Es war heute keine sehr lange Fahrt für mich. Aber eine Fahrt mit Überraschungen. Man denkt, man fährt raus aus Wien und dann doch wieder nicht. Man fährt Straßen entlang und je weiter man fährt, desto mehr umgeben einen Wiesen und Wälder. Aber du weißt genau, die große Hauptstadt ist ganz nah. Ich hatte mir nämlich heute einen Besuch bei einem schönen Islandpferdeort vorgenommen, von dem ich schon sehr viel gehört hatte.
Vor der Kirche in Wolfsgraben hab ich dann mal Niki angerufen. Wie ich denn jetzt wohl weiterfahren muss? Er wäre so lieb gewesen, mich abzuholen, aber ich schaff das selber, denke ich mir und fahre die Straße hinauf. Hinauf zu meinem Ziel: dem Reitstall Wolfsgraben. Als ich aus dem Auto aussteige, begrüßt mich gleich Niki, jung, lustig, freundlich, da fühlt man sich gleich wohl. Wir spazieren ein paar Meter miteinander, vorbei an einem Stall und einem gerade gebauten überdachten Roundpen, das im Winter die Halle ein bisschen entlasten soll. Noch ist das Dach nicht ganz fertig, aber das wird in den nächsten paar Tagen erledigt sein. Gleich beim Stüberl bei der Halle sitzt schon ein weiterer junger Mann – Max, der Betreiber der Islandpferde Reitschule Wieselmoorhof und des wenige Minuten entfernten Wieselmoorhofes.
Ganz kenn ich mich am Anfang nicht aus – wie ist das genau? Wie ist das alles aufgeteilt und wer ist Eva? Ein Puzzle, das Niki und Max geduldig für mich zusammensetzen: Niki betreibt gemeinsam mit Eva den Einstellbetrieb, der schon seit über 40 Jahren im Familienbesitz ist. Niki selber reitet nicht, managt aber die in etwa 60 hier eingestellten Pferde mit vollem Einsatz. Es sind nicht nur Islandpferde da. Aber zum Großteil.
Max betreibt einen kleinen Stall ganz in der Nähe – den Wieselmoorhof und gemeinsam mit Eva die Reitschule im Reitstall Wolfsgraben. Max kommt aus Salzburg, hat sein ganzes Leben mit Islandpferden verbracht und könnte sich – ebenso wie Niki – kein anderes Leben vorstellen. Da es aber nicht nur Islandpferde im Reitstall Wolfsgraben gibt, sondern auch ein paar Großpferde und Haflinger, unterrichtet hier auch Franz. Für den Unterricht auf Islandpferden ist seit 1. April hauptsächlich Patrick verantwortlich, nicht nur ein sehr erfolgreicher Reiter und Trainer – sondern auch Österreichs zweitbeliebtester Reitlehrer 🙂 .
Die Philosophie der Reitschule ist ebenso einfach wie wunderschön: „Weil jeder Moment im Leben zählt“. Ich unterhalte mich mit Max darüber, dass er es wunderbar findet, wenn auch ältere Menschen mit dem Reiten beginnen. Er ist der Meinung, dass man, auch wenn man erst spät mit dem Reiten beginnt, noch ein richtig guter Reiter werden kann. Und genau aus diesem Grund ist diese Reitschule für alle da. Für jung und alt. Für Anfänger und Fortgeschrittene.
Die Reitschule unterstützt übrigens auch zwei Sozialprojekte und ermöglicht Kindern, die es im Leben nicht einfach haben, erste Erfahrungen mit Pferden zu machen. Eine wirklich wunderbare Sache, von der ich euch sicher noch mal mehr erzählen werde.
Nach Cappuccino und vielen interessanten Details mache ich mich mit den zwei jungen Männern auf den Weg, den Islandpferdehof zu erkunden. Zuerst darf ich die Halle sehen, in der Franz gerade eine Gruppe unterrichtet. Da wollen wir nicht lange stören, deshalb machen wir uns weiter auf den Weg ins Stüberl, von dem aus du durch ein großes Fenster auch das Geschehen in der Halle mit verfolgen kannst.
