Zwischen Weinreben und Sonnenblumen

Gestern am Nachmittag habe ich mich wieder einmal auf den Weg gemacht – diesmal auf den Weg nach Neckenmarkt im Burgenland, wo ich den Islandpferdehof Am Haidegrund besuchen wollte. Heiß und sonnig war es, als ich losgefahren bin. Auf meiner zirka einstündigen Fahrt wurden die Wolken immer dünkler, immer kühler wurde die Luft. Ich bin an Sonnenblumenfeldern vorbeigefahren, so schön, dass ich stehen bleiben wollte, um eines zu fotografieren. Die Umgebung wurde hügeliger, Weinreben säumten die Landschaft. Von der Seite, von der ich gekommen bin, gibt es kaum ein Schild nach Neckenmarkt.

Sonnenblumen everywhere_Foto privat

Aber irgendwann biegst du dann ab und plötzlich liegt er vor dir – der Islandpferdehof Am Haidegrund, du erkennst gleich den langgestreckten Bau, der wohl eine große Halle ist. An der Außenseite schauen bereits einige Islandpferde neugierig aus ihren Paddocks. Ich glaube, sie genießen den kühlenden Tröpfelregen auch ein bisschen. Es ist deutlich kühler, als ich aus dem Auto aussteige. Angenehm.

Sabine Gmeiner und Marion Kerstinger – Gmeiner erwarten mich schon und ich freue mich sehr, die beiden endlich kennen zu lernen. Sie sind Schwestern und ihnen gehört der Islandpferdehof Am Haidegrund. Mama Anita, Papa Heinz und Andreas, den Mann von Marion darf ich auch kennenlernen, wichtige Menschen hier, denn die gesamte Familie trägt dazu bei, dass dieser Islandpferdehof so ist, wie er ist. 

Zwei, die miteinander durch Dick und Dünn gehen

Ich hab ja schon öfters von der Burgenland- Challenge berichtet, dieses Jahr war auch der Islandpferdehof Am Haidegrund Austragungsort eines der burgenländischen Reitertreffen. Ich war daher schon echt neugierig, den Stall einmal zu sehen und freue mich, dass wir uns gleich auf einen Rundgang machen.

Als wir die Stallgasse neben der Halle betreten fällt mir gleich auf, wie unfassbar sauber und gepflegt es hier ist. Alles scheint ziemlich neu zu sein, die Gebäude, die Stallungen – höchst modern und unglaublich gepflegt. Dass es hier so sauber sei, sei ihr Credo, es sei den beiden sehr wichtig, dass es einfach schön ist, erzählen mir die beiden Schwestern. Sie erzählen mir, dass sie erst 2008 begonnen haben, diesen Stall zu errichten, dem Bau voraus ging eine lange Phase des Planens und des Rechnens. „Wir waren vorher beide selbstständige Buchhalterinnen, wir sind keine Landwirtinnen, umso mehr mussten wir uns alles ganz genau überlegen“, erklärt mir Marion ihren Werdegang. Ihr Reiterleben habe viele Stationen gehabt. Der Beginn war wohl im nur wenige Minuten entfernten Reiterhof „Zur Villa“, mit dem man bis heute ein gutes Einvernehmen hat. Andere Stationen waren Marz und auch Weistrach, bis eines Tages die Idee entstand, einen eigenen Stall zu eröffnen. Die Schwestern haben die Buchhalterei an den Nagel gehängt, Arbeitsgewand angezogen und los ging`s mit den Bauarbeiten.

Wir gehen die lange Stallgasse entlang, die Boxen haben alle einen Ausgang ins Freie. Aber viele Pferde sind nun drinnen, ich kann gleich mal ein paar Pferdenüstern streicheln. Wir gehen immer weiter, bis zu einer großen Türe, die zu einem Raum führt, wo Heuballen gelagert werden. Dort lerne ich auch die kleine Katze Mia und Kater Holger kennen, die sich hier ein Schläfchen gönnen.

Katze Mia (mit einem i!)

Das nächste Tor führt ins Freie, zu einem überdachten Bereich, links und rechts davon befinden sich die Offenställe. Kleine gemischte Islandpferdeherden führen hier ein geradezu grandioses Leben, haben sie doch die Möglichkeit, je nach Lust und Laune in einen Innenbereich zu gehen, sich in den überdachten Außenbereich oder einen ganz freien Außenbereich zu begeben. Sabine und Marion erzählen mir, dass die Pferde in der Nacht meist drinnen schlafen, sonst ihre Zeit aber gerne draußen verbringen.

