Mit Fahrrad und Rucksack

Drum telefoniere, wer eine ordentliche miia sein möchte. Dachte ich mir und wollte mal von Usi Jelinski wissen, wie das denn so organisiert ist, wenn ein paar österreichische Reiter zur Islandpferde – WM fahren. Hab ja keine Ahnung, wie ich ehrlich zugebe, Náma und ich sind ja bekanntlich noch nicht so weit 🙂 . Die Islandpferde – WM findet heuer übrigens von 7. bis 13. August in Oirschot/Holland statt. 2007 war sie dort auch schon mal.

Aber wie läuft das denn so? Haben alle Reiter eigene TuTros mit? Erste Antwort: nicht wirklich. Family and friends können zwar sehr gern von draußen zuschauen, jeder Reiter darf einen sogenannten „groom“ bei sich haben. Zeitplancheck, Nennungen und Formularkram erledigt aber jemand anderer. Nämlich eine sogenannte Equipechefin. In diesem Jahr (wie auch schon davor) übernimmt Usi Jelinski diese Rolle. Sie wird also den Reitern alles abnehmen, was diese von ihrer Konzentration auf ihr Pferd und auf ihren großen Auftritt ablenken würde. Eben Formulare, Nennungen, Musik. Außerdem ist sie im Vorfeld zuständig für die Beantwortung einer Flut von Mails, die immer intensiver wird, je näher der Abreisetag kommt. Für das Zusammentragen von Daten der Reiter und Pferde, Dropbox-Uploads, Catering-Bestellungen, Teamausstattung (Jacken, Helme, T-Shirt of the day), Boxenplan, Teamcamp-Planung, Campingflächen blocken und ganz wichtig: Planung und Standort der Team – Kaffeemaschine plus soft-drink-Kühlschrank. Und noch ein paar andere Kleinigkeiten. Da wird einem nicht fad.

Österreich @ WM 2007_Foto by Fritzie Steyrer

Weil die Reiter aber auch ein bisschen Zuspruch auf reiterlicher Ebene brauchen, gibt es da noch jemanden, der an Usis Seite in Holland sein wird. Einer Equipechefin zur Seite gestellt ist nämlich ein sogenannter deputy teamleader assistant (ich hoffe, ich hab das jetzt richtig aufgeschrieben), der als Teamtrainer mit dabei ist. 

Diese ehrenwerte Aufgabe wird dieses Jahr in Holland Alexander Sgustav (aka Xandl) übernehmen. 

Usi und Xandl_2007

Ich hab ihn gleich mal gefragt, den Xandl. Was er denn von seiner Aufgabe hält? Er hat mir geantwortet: „Das Ziel muss es natürlich sein, dass jeder Reiter stolz ist, die rot-weiss-roten Farben in Holland repräsentieren zu dürfen und dass alle Reiter vor Ort ihre beste Leistung abrufen können. Einmal zur Siegerehrung aufgerufen und die Hymne zu hören, dies gelingt einem nur einmal im Leben und dieses Gefühl ist unvergesslich. Ich konnte bei 8 WM – Teilnahmen 1 Bronzemedaille erreiten und werde dieses Gefühl nie vergessen. Ich bin mir sicher, dass es dem einen oder anderen Österreicher gelingen kann, wenn er oder sie konsequent, aber auch mit Freude und einer gehörigen Portion Motivation dafür arbeitet!“

Teamcamp 2007_Usi und Xandl

Die besonderen Anliegen der Jugendlichen wird Hannah Chmelik übernehmen, sie brauchen manchmal ein bisschen mehr an Umarmung, Daumendrücken, Aufmunterung und Seelentrost als die Erwachsenen. Sagt man gemeinhin. Und was meint Hannah dazu? „Ich freue mich riesig auf meine neue Aufgabe als Equipechefin – Jugend. Mit viel Motivation und positiver Einstellung werde ich eine Ansprechperson in allen Belangen für die jugendlichen WM-Reiter sein. Vor allem als Sprachrohr und Bindeglied zwischen Jugend und allgemeiner Klasse, weil die Jugendlichen sich manchmal nicht so trauen, Dinge anzusprechen bei Teambesprechungen. Ich werde alle Anliegen, Wünsche und Beschwerden der Jugendlichen an Usi und Xandl weitergeben.“

