Am letzten Wochenende war St. Radegund Schauplatz eines jener Turniere, die man als „große“ Turniere bezeichnen kann. Viel wurde darüber berichtet, viel darüber erzählt. Aber St. Radegund war nicht der einzige Ort in Oberösterreich, an dem Islandpferdemenschen zusammengekommen sind. Es gab noch einen Ort. Einen Ort, der nicht nur durch die wunderschöne Bergkulisse besticht. Es war ein Ort, an dem Freundschaft den sportlichen Ehrgeiz zwar vielleicht nicht ganz ersetzt, aber jedenfalls auf wunderschöne Art und Weise bereichert hat. Am Islandpferdehof Platzl in Obertraun fand das erste von zwei Treffen der Oberösterreichischen Cup-Serie statt. Magdalena Bauer hat mir richtig begeistert davon erzählt:
Magdalena schreibt: „Prinzipiell finde ich ja diese Cups eine total gute und verfolgenswerte Sache. Was mich aber sehr wohl manchmal stört, ist trotzdem dieser sportliche „Überehrgeiz“ (nichts gegen einen gesunden Ehrgeiz), an dem unter Umständen auch Freundschaften zerbrechen können. Das habe ich leider immer wieder erlebt. Und genau das war bei diesem Cup – Treffen in Obertraun überhaupt nicht der Fall.
Wir sind schon einen Tag früher angereist und eine Einstellerin von uns, deren Tochter am Cup teilgenommen hat, hat organisiert, dass alle, die auch bereits anwesend waren, gemeinsam zu Abend essen. Jeder hat irgendetwas mitgenommen. Die Andorfer die Jausn (mit kaltem Bratl, Tomaten, Gurken, Salami, Paprika und Käse), die Obertrauner haben Getränke und Semmeln beigesteuert und so weiter. So war das, nachdem die Pferde ausgeladen und versorgt waren, schon ein total nettes und gemütliches Ankommen. Wir sind dann auch echt lange gesessen, haben noch den Pferden die Bahnen gezeigt, aber einfach alles total entspannt. Alle können gemeinsam lachen und sitzen und erzählen, einfach das, was in den letzten Monaten passiert ist. Ganz ohne den sonst üblichen „Turnierstress“.
Der Samstag war dann der Tag des eigentlichen Cups. Ein nettes Detail am Rande: Familie Platzl hat einfach so angeboten, unsere Pferde mit zu füttern – das sind Kleinigkeiten, die aber für eine total entspannte und kameradschaftliche Atmosphäre sorgen.“
Magdalena erzählt weiter: „Wir kommen also nach einem guten Frühstück im Jutel (das ist nur Minuten vom Hof entfernt) zu unseren satt gefressenen Pferden und können ganz in Ruhe herrichten und vorbereiten. Man merkt dann natürlich auch diese gewisse Anspannung, weil es halt doch ein Turnier ist (und für manche vielleicht sogar das erste). Aber der ganze Tag war einfach durchzogen von diesem „Miteinander“. Man hilft sich, man leiht sich gegenseitig Sachen aus, schaut zum Zeitplan oder in die Bahn, welche Gruppe gerade dran ist und wann der nächste rein muss und so weiter.
Nicht nur dieses Einzelkämpfen, wer jetzt der Beste ist (was ja leider doch manchmal, auch bei so kleineren Turnieren schon deutlich spürbar ist), sondern einfach eine positive, angenehme Spannung, mit der jeder sein Bestes zeigen möchte. Bei der es aber auch total ok ist, wenn was nicht so gelingt (vielleicht auch, weil man von dieser Gemeinschaft so aufgenommen ist).
Mein persönliches Highlight war eigentlich dann die Mittagspause. Da sind verschiedene Reiter aus verschiedenen Vereinen mit ihren Pferden in dem nahe gelegenen See schwimmen gegangen. Und das war einfach wieder so schön zu sehen (ich kann das jetzt natürlich nur aus meiner Perspektive der Unterrichtenden sagen, aber ich wage zu behaupten, dass das alle so empfunden haben), wie die vielen Mädels, die da ja schon auch gegeneinander reiten, plötzlich wieder miteinander so viel Spaß haben. Und völlig egal, wer das war, da waren die Mädels dabei mit eigenem Pferd, da waren aber genauso die Mädels dabei, die zum Helfen und Anfeuern da waren. Da wurden Pferde geteilt, damit jeder mal ins Wasser reiten kann und so weiter – einfach ein gemeinsames Erlebnis, von dem jeder was haben soll. Und eine halbe Stunde später ging`s dann wieder weiter mit den Bewerben.
Und auch bei der Siegerehrung war das einfach so schön, weil wirklich jeder sich für jeden gefreut hat. Egal von welchem Verein, egal in welcher Altersklasse, es wurde für jeden geklatscht und jede einzelne Leistung gewürdigt.
Und das hat für mich diesen Cup zu etwas ganz Besonderem gemacht, weil ich das in diesem Ausmaß noch nie erlebt hat. Das soll jetzt überhaupt nicht heißen, dass unsere Cups sonst in Fehden ausarten, aber am letzten Samstag war das einfach genau so, wie ich mir das vorstelle: die optimale Mischung aus sportlichem Ehrgeiz und kameradschaftlichem Miteinander.
Das sind jetzt wirklich nur ein paar Gedanken von mir, die ich aber so gerne teilen wollte. Einfach, weil für mich genau ein solcher Tag den Hintergedanken eines Cups ausmacht. Nicht nur das Sportliche – sondern diese Gemeinschaft und diese Zugehörigkeit, die sich rund um unser Hauptinteresse – das Islandpferd – bilden. Das Cup – Turnier in Obertraun war für mich, obwohl ich ja sozusagen arbeitsmäßig mit meinen Schülern dort war, wie Urlaub für mich und einfach total schön.“
miia: Danke, liebe Magdalena, für deinen Bericht, der so richtig von Herzen gekommen ist. Klingt so, als hätte ich da echt etwas versäumt. Einen Tag mit der richtigen Mischung eben. Einen Ort mit einem wunderschönen Panorama. Ein Reitertreffen, bei dem Freundschaft, Zusammenhalt und die gemeinsame Freude am Islandpferd im Vordergrund stehen. Da muss ich unbedingt nächstes Jahr zuschauen kommen 🙂 .
Ein ganz herzliches Dankeschön auch an Sandra Mayer und Katharina Scherz für die Zurverfügungstellung der Fotos für diesen Bericht! Danke, danke, danke!