Wenn das Wochenende kommt, bin ich manchmal ein bisschen unterwegs. „Miia on tour“ habe ich meine Besuche bei Islandpferdeorten genannt und viele Orte hab ich schon besuchen dürfen. Wie leben Islandpferde in Österreich? Welche Orte gibt es? Welche Menschen kümmern sich mit Leidenschaft um diese wunderbaren Tiere? Nun, das will ich herausfinden und deshalb hupf ich an so manchem Wochenendtag in mein Auto und düse los.
Letztes Wochenende hab ich einen Islandpferdeort der ganz anderen Art besucht. Die Kräuterpädagogin Nina lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern auf einer großen (richtig großen) Waldlichtung. „Waldgenusserleben“ heißt dieser Ort, er befindet sich in der Nähe von Gars am Kamp im Waldviertel. Schon beim Fahren hab ich mir gedacht, wie wunderbar einsam es in dieser Gegend ist. Aus Wien kommend war der Weg durch Felder, Hügel und Wälder richtig einsam. Der Frühling küsst das Waldviertel, langsam siehst du Blüten und Pflanzen erwachen. Fast am Ziel geht es ein bisschen durch den Wald, bis du zu einer kleinen Kreuzung kommst:
Ein bisschen geht es noch durch den Wald, und dann bist du bei einer riesengroßen Waldlichtung. Zu deiner Rechten siehst du ein altes Bauernhaus und gleich dahinter ein moderneres Haus, in dem sich offenbar eine große Werkstatt befindet. Ninas Mann ist Zimmermann, der auch sein Betriebsgelände auf dieser Waldlichtung hat. Das Paar lebt erst seit ein bisschen mehr als einem Jahr gemeinsam mit den beiden Kindern an diesem Ort, vieles ist noch im Aufbau, vieles wird hier noch entstehen. Große Pläne haben die beiden. Das Haus soll modifiziert, ein Teil abgerissen werden, sogar ein eigener Seminarraum soll entstehen.
Als ich ankomme, kommen mir gleich Nina und ihre Tochter Jana entgegen und begrüßen mich. Jana möchte mir gleich ganz viel erzählen. So schlendern wir gemeinsam ein Stück an den Häusern vorbei zu einem weiteren besonderen Ort auf dieser Lichtung. Ein großer Kräutergarten ist hier zu sehen, gleich dahinter eine so genannte geodetische Kuppel, eine Spezialität der Zimmerei, die übrigens viele ungewöhnliche Projekte verwirklicht.
Bevor wir aber eine gute Roulade essen und einen Kaffee trinken, möchte ich gerne die Islandpferde sehen. Die kleine Jana nimmt mich an der Hand und wir überqueren den Platz, vorbei an 2 freundlichen, großen Hunden und da sind sie: 3 Islandpferde teilen sich hier eine Wiese mit einem Deutschen Reitpony und einem Großpferd. Das Besondere an diesem Ort: Diese Tiere sind alle sehr alt. Sie dürfen hier in Pension sein und ihr Leben genießen. Und dass sie es genießen, siehst du gleich: Yngvi, Stjarni und Maggi unterbrechen ihr Grasen und kommen neugierig zu uns.
An diesem Ort gibt es keine Reitbahn, keine Reithalle, denn diese Pferde werden nicht mehr geritten. Man geht mit ihnen in den Wald spazieren oder sie dürfen einfach untereinander sein. Nina zeigt mir die große Weide, die noch bis zur Waldgrenze entstehen soll. Es gibt sie noch nicht, aber wenn sie mal fertig ist, soll es hier mehr als genug Platz für bis zu 10 Pensionisten – Pferde geben. Und das Besondere? Wenn ihre Besitzer sie besuchen kommen und gerne ein bisschen länger bleiben möchten, gibt es hier ein Blockhaus, das ein bisschen an eine Almhütte erinnert. In dieser Blockhütte kann man übernachten, Frühstück bekommt man auch serviert. Urlaub am Bauernhof. Nina erzählt, dass die Gäste vor allem die Stille genießen kommen und den Sternenhimmel, den man hier auf der Waldlichtung beobachten kann.
Bienenstöcke gibt es hier übrigens auch, den Honig für das Frühstück stellt das Paar mit Hilfe der fleißigen Bienen selber her. Ebenso werden jegliches Gemüse, Obst und alle Kräuter selber angebaut. Die Eier bekommt man von den hauseigenen Hühnern. Man könnte hier völlig autark leben, wenn man wollte. Selbst Strom könnte man selber herstellen, wenn es mal sein soll.
Nach unserem Rundgang darf ich mit der Familie noch eine wunderbare Biskuitroulade essen und ein bisschen mit ihnen plaudern. Als ich mich verabschiede, habe ich das Gefühl, dass hier ein Ort entsteht, der für viele etwas Besonderes sein wird. Für alte Islandpferde, die eine letzte Heimat bekommen, für ruhesuchende Städter, die den Sternenhimmel in aller Einfachheit genießen möchten, für „Anderes suchende“ Menschen, die gerne geodetische Kuppeln ausprobieren möchten und vielleicht Kräuterseminare besuchen wollen? Mich würde wirklich interessieren, wie es weitergeht. Nina? Könntest du mich vielleicht auf dem Laufenden halten? Und bitte schick mir ein paar Fotos, wenn die Obstbäume blühen.
Danke für eure Zeit und dass ihr mir euren Lebensort gezeigt habt. Und bitte ganz besondere Grüße an meine Freundin Jana 🙂 .