Vorgestern hab ich wieder mal eine liebe Mail bekommen. Sophie hat mir geschrieben und ein paar Fotos geschickt. Sophie kommt aus Niederösterreich, ist 18 Jahre jung und reitet seit fast 14 Jahren. Also, man kann sagen, eigentlich ihr ganzes Leben. Begonnen hat zwar alles auf Großpferden, vor sieben Jahren aber hat Sophie ihr erstes eigenes Pferde bekommen – einen Isländer. „Mit meinem Isländer ist auch die Liebe zu dieser Rasse und zu Island gewachsen. Mein Pferd habe ich auf der Mühlbachweide eingestellt, wo ich nun reite.“, erzählt mir Sophie.
Warum erzähle ich euch das? Nun, Sophie ist seit März 2017 in Island und wird erst Mitte August wieder nach Österreich zurück kommen. Fünf Monate genießt sie also fantastische Landschaften, Pferde ohne Ende und das Leben in einem isländischen Reitbetrieb. „Ich bin letztes Jahr mit der Schule fertig geworden und hab mir gedacht, dass ich noch etwas für mich machen möchte, bevor ich zu arbeiten anfange. Also etwas ganz Besonderes, was man eben nicht so oft in seinem Leben macht. Nachdem ich ein bisschen überlegt habe, hab ich mir gedacht, dass es perfekt wäre, etwas in Island mit Pferden und Menschen zu machen. Ich hab mir als Kind immer die Serie Mc Clouds Töchter angeschaut und es wurde zu meinem Traum, eines Tages auch so etwas zu machen“.
Ok, bitte hier hab ich einen Wissenslücke. Mc Clouds Töchter? Muss ich mal googlen. Aber weiter zu Sophies Geschichte: „Ich habe damals Trausti um Rat gefragt. Er hat mir geholfen und ein paar Tage später konnte ich schon einem Gestüt schreiben, das noch jemanden gesucht hat. Glücklicherweise wurde ich genommen. Und nun bin ich ein Teil des Teams von Skeiðvellir bzw. Ice Events. Ich fühle mich sehr wohl hier und es macht mir riesengroßen Spaß für meine Chefin Katrin zu arbeiten und ein Tourguide zu sein. Natürlich bin ich nicht nur Tourguide, einen Teil meines Tages verbringe ich auch mit Ausmisten. Wenn mal keine Tour ist, sind ich und die anderen Mitarbeiterinnen dafür verantwortlich, die Tourenpferde zu trainieren und sie ein bisschen Korrektur zu reiten. Wenn stressige Tage waren, haben die Tourenpferde auch mal frei. Ansonsten helfen wir im Stall auch bei anderen Dingen. Uns wird definitiv nie langweilig. Was ich an dieser Farm so schätze, ist, dass man nicht wie ein Arbeiter behandelt wird, sondern mehr wie ein Teil der Familie. Jedes Mal, wenn jemand Geburtstag feiert, sind wir auch eingeladen oder manchmal haben wir auch einfach einen netten Abend mit Katrin und lassen den Tag ausklingen.“
Sophie erzählt mir von einem Besuch bei einem Fohlen, der sie sehr beeindruckt hat. „Vor ca. einem Monat haben wir eine Herde mit 40 Pferden von einem Feld in ein großes Paddock beim Stall getrieben und die trächtigen Stuten und die Fohlen vom letzten Jahr raussortiert. Der Rest der Pferde kam zurück aufs Feld. Die Fohlen vom letzten Jahr kamen für eine Woche in den Stall für`s jährliche Fohlentraining, bei dem wir Mitarbeiterinnen auch helfen durften. Die trächtigen Stuten sind gleich auf ein extra Feld gekommen, das gleich gegenüber der Farm ist. Dadurch sind diese Stuten sehr nah bei der Farm und es ist so natürlich viel einfacher, sie im Auge zu haben und sie regelmäßig zu kontrollieren. Vor ein paar Tagen war es dann so weit: Die erste von insgesamt neun trächtigen Stuten hat ihr Fohlen bekommen. Es war um 9h in der Früh. Also haben wir uns nach der Arbeit auf den Weg gemacht und es dauerte nicht lange, bis wir die Stute mit ihrem Fohlen gefunden hatten. Die Stute hat uns allerdings als erste entdeckt und ihre Reaktion war, dass sie mit ihrem Fohlen davon trabte. Allerdings nur ein paar Schritte. Dann blieb sie wieder stehen und beobachtete uns. Wir mussten uns langsam an sie und ihr Fohlen heran schleichen, was sie dann auch akzeptiert hat. Wir setzten uns ins Gras und beobachteten die zwei eine Weile. Mit der Zeit kamen sie immer näher zu uns, am Schluss bis auf zwei Meter! Das Fohlen war auf der einen Seite schon ziemlich neugierig und auf der anderen Seite noch ein bisschen schüchtern. Es erlaubte uns noch nicht, es anzugreifen. Ich war fasziniert, dass es so nahe hergekommen ist! Man konnte sehen, dass es noch ein bisschen tollpatschig und wackelig unterwegs war.“
Na? Wär das nicht was? Sich einfach ins Gras setzen und ein Fohlen mit seiner Mutter zu beobachten. Sounds like heaven. Liebe Sophie, guten Morgen nach Island, ich danke dir für deine wunderschöne Geschichte. Die Geschichte von einer ganz friedlichen Beobachtung. Beobachten sollten wir überhaupt ein bisschen mehr, finde ich. Ohne zu urteilen. Einfach beobachten, was ist. Habt einen wunderbaren Sommertag!