Von Zielen und Zufriedenheit

Gestern bin ich ziemlich spät am Abend noch einmal zu meinen Pferden gefahren. Die extreme Hitze gefällt mir nicht, die beiden scheinen sie aber ganz gut wegzustecken. Helfen kann ich ihnen leider auch mit nächtlichen Besuchen nicht wirklich, wie mein lieber Mann gestern kurz angemerkt hat. Hab ich da ein leichtes Kopfschütteln bemerkt 🙂 ?

Wie dem auch sei, ich war nicht allein im Stall. Ich hab zum Beispiel Lena Ristic getroffen, die gerade ihre Teikning versorgt hat. Zufrieden hat Teikning gefressen, sich von mir streicheln und beglückwünschen lassen. Sie wusste gestern noch nichts von ihrer großen Reise, die heute begonnen hat. Von ihrer Reise nach Holland, zur Weltmeisterschaft der Islandpferde.

Einer, der sich auch schon auf die Reise gemacht hat, ist Johannes Hoyos. Er hat sich mit seinem wunderschönen Hrafn vom Schlossberg für die WM qualifiziert. Vor seiner Abreise konnte ich den erfolgreichen Reiter noch am Telefon erreichen und durfte ihm ein paar Fragen stellen. Word-Rap inklusive 🙂 !

miia: Johannes, zum wievielten Mal bist du bei einer WM dabei und welche war denn bisher die schönste und warum?

Johannes: Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht, wie oft ich schon dabei war. Früher wurden diese Veranstaltungen Europameisterschaften genannt, man hat 1970 damit begonnen. Ich bin da lange mitgeritten, bis in die 80iger Jahre eigentlich jedes Mal. Natürlich war die erste EM, damals in Aegidienberg, ganz besonders. Aber um von WMs zu sprechen – alle WMs sind super, jede Anlage hat ihre Besonderheiten. Bei jeder WM gibt es natürlich bessere und auch nicht so gute Details. In Summe sind sie aber alle toll.

WM-Equipe 2017_Foto by Hans Jörg Borstnar

miia: Warum tust du dir das immer wieder an?

Johannes: Hm, im Leben tut man sich vieles an, oder 🙂 ? Wenn man großes Interesse und Begeisterungsfähigkeit besitzt, dann macht man das! Ich habe Pferde gerne, ich reite gerne, es macht mir einfach Spaß zu reiten und Dinge auszuprobieren. Man muss Pferde lieben, dann ist man bereit, einiges zu geben und auch einzustecken.

miia: Wenn du an Oirschot denkst, worauf freust du dich am meisten?

Johannes: Oirschot ist ein toller WM-Platz, ich erinnere mich an ein sehr gutes Catering dort. Es gibt angenehme Stallzelte, die gut durchlüftet sind, die neue Passbahn soll außergewöhnlich sein. Ich freue mich aber besonders darauf, Reiter und Bekannte zu treffen. Wenn man so lange dabei ist wie ich, kennt man sehr viele Reiter, eine WM wird da irgendwie zu einem Freundetreffen. Natürlich will man gut sein, aber man hat dann auch Verständnis, wenn ein anderer besser ist.

Foto by Hans Jörg Borstnar

miia: Was ist das Besondere an deinem Pferd?

Johannes: Hrafn ist ein sehr interessantes Pferd. Er ist sehr leistungsbereit, er will fast zu viel geben, da muss ich als Reiter immer ein bisschen aufpassen. Er hat so gute Gänge, man muss sie sehr differenziert reiten können. Er ist aber auch sehr empfindlich, was z.B. Fliegen betrifft, auch da muss ich sehr gut aufpassen. Wenn ich ihn zu stark fordere, besteht die Gefahr, dass er zu viel gibt. Ich werde mich bemühen müssen, mich und ihn zu unterfordern 🙂 .

miia: Welchen Rat würdest du jemandem geben, der auch so einen großen Traum träumt?

Johannes: Man muss große Ziele haben und man soll versuchen, sie zu erreichen. Man kann sich Zwischenziele stecken auf dem Weg dorthin. Aber man muss immer weitermachen, sich voll reinhängen, an sich glauben und an sich arbeiten. Dann kann vieles funktionieren! Ich möchte Menschen ermutigen, an sich zu glauben. Ich mag keine ständig unzufriedenen Menschen. Man sollte sich immer die Frage stellen. „Was kann ich machen, damit ich mit mir selbst zufrieden sein kann?“

Foto by Hans Jörg Borstnar

miia: Nun eine Frage der jugendlichen Agnes. Sie möchte wissen, ob du trotz deiner langen Erfahrung noch nervös bist vor einem Turnier und wenn ja, was tust du dagegen?

Johannes: Ich kann mich aufgrund meiner Erfahrung heute sehr gut selbst einschätzen. Ich weiß, wann Nervosität in mir aufkommt. Ich bin zum Beispiel heute angespannt, denn ich muss für die WM packen. Beim Herrichten des Pferdes für einen Bewerb bin ich dann nervös, ob ich alles mitgenommen habe. Vor dem Bewerb werde ich aber immer lockerer und entspannter und wenn ich dann in der Bahn bin, ist die Nervosität völlig weg. Ich denke das ist normal. Man ist vorher aufgeregt, weil man nicht weiß, was kommt. Wenn man dann aber in der Bahn ist, konzentriert man sich ganz auf den Moment. Aber eines möchte ich Agnes noch sagen! Ich glaube sogar, man muss nervös sein, wenn man besonders gut sein will. Es muss einfach prickeln, damit es stimmt.

miia: Danke lieber Johannes 🙂 ! Bist du bereit für den word-rap?

Johannes: Ja!

  • Johannes! Telefon oder Whatsapp? Telefon
  • Tölt oder Pass? Pass
  • Hengst oder Stute? Hengst
  • Spaghetti oder Schwarzwälderkirschtorte? Spaghetti
  • Radfahren oder Wandern? Wandern
  • Attersee oder Mariazell? Mariazell
  • Kreuzfahrtsschiff oder Campingplatz? Kreuzfahrtsschiff
  • Griechenland oder Finnland? Finnland
  • Sauna oder Schihütte? Schihütte
  • Grün oder orange beim Twinny? Grün!

Lieber Johannes, danke für das fröhliche Telefonat. Was kann man einem Routinier wie dir wünschen? Eine gute Reise, gute Ritte? Dass du beim Packen nichts vergessen hast? Vor allem wünsche ich dir aber eine wunderbare Zeit mit deinen Freunden und Bekannten. Möge alles so aufgehen, wie du es dir wünscht. Alles Gute und toitoitoi!

ps.: Danke wie immer an Peter Niess für das große Foto und an Hans Jörg Borstnar für die kleineren!

 

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