Und dann kommt dieses Jahr in Oirschot noch jemand mit, der den anderen ein bisschen über die Schulter schauen darf und soll – eine nicht ganz Unbekannte in der österreichischen Islandpferdeszene: Daniela Sasse wird dort quasi eingeschult in die Belange einer Equipechefin, soll sie es doch sein, die bei folgenden WMs diesen Job übernehmen könnte – sollte Usi sich wieder dem Sportreiten widmen. Dani im O-Ton: „Ich werde versuchen, meinen Assistance-Job für Xandl und Usi bestmöglich auszuführen und freue mich auf einen Blick hinter die Kulissen!“

Warum habe ich denn nun aber oben Fahrrad und Rucksack erwähnt?

Must-have für Equipechefinnen: goldene Laufschuhe oder Fahrrad plus Rucksack_ Oirschot anno 2007

Nun, eine Equipechefin legt insgesamt in einer WM-Woche wahrscheinlich die Länge des Äquators in Schritten zurück. Ein Schrittezähler würde vermutlich jubeln. Ich denke da nur an meine eigene TuTro-Tätigkeit … bin jedesmal nach einem Turnier hundehundemüde. Um wieviel mehr bist du dann müde, wenn du gleich mehrere Reiter eine ganze Woche lang bei einer WM betreust? Auf einem Riesengelände? Daher wird einem in Holland ein Fahrrad zur Verfügung gestellt. Und ein Rucksack. Angeblich benötigen nämlich die Reiter immer wieder ganz geschwind Dinge, die dann aus dem großen Rucksack der Equipechefin am Fahrrad gezaubert werden können. Eine Art Mary Poppins also 🙂 … 

Usi mit Kerzenständer und Fahrrad – Mary Poppins?

Kabelbinder waren da übrigens besonders nachgefragt, erzählt mir Usi. Warum eigentlich?

Carina Mayerhofer, Höski Adalsteinsson, Andy Höpfner und Siggi Narfi 2007_by Fritzie Steyrer

Usi hat mir erzählt, dass es für sie wirklich viel zu tun gäbe bei der Anreise, bei den Vetchecks und bei den Trainings. Laufen die Bewerbe erstmal, ist eine Equipechefin vor allem für gute Stimmung und gute Laune verantwortlich. Besonders aber im Camp achtet sie auf angemessene Umgangsformen und kollegiales Verhalten der Reiter untereinander. Denn auch wenn sie alle für Österreich starten – sind sie doch Einzelkämpfer. Ein Detail, das Reiten dem Tennissport ähnlicher macht als dem Basketball. Da braucht es schon die richtigen Persönlichkeiten, die die Reiter nicht vergessen lassen, dass man trotz allem persönlichen Ehrgeiz ein Team ist. Sicherlich keine ganz einfache Aufgabe, stell ich mir vor. 

WM Oirschot 2007_Foto by Fritzie Steyrer

Ich werde übrigens einen Tag in Oirschot sein und mal bei Usi, Xandl und Hannah nachfragen, wie das denn gelingt 🙂 !

ps.: Danke an Usi für das „historische Fotomaterial“ (von Fritzie Steyrer), danke an Doris Pfitzner für das große Beitragsbild!

pps.: Wisst ihr, was Druse eigentlich genau ist und warum man ein Turnier verschieben muss, wenn diese Krankheit in einem Stall auftritt? Ich hatte nur eine ungefähre Ahnung … und hab – aus aktuellem Anlass – mal Tierärztin Katharina Hopf gefragt, die mir sooo interessante Infos gegeben hat. Mehr dazu morgen @miia.at 

Teilen über: