Dieses Bild finde ich sooooo schön. Ich habe es bei Antonia auf Facebook gefunden und gleich noch zwei mehr!
Die Bilder wurden von Viktoria gemacht, die nebstbei bemerkt, auch noch ihr menschliches Model eingekleidet hat. Mit einem wunderbaren typischen Islandpullover.
Ich oute mich jetzt mal: ich bin nicht so strickbegabt. Also vielleicht wär ich es, mir fehlt da aber ein bisschen das Durchhaltevermögen, das geb ich jetzt mal frei von der Leber zu. Aber es gibt sie … so hochbegabte Stricker, die sich wirklich sehr gut auskennen. Als ich vor ein paar Wochen von einer lieben Bekannten eine selbstgestrickte Islandweste bekommen hab, sind gleich zwei Expertinnen im Stall zu mir gekommen und haben die Wolle angeschaut. Nein. Analysiert ist das bessere Wort. Sie kennen sich eeecht super gut aus. Man könnte sagen, das ist eine eigene Wissenschaft. Ich, als absolute Genießerin von körperumspannender Wärme, finde, diese Pullover gehören einfach zum isländischen Lebensgefühl dazu, ob man sie nun gerne trägt oder nicht. Wer erinnert sich nicht gerne an dieses wunderbare Foto?
Sie werden also auch von österreichischen Islandfans gerne getragen, diese Pullover. Halten sie uns doch Kälte und Feuchtigkeit vom Leib, wenn wir auf unseren Pferden quer durch den Winter tölten. Da musste ich einfach mal nachfragen. Bei Uschi, einer super Expertin auf dem Gebiet des Islandpferdepullover – Strickens und Herstellerin meiner – mit Stolz – getragenen Weste. Folgendes hat sie mir geschrieben:
„Wer von uns kennt sie nicht, die typischen Islandpullover? Grau, braun, beige, in Naturfarben oder vielleicht sogar knallig bunt? Für den Islandurlauber ein must – have als Souvenir und angeblich besitzt jeder Isländer laut Statistik mindestens einen Islandpulli – hab ich mal irgendwo gelesen … sogar bei isländischen Hochzeiten gehören sie für die geladenen Gäste bisweilen zum Dresscode. Aber was genau ist das Typische an so einem Islandpulli? Den typischen Islandpulli, isländisch Lopapeysa, erkennt man schon auf den ersten Blick: Charakteristisch ist die breite gemusterte Brustpasse. Der Rest ist meist einfärbig, bis auf weitere Musterstreifen an den Ärmeln und am Bund. Er wird auf Rundstricknadeln in einem Stück gefertigt. Dabei muss man zuerst Ärmel und Rumpf herstellen und schließlich die Maschen aller drei Teile auf eine Nadel aufnehmen und zur Rundpasse zusammenstricken. Daher hat er auch keine störenden Nähte.
Die Geschichte der Islandpullover, wie wir sie heute kennen, reicht allerdings nur einige Jahrzehnte zurück. Früher hatte man in Island für Strickwaren fest gesponnenes Wollgarn verwendet. Die daraus gefertigten Kleidungsstücke waren derb und schwer. Erst in den 1920er Jahren wurden in isländischen Handarbeitszeitschriften erstmals Pullover aus locker verdrehter Lopiwolle vorgestellt. Für die Herstellung der Lopi wird isländische Schafswolle der besten Qualität versponnen. Die isländischen Schafe, die die meiste Zeit in der freien Natur verbringen, entwickeln durch das raue nordische Klima ein ganz besonders dichtes Wollhaar. Diese Wolle ist einzigartig.
Einerseits ist das lange Oberhaar robust, fest und wasserabweisend, andererseits ist das Unterhaar weich, leicht und mollig warm. Beide Fasersorten werden für die Herstellung der Lopi miteinander gemischt und leicht miteinander verdreht. Die isländische Schafswolle bekommt dadurch diesen besonderen und mohairartigen Charakter. Ein aus dieser Wolle gestrickter Pullover ist wasser- und windabweisend und pflegeleicht, da sich viele Flecken einfach ausbürsten lassen. Gewaschen sollte er allerdings nur von Hand werden!“
miia: Und wie ist es überhaupt dazu gekommen, dass Uschi so tolle Islandpullover stricken kann?
Uschi: „Ich war zwar noch nie in Island – leider – aber als ich vor einigen Jahren als Spätberufene zur Islandpferdereiterin wurde, habe ich mich auch in die tollen Pullover verliebt. Und als dann meine Tochter unbedingt so einen Pulli mit Pferdemuster haben wollte, wagte ich das Experiment „Islandpulli stricken“. Dazu muss ich allerdings sagen, dass ich mit Schrecken an meinen eigenen Handarbeitsunterricht, besonders an das Stricken in meiner Volksschulzeit zurückdenke. Die Nadeln klebten wohl an den verschwitzten Fingern und die Maschen wollten und wollten einfach nicht gelingen. Wir saßen bei unseren Strickversuchen in einem Lehrmittelzimmer und die ausgestopften Tiere, die darin aufbewahrt wurden, schauten mir mit ihren riesigen Glasaugen aufmerksam und ein wenig spöttisch zu. Den rosa Topflappen, der damals entstanden ist, habe ich noch immer.
Heute bin ich selbst Lehrerin und Stricken ist für mich mein liebstes Hobby geworden (abgesehen vom Reiten natürlich). Nach meinem ersten Versuch, dem Pferdepulli für meine Tochter, hatte ich die Lust am Stricken entdeckt. Inzwischen sind schon etliche Islandpullis und Westen von den Nadeln gehüpft. Es ist wirklich nicht schwierig und einfache Anleitungen findet man in verschiedenen Heften und auch im Internet. Allerdings ist es für österreichische StrickerInnen bisher nicht so einfach gewesen, diese besondere Wolle zu kaufen. Man musste sie entweder in Deutschland (da gibt es einige Onlineshops) oder direkt in Island bestellen. Seit Kurzem gibt es aber auch ein Geschäft in Österreich, das die Wolle führt. Andrea Strauss von der Strickwerkstatt in Neusiedl am See, führt die Wolle in ihrem Shop. Und für die Islandwolle – Fans auf facebook gibt es die Gruppe „Islandwolle Österreich“ zum Gedankenaustausch. Also: Wer jetzt Lust bekommen hat, sich selbst SEINEN Islandpulli zu stricken – An die Nadeln, fertig, los! Der nächste Winter kommt bestimmt!“
Wahnsinn 🙂 ! Eine eigene Facebookgruppe, wie cool! Hab außerdem gelesen, dass es im isländischen „home café“ in Wien eine Veranstaltung „Stricken und Cocktails“ gegeben hat oder vielleicht immer wieder gibt? Für strickende Islandpferdefans sicher the place to be 🙂 ! Und auf Instagram könntet ihr hier fündig werden!
Danke, liebe Uschi! Tausend Dank auch für meine tolle Weste, die du für mich gestrickt hast. Grenzgenial – auch zum Reiten 🙂 ! Hab mal schnell ein Selfie gemacht 🙂 !