Die Pferde bekommen drei Mal am Tag Futter hier, außerdem gehen sie bis zu 5 Stunden täglich auf die großen Weideflächen hinter der Ovalbahn. Dorthin spazieren wir auch gleich weiter –  zum Viereck, das von einer großen Ovalbahn umgeben ist. Einer wirklich großen Ovalbahn – misst sie doch 250m. Wir spazieren nach hinten, bis zum Ende der Ovalbahn, wo die grünen Weiden beginnen, vertrocknet ist da heute gar nichts, es hat wohl viel geregnet in letzter Zeit. 

Und hinter den Weiden? Da erstrecken sich Hügel mit Weinreben, ein wunderschöner Anblick. Angeblich im Herbst noch schöner, wenn sich das Laub bunt färbt. Aber Farbe fehlt hier heute auch nicht. Abgesehen von den schönen blühenden Büschen, die überall zu finden sind und für die Mama Anita verantwortlich zeichnet, befindet sich auf der anderen Seite der großen Halle ein riesengroßes, blühendes Sonnenblumenfeld.

Gleich neben den Gebäuden

Nun darf ich mir noch die Halle anschauen. Groß, hell und, wie alles hier, einfach grandios sauber und gepflegt. 

Um die 40 Pferde leben hier, ein paar davon sind auch Schulpferde. „Unsere Schulpferde sind unsere besten Mitarbeiter!“, lacht Marion. Sie erzählt, dass die Schulpferde regelmäßig beritten werden, um etwaige Problemchen wieder auszubessern, die sich im Schulbetrieb ergeben können. Sie werden sogar zum Chiropraktiker geschickt, um sie gesund zu erhalten, vom regelmäßigen Zahnarztbesuch ganz zu schweigen. Reitbetrieb für Kinder gibt es hier ebenso wie Tagescamps für Kinder in den Ferien.

Der Rest der Pferde gehört entweder Sabine und Marion oder den Einstellern, die das Rundum-Service genießen. „Wir schauen darauf, dass wir jedes Pferd mindestens zwei Mal am Tag anschauen, ob es ihm gut geht. Das ist bei einem Hof unserer Größenordnung noch möglich“, erzählt Sabine. Ekzemer gäbe es übrigens kaum im Burgenland, der Wind, der hier allgegenwärtig ist, verscheuche die meisten Fliegen. Am Haidegrund findet sich nur ein einziges Pferd, das eingedeckt werden muss.

Die Einsteller tragen natürlich dazu bei, dass der Stall so sauber ist, wie er ist. Sabine und Marion sei es auch ganz wichtig, sie alle gleich zu behandeln, für alle gäbe es für das gleiche Geld die gleiche Leistung. Und es gibt alles, alles, was sie benötigen – von Reitunterricht und Beritt der eigenen Pferde bis hin zur Betreuung auf Turnieren, wenn gewünscht. Marion kümmert sich zum größten Teil um den Reitunterricht, Sabine um den Beritt. Sabine reitet selbst auch auf Turnieren und hat ja gerade einen Julius bekommen bei der Burgenland-Challenge. Als wir uns ins Stüberl setzen, um einen Kaffee zu trinken, darf ich ihn gleich mal sehen – den Julius! Ich hab ihn mir schwerer vorgestellt, als er ist 🙂 .

DER Julius!

Beim Kaffee plaudern wir noch ein bisschen. Ob man noch größer werden wolle? Die Möglichkeit gäbe es theoretisch. Darüber würde man sich aber erst Gedanken machen, wenn es tatsächlich Bedarf gibt. Qualität sei ihnen viel wichtiger als Quantität. Wie viele Stunden die beiden denn am Tag arbeiten, interessiert mich noch. Marion und Sabine arbeiten an die 12 Stunden pro Tag, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr. Wann ihr letzter Urlaub war? Sabine und Marion können sich nicht so gut daran erinnern, Andreas, Marions Mann wirft dann aber ein, dass man vor zwei Jahren mal auf Teneriffa war. Ob ihnen die Buchhalterei abginge? Nicht wirklich, Sabine beschäftige sich ja immer noch viel mit Buchhaltung – nämlich mit der des Reitstalls. Als ich die beiden Frauen nach ihrer Vision für die nächsten 10 Jahre frage, überlegen sie lange. „Alles soll einfach so bleiben, wie es jetzt ist, wir leben schon unseren Traum.“ 

Marion (li) und Sabine (re)

Nach einer Zeit verabschiede ich mich. Aber hoffentlich nicht für lange – Sabine und Marion haben mich eingeladen, mal im Herbst zu kommen, um zu sehen, wie toll es hier aussieht, wenn das Laub bunt ist. Oder hab ich mich selber eingeladen 🙂 ? Wie auch immer – ich freue mich sehr auf ein Wiedersehen.

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