der aber niemandem die Laune vermiesen konnte.
Mit Regenschirmen und Jacken versammeln sich die Fans auf den Tribünen, vor ihnen die endlose Passbahn, rechts in der Ferne die Startboxen, vor ihnen das Sprecherhäuschen mit einer großen Leinwand, auf der man immer die startenden Reiter und das Ranking sehen kann. Fast wie bei Schirennen. Gut unterhalten werden übrigens alle von Sprecher Henning Draht, den ich sehr unterhaltsam finde 🙂 . In einer ungeplanten Pause lässt er das Publikum zum Beispiel „Happy Birthday“ singen für die Geburtstagskinder des Tages und „Singing in the rain“. Außerdem erfindet er so etwas wie eine KissCam – wenn zwei Menschen am Big Screen gezeigt werden, können sie die Chance ergreifen, einander zu küssen. Mal was Neues 🙂 !
Auf Facebook habe ich ein Interview mit Henning gesehen, der sinngemäß gesagt hat, dass die Islandpferdemenschen ja übers ganze Jahr im Freien sind, ein bisschen Regen mache niemandem was aus. So war es ehrlich gesagt auch. Der Regen schien völlig egal zu sein.
Das sympathische Interview mit Henning könntet ihr euch übrigens da ansehen.
Ich bin jedenfalls am Zaun gestanden und habe mit Lena und ihrer Teikning mitgefiebert, die für Österreich starten und übrigens 2 tolle Passlängen gezeigt haben. Aufregend ist das schon, wenn du die Leute, die du von zu Hause kennst, plötzlich auf einer riesengroßen Videoleinwand siehst.
Irgendwann ist aber auch das spannendste Rennen vorbei – die Menschen strömen zum „Ovaltrack“, wo es weitergeht. Den „Ovaltrack“, eine Ovalbahn, müsst ihr euch ein bisschen wie ein Stadion vorstellen, ist er doch an 3 Seiten von überdachten Tribünen umgeben. In der Mitte fünf Richterzelte, unter jedem Zelt zwei Richter, dazwischen viele Fotografen. Auf den Rängen jubelnde Menschen, Fahnen in allen Farben, teilweise an die Hinterwände der Tribünen gehängt, teilweise von begeisterten Fans geschwenkt.
Gegenüber die Tribüne der Isländer. Auch Dänen und Schweden habe ich dort gesehen. Naja – und dann geht es los mit der ersten Endausscheidung, gefolgt von vielen weiteren. Es war richtig spannend … bevor die ersten Pferden einreiten und noch gewartet werden muss, ist die Stimmung geladen vor Aufregung. Die Musik ist rhythmisch und wirkt fast mystisch. Ich finde es toll, ein bisschen Gänsehaut hab ich schon. Als dann die Pferde einreiten – eines toller als das andere. Da bleibt einem ein bisserl der Mund offen. Es war einfach sagenhaft, diese wunderschönen, ja, diesmal kann man ohne Übertreibung sagen – weltbesten Pferde miteinander in einer Ovalbahn zu sehen. Es hat Spaß gemacht 8er Noten und 9er Noten zu sehen. Und das kreischende, singende Gejubel der Menge zu hören, wenn es so hohe Noten gibt.
Besonders sind auch die Siegerehrungen – die Gewinner reiten die Ehrenrunden immer mit den Fahnen ihrer Länder in der Hand, die Menschen auf den Rängen toben und jubeln. Wieder muss ich den Pferden ein Kompliment aussprechen – sie laufen an den Tribünen vorbei, als wäre dieses Getöse und Gebrause und Gehupe einfach nicht vorhanden.
In den Pausen oder auch während der Bewerbe gibt es übrigens für Hungrige und Durstige riesengroße Essensstände – alle mit viel buntem Obst, tollen Sandwiches, aber auch Burgern, und vielem mehr – ich finde eine Erdbeertarte und muss sie einfach verspeisen.
Das Wetter wird immer besser – am Schluss ist die Sonne da, die Temperaturen sehr, sehr angenehm. Lustig übrigens auch die Sprüche auf den Toiletten. Wer auch immer sich damit beschäftigt hat, er oder sie war ein Genie.
Und dann – nun ja, dann gibt es dort gleich neben der großen Ovalbahn einen großen Marktplatz, wo es Siegerehrungen gibt, ein großes Spiegelzelt, in dem verschiedene Vorführungen, Shows und Treffen stattfinden und einen großen Bereich daneben mit lauter weißen Zelten, in denen man shoppen, shoppen, shoppen kann. Viele Aussteller, die großen Marken und auch kleinere sind vertreten, man kann mit Reiseveranstaltern sprechen, mit Leuten von Worldfengur, mit Helmproduzenten, (und jaaaaaaaaaaaaaaaaa, seufz … man kann natürlich auch einen Helm für seine Tochter kaufen, die wirklich uuuunbedingt einen braucht), mit Herstellern von Pferdetransportern und und und. Ich kann mir schon vorstellen, dass man hier gut eine ganze Woche verbringen kann – glühender Islandpferdefan natürlich vorausgesetzt, für andere Menschen eher nicht zu empfehlen 🙂 .
Der Tag war sehr beeindruckend. Auch mein Sohn hat dem zugestimmt. Am Abend sind wir müde wieder im Hotel angekommen und haben uns noch an die Bar gesetzt. Ein netter älterer Kellner ist zu uns gekommen und hat uns unsere Getränke gebracht. Wie es uns denn ginge, hat er uns gefragt und wie wohl unser Tag gewesen sei? Ich hab ihm erzählt, dass wir in Oirschot bei der Islandpferde-WM waren. „Ja,“ sagte er lächelnd in sehr gutem Deutsch „davon habe ich schon gehört. Es müssen tolle Tiere sein, diese Islandpferde.“ Sagte es und ließ uns wieder alleine. Ich hab mich gefreut.
In 2 Jahren werden die Weltmeisterschaften übrigens in Berlin stattfinden. Vom 04. bis zum 11. August. Nur falls jemand schon einen Kalender von 2019 hat …