Nach meinem kleinen mentalen Ausflug nach Island von vorher möchte ich euch unbedingt noch ein Mitglied der österreichischen WM-Equipe vorstellen. Es ist zwar schon spät, ihr habt wahrscheinlich schon eure Pyjama an, aber sicher noch nicht zu spät, euch noch geschwind Anna-Lisa Dorsch vorzustellen 🙂 . Auch sie hat es geschafft! Sie wird mit Naddur vom Schluensee für Österreich nach Oirschot fahren, ihre Familie nimmt die junge Frau gleich mit. Denn sie freut sich aufs Reiten, aber auf das Zusammensein mit ihrer Familie genauso.
miia: Anna-Lisa, wer war die erste Person, die du angerufen hast, als du von deiner WM-Qualifikation erfahren hast?
Anna-Lisa: Naja, die wichtigsten Menschen in meinem Leben waren bei mir, als ich es erfahren hab. Meine Mama, mein Papa und mein Lebensgefährte waren um mich herum. Die erste, der ich geschrieben habe, war dann meine beste Freundin, die die Qualifikationen mit verfolgt hat. Es kamen danach noch viele Nachfragen von meinen Freunden …
miia: Wie muss man sich deine Gefühlswelt an diesem Tag so vorstellen?
Anna-Lisa: In meinem Fall war es ein Kopf-an-Kopf Rennen bis zum Schluss, es war also lange Zeit nicht sicher, dass ich fahren werde können. Klar hatte ich ein bisschen Angst, dass ich nicht mitfahren darf. Ich habe es mir wirklich sehr gewünscht. Als es dann feststand war ich erleichtert und glücklich. Ich freu mich einfach. Ich freue mich auf die Erfahrung, in menschlicher und in reiterlicher Hinsicht. Ich denke, dieses Erlebnis kann einen wachsen lassen. Um es kurz zu fassen: Ich war erleichtert und glücklich und hab mich mindestens 30kg leichter gefühlt 🙂 .
miia: Worauf freust du dich am meisten?
Anna-Lisa: Ich freu mich natürlich aufs Reiten. Aber ehrlich gesagt nicht nur! Ich freu mich auch auf eine Woche mit Freunden und meiner Familie, also auf die Zeit rund ums Reiten. Auf das Gesamtpaket sozusagen. Das Reiten ist aber natürlich das I-Tüpfelchen. Ich freue mich auch, anderen Reitern zuzuschauen und von ihnen zu lernen.
miia: Wenn du mal zurückdenkst: Wann hast du dein heutiges WM-Pferd zum ersten Mal kennengelernt und was hast du dir damals gedacht?
Anna-Lisa: Ich habe ihn vor 5 Jahren kennengelernt. Er wurde longiert, als ich ihn das erste Mal gesehen habe. Er hat mich einfach umgeworfen. Seine Ausstrahlung, sein Fell, sein Ausdruck, seine Gänge, das ganze Pferd einfach! Aber dann auch sein Charakter: Er ist ein wirklich nettes Pferd. Er ist jetzt 16 Jahre alt, hatte eine längere Pause, weil er am Griffelbein operiert wurde. Naja, mit Ende November haben wir ihn für die Jungpferdearbeit eingesetzt und ab Jänner wurde er wieder richtig geritten und wurde von Woche zu Woche besser.
miia: Wie hast du dich auf die Qualifikationen vorbereitet?
Anna-Lisa: Ich habe versucht, meinen eigenen Weg mit diesem Pferd zu finden. Ich wollte Karly Zingsheim, der ihn vorher sehr erfolgreich geritten ist, nicht imitieren. Ich wollte es in meinem eigenen Stil schaffen. Ich bin in der Vorbereitungszeit viel ausgeritten, hab Naddur viel gymnastiziert. Ich hab an unserer Kommunikation von unten und oben gearbeitet. Ich mache selbst viel Sport, bin schon auch ehrgeizig, trainiere viel. Ich hatte den großen Wunsch, mitzufahren zur WM. Also hab ich es ausprobiert 🙂 .
miia: Welche Eigenschaften sollte deiner Meinung nach jemand mitbringen, der es auch so weit bringen möchte wie du?
Anna-Lisa: Die Person sollte ausgeglichen sein. Sie sollte einen positiven Ehrgeiz in sich tragen, sollte viel Freude an der Sache haben und immer dankbar sein, dass sie das überhaupt machen darf. Das ist einer meiner ganz großen Grundsätze im Leben: Ich bin wirklich dankbar. Ganz besonders für meine Familie und unsere Gesundheit.
miia: Und nun zur Frage der jugendlichen Laura! Sie wollte wissen, ob du von Anfang an eine ehrgeizige Reiterin warst, oder ob das erst zufällig mit der Zeit gekommen ist?
Anna-Lisa: Das ist eine wirklich gute Frage, Laura! Ich war mit 12 oder 13 Jahren sehr ehrgeizig. Dann, mit der Pubertät sind dieser Ehrgeiz und die Zielstrebigkeit ein bisschen verloren gegangen. Ich hab es irgendwie nicht mehr geschafft, den „drive“ so zusammen zu bekommen wie davor. Innerlich hab ich gekämpft mit mir selber, ich wollte ihn wieder spüren. Irgendwann hab ich dann losgelassen. Und dann kam die Stute Sverta in mein Leben, sie war die ersten beiden Jahre extrem anspruchsvoll. Ich musste ihr jeden Tag mit der gleichen Ruhe und Konsequenz begegnen. Tja, und so ist der „drive“ wieder zurückgekommen. Da war ich ungefähr 22 Jahre alt. Sverta sei Dank 🙂 .
miia: Bist du nun bereit für den Word-Rap?
Anna-Lisa lacht: Ja gern, aber bitte ohne die Twinny – Frage, ich esse kein Twinny 🙂
miia: Ok 🙂
- Anna-Lisa! Telefon oder WhatsApp? Whatsapp
- April oder November? November
- Schecke oder Rappe? Rappe
- Brief oder E-Mail? E-Mail
- Germknödel oder Gurkensalat? Germknödel
- Tölt oder Galopp? Galopp
- Indien oder Amerika? Amerika
- Arlberg oder Toskana? Toskana
- Tauchen oder Rodeln? Rodeln
- Birne oder Orange? Birne
Daaaaanke für die Mitarbeit! Birne ist dann wohl eher grün beim Twinny. Ich wollt nur die Richtung wissen … 🙂 !
Liebe Anna-Lisa, ganz herzlichen Dank für das lustige Interview, das mir großen Spaß gemacht hat. Auch dir wünsche ich das Allerbeste für die nächste Zeit. Eine entspannte Reise nach Holland, ein rundherum gesundes und entspanntes Pferd, viel Erfolg und vor allem auch viel Freude mit deiner Familie in Oirschot.