Nina B.s kleines Mentaltraining

Einmal Entspannung bitte! Ob beim Turnier oder beim Ausreiten – ich denke, sie kommt uns allen mal abhanden. Also mir ganz bestimmt und ich bin keine Turnierreiterin. 

Ich bin der Meinung, und da mach ich sicher keinen Hehl daraus, dass man von jugendlichen Menschen eine Menge lernen kann. Hab ich glaub ich schon mal irgendwo erwähnt 🙂 . Ich mag es beispielsweise, wenn Leonie gleichzeitig mit mir im Viereck reitet und mir ihre Tipps von der anderen Seite herüberruft. Ich mag das! Sie weiß es einfach! Sie kennt Náma besser als ich, hat mehr mit dieser Stute erlebt, kennt all ihre Besonderheiten. Also warum nicht sie fragen? Ich kenne ein paar Väter und Mütter, die sich von ihren Töchtern so einiges zeigen lassen.

Umso mehr hab ich mich gefreut, dass mir Nina geschrieben hat. Ich hab euch schon von ihr erzählt. Ich spreche von jener Nina, die noch jung ist und dennoch dieses Jahr Österreich bei den Weltmeisterschaften vertreten wird. Sie hat mir beim Interview von ihrem eigenen Mentaltraining erzählt, das ihr angeblich geholfen hat, nicht mehr so nervös zu sein bei einem Turnier. Ich wollte euch (natürlich mit Ninas Einverständnis) ihre Mail lesen lassen. Ich finde, das kann man sich mal gut anschauen. Ich werde Ninas Tipps jedenfalls mal ausprobieren. Was Nina mir mit jugendlicher Leichtigkeit geschrieben hat? Ich lass es euch mal lesen:

Nina und ihre Pferde

Nina schreibt: „Als ich begann Turniere zu reiten, war ich aufgeregt – man hätte mir besser nicht begegnen sollen. Ich war schier grundlos grantig auf mich und die Welt und hab alles Denkbare dafür getan, diese Aufregung loszuwerden. Damals war ich in etwa 11 Jahre alt und ritt auf Schulpferden am Turnier. Die hatten natürlich auch ihre Eigenheiten: da gab´s den Wasserscheuen, den Passbahn-Steiger und vieles mehr.“

„Ein eigenes Pferd machte im darauffolgenden Jahr die Sache etwas leichter. Mehr gezielte Trainings und Turniervorbereitungen unter Trainerkommando ließen mich nach und nach routinierter werden. Als ich schließlich mein erstes Turnier mit Spadi, nämlich die Steirische Meisterschaft 2014, bestritt, lief es um ein ganzes Stück besser. Ich hatte noch nie einen einzigen Moment mit ihm, an dem ich ihm nicht blind mein Leben anvertrauen würde. Er ist einfach eine Art „Soulmate“ für mich und ein Freund.“

Nina und ihre Soulmates

„Was ich damit sagen will – um die Angst loszuwerden benötigt es immer zwei. Nämlich dich, oder besser gesagt dein Herz, denn auf deinem Pferd reiten zu dürfen, soll etwas ganz Besonderes sein, jedes Mal aufs Neue und deinen Freund, dein Pferd, dem du dein volles Vertrauen schenken sollst.

Das ist für mich die Voraussetzung Nummer 1: 

Vertraue deinem Pferd wie einem guten Freund.

Vertrauen

Nina schreibt weiter: „Das Zweite ist, dir im Klaren darüber zu werden, warum du eigentlich Angst hast. Natürlich werden jetzt einige sagen, dass viel schiefgehen kann oder jemand in einem unvorhersehbaren Moment seinen Regenschirm öffnet – doch Vertrauen ist Punkt 1.

Denke nicht darüber nach, was alles passieren kann, sondern reite einfach! Das ist Punkt 2.

Als ich nun meine Angst und Scheu vor dem ach so beängstigenden Turnier abgelegt hatte, tat sich mir ein Problem auf: Das Problem mit der Zeit. Durch das ganze „Calm down“ vor meinen Bewerben wurde ich tatsächlich zu ruhig und übersah die Zeit vor der Prüfung nicht nur einmal. Dann saß ich auf meinem Pferd und ließ mich, übertrieben gesagt, durch die Weltgeschichte tragen. Kurz gesagt – ich nahm alles viel zu locker, hatte keinen Biss mehr und nahm das Ganze schlicht und ergreifend nicht ernst genug.

So lautet also Punkt 3: Gehe mit genügend Ehrgeiz an die Sache.

Mittlerweile habe ich ein gutes Mittel zwischen „ich verschlafe die Prüfung“ und „ich fall vor lauter Aufregung gleich vom Pferd“ gefunden. Ich würde es fast mit einer Art „Skala der Ausbildung“ vergleichen, da es in gewisser Maßen eine Turnierausbildung, nur eben auf mentaler und psychischer Ebene ist. Wichtig ist es, die Pyramide wirklich wie die Skala der Ausbildung zu sehen: nämlich von unten nach oben. Denn die Versammlung kommt schließlich nicht vor dem Takt.“

Ninas Pyramide

miia: Liebe Nina, danke für deine sehr persönliche Strategie. Ich werde es ausprobieren. Und ich hoffe seeeeehr, dass dir deine Pyramide in Oirschot helfen wird 🙂 ! Bitte schreib mir nachher, ob du deinen eigenen Ratschlägen folgen konntest!  

Habt ihr noch andere Erfahrungen gemacht? Würde mich wirklich sehr interessieren!

Für alle, die zu diesem Thema noch ein bisschen weiterlesen möchten: Ich hab vor einiger Zeit mal die Sportpsychologin Catherine Gratzl nach ihren Tipps gefragt, wenn man Angst bekommt beim Reiten. Erinnert ihr euch? Ist mir grad eingefallen, war ein spannender Artikel damals … 

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