Es gibt eine Küche und einen gemütlichen Raum, in dem – und das sehe ich richtig vor mir – so manch nettes Reiterfest gefeiert wird. Es gibt einen Kamin, Sofas und einen großen Tisch. Wir treten wieder ins Freie und gehen an der Halle vorbei hinauf Richtung Paddocks, hinter denen sich große Wiesenflächen auftun.
Ich darf einen kurzen Blick auf die gemischte Schulpferdeherde werfen, dann gehen wir weiter und kommen zu einem Viereck und einer Ovalbahn, die so riesig ist, dass ich sie zuerst gar nicht als Ovalbahn erkenne. „Patricks Stimme ist laut genug“, lacht Max, als ich ihn frage, ob die Reitschüler da den Lehrer überhaupt hören können. Die Ovalbahn wird auch gerne von den Besitzern anderer am Hof lebender Pferderassen genutzt. Für Haflinger und Großpferde sei das manchmal wie ein kleiner Ausritt – ein paar Runden auf der Ovalbahn galoppiert – und das Pferd habe schon richtig gut Bewegung gemacht.
Wir spazieren wieder zurück, vorbei an den Schulpferden und der Halle und kommen zum richtig alten Trakt des Hofes. Da siehst du, dass hier schon sehr lange Pferde leben. Die Räume in den Stallungen sind alt, aber sehr gut erhalten und gepflegt, es gibt Boxen, eine Sattelkammer und alles, was das Reiterherz so braucht.
Nachdem ich alles gesehen habe, setz ich mich zu Max ins Auto, der mich zu meinem Auto bringt und hintereinander fahren wir ein paar Minuten zum weiteren Stall, der dazu gehört – und doch auch wieder nicht. Das Wiesenparadies heißt Wieselmoorhof und gefällt mir auch auf Anhieb. Wenige Pferde – riesige Flächen, das beschreibt es wohl am Besten. Alles blüht, das Haus ist bewachsen, es gibt ein Stüberl mit Terrasse gleich mit Blick auf Paddock und Wiesen. Einen großen Raum gibt es hier auch, in dem nächstes Jahr Platz geschaffen werden soll für Kinder und Jugendliche, die am Wieselmoorhof ihre Ferien verbringen werden können. Das angrenzende Ausreitgelände hier ist übrigens schier unbegrenzt.
Der Wieselmoorhof gehört Max, mit Leib und Seele sorgt er gemeinsam mit Eva für das Wohlergehen der Menschen und Tiere hier.
Und einen weiteren Bekannten treffe ich hier. Oder doch eigentlich Unbekannten, den ich aber dennoch schon gut kenne 🙂 . Patrick steigt aus dem Auto – ich erkenne ihn gleich an seinem Hut. Ich freue mich richtig, den beliebten Reitlehrer an seinem neuen Arbeitsplatz endlich einmal persönlich kennenzulernen. Genau so hab ich ihn mir vorgestellt. Er lacht, ist fröhlich und macht gleich mit, als ich ihn um ein Foto mit Max bitte. Wir plaudern noch ein bisschen und als ich schon im Auto sitze, um loszufahren, kommt auch noch mal Niki vorbei.
Ein wirklich netter Ort. Ein fröhlicher Ort. Ein artgerechter Ort. Ein blühender Ort. Ich denke mir, die Pferde – egal ob Schul- oder Privatpferde – haben ein wunderbares Leben hier. Und die Reiter sowieso. Jetzt haben sie einen Fan mehr, mich nämlich. Ich hoffe, ich kann und darf mal wiederkommen. Vielleicht zu einem Fest im Stüberl?
Tausend Dank an Niki und Max, die sich trotz Arbeit so lange für mich Zeit genommen haben. Danke an Patrick für sein Lachen und ein ganz besonderer Dank auch an Bettina Niedermayr von bilderbettina für die schönen Fotos. Ganz liebe Grüße an Eva, die ich leider nicht kennen lernen konnte. Und an Martina, mit der ich gar nicht lange plaudern konnte, weil ich nicht so viel Zeit hatte.
Ich freue mich auf ein Wiedersehen.