Es war ziemlich genau vor einer Woche, dass in Deutschland, genauer gesagt in Berlin, eine Veranstaltung der besonderen Art stattgefunden hat. Die Ice Horse Berlin 2017 – Die Mitteleuropäischen Meisterschaften auf Eis. Da fragt man sich, was haben Islandpferde auf Eis zu suchen? Funktioniert das denn? Können das die Pferde und ist das nicht gefährlich?
Die Antwort: Es ist einfach sensationell, was Islandpferde alles können. Unvergleichbar mit anderen Pferderassen, behaupte ich da mal ganz kühn. Eine tolle Begabung, die wohl das Leben einer Pferderasse auf einer Insel voller Feuer und Eis so mit sich bringt. Das Tölten auf Eis hat insbesondere in Island eine ganz lange Tradition. Ich hab ein bisschen recherchiert zu diesem Thema. In meinem dicken Islandpferdebuch, das ich geschenkt bekommen hab, steht geschrieben, dass die Reiter in Island schon von Anbeginn auf Eis geritten sind. Eh klar. Da gibt`s ja mehr als genug. Wichtig war aber sogar schon im Mittelalter die Sicherheit der Pferde: Auch damals wurden die Pferde schon mit ganz bestimmten Eisnägeln beschlagen, die das Ausrutschen der Tiere auf dem Eis verhindern (aus: Björnsson und Sveinsson: Das Islandpferd S.280 ff).
Und heute gilt umso mehr: safety first! (Herzlichen Dank an dieser Stelle an Iris Haraldsson, die sich die Zeit genommen hat, mir all meine Fragen über das Tölten auf Eis zu beantworten und mir außerdem ganz viel über die Sicherheitsmaßnahmen erklärt hat!). Dazu aber mehr weiter unten.
In Österreich gibt es eher weniger Eistölt – Veranstaltungen, finden sich bei uns doch nur selten Eishallen, in denen solche Veranstaltungen möglich wären. Anders ist das aber zum Beispiel in Deutschland. Da ging es letztes Wochenende rund. In Berlin nämlich.
Und auch dort: tatatataaaaaaaaa! Wieder eine österreichische Richterin vertreten! Susanne Jelinski, Sportchefin des ÖIV, war als „unsere“ Richterin dort und hat mir beschrieben, wie das denn so war … aber bitte lest selbst 🙂 !
Usi: „Tatsächlich ist es unseren genialen Pferden geschuldet, dass wir ihr Talent, auch auf Eis in überaus spektakulärer Weise zu laufen, in Form eines Wettkampfes zeigen können.
Perfekter Ort hierfür ist das Horst-Dohm-Eisstadion in Berlin, ein 500 m Outdoor-Oval, das nicht nur die Szene-Insider anlockt, sondern auch interessierte Passanten verbucht, die aufmerksam gemacht von Schaubuden und Glühweinflair, nachsehen, woher der Jubel rührt.
Im Vergleich zu Odense in Dänemark (Xandl, Valdi und Oliver waren hier auf miia im Interview zu lesen), dürfte die Begeisterung nicht ganz so gigantisch, einzigartig gewesen sein, allerdings muss man vermelden, dass es auch hier im Eisstadion laut bis sehr laut war, und wir außerdem Sonntag Vormittag ärgerlicherweise mit Regen konfrontiert waren. Macht nix, das hat das Publikum keinesfalls fern gehalten, nur etwas eingefroren leise werden lassen. Fern gehalten hat sich allerdings der eine oder andere Titelanwärter, denn obwohl ich viele schöne Leistungen gesehen habe, war das wirkliche Spitzenfeld doch dünn beschickt.
Lisa Drath konnte mit zwei Pferden gleich drei Titel holen und mit ihrem Tripel womöglich einen Rekord für die Ewigkeit aufstellen! Ein weiterer Titel ging an Bernhard Podlech und seinen Ás, die schnellste Zeit im Speedpass erzielte Emily Mordelt mit ihrem Frami (an dieser Stelle könnte ich jetzt sagen „Nomen est Omen“, hihi).
Falls die Herrschaften Follower von miia sind, möchte ich ihnen auf diesem Wege meine Glückwünsche bestellen.
Wer sich nun fragt, wie das genau funktioniert, mit dem Gripp auf Eis und dem „Nicht – auf – dem – Eis – Wegschlittern“, dem sei gesagt, dass die Pferde vor Ort für das Laufen auf Eis einen Spezialbeschlag bekommen. Naja, eigentlich keinen Spezialbeschlag, es werden (kurz vor dem Bewerb) nur vom bestehenden Beschlag einige „normale“ Nägel durch andere – quasi Spikes – Nails – ersetzt, die sofort nach dem Turnier wieder entfernt und durch Standard Hufnägel ersetzt werden. Außerdem wird in Sachen „Safety-First“ in den Gangbewerben V1 und F1 auf Galopp verzichtet (generell wird in allen Bewerben auf Galopp verzichtet, trotzdem sieht man ab und an Pferde galoppieren und nix passiert), und das schnelle Tempo Tölt ist charmanterweise in „Beauty-Tölt“ umbenannt. Weil man auch hier niemanden zum Risiko von Full-Speed in der Kurve motivieren möchte.
Was ich übrigens in der Güte und Qualität in Österreich noch nie gesehen habe, ist der Aufwand, der für den Kostümtölt getrieben wurde. Gefühlt haben Design und Realisierung jedes einzelnen Sujets mehrere Hundert Euro sowie eine Unzahl an Arbeitsstunden verschlungen. „Sintflut“ war zu sehen, „Karneval-in-Rio“, „Disco“ und vieles mehr, unbestrittener Publikumsliebling war „Der Teufel auf Widder“ (Anm. einer von 2 Teufeln am Set), der außerdem auch noch mit seinem Gangpotential überzeugte und klarer Sieger war. Alles in Allem ein empfehlenswertes Event! Es war mir eine Ehre und ein Fest zugleich Österreich bei der Ice Horse im Richtergremium zu vertreten.“
miia: Aufregend. Herzlichen Dank, Usi! Auch eine Geschichte, die ich wirklich gerne mal mit eigenen Augen sehen würde 🙂 ! Abseits von den Glückwünschen an die Sieger, denen ich mich natürlich selbstverständlich anschließen möchte, möchte ich mal sagen, dass ich so ein Kostüm wie auf dem großen Bild oben echt noch nie gesehen habe. Ich fand unsere kleinen Einhörner schon einfach sensationell. Wahnsinn. Was für ein riesengroßer Aufwand!
Ich danke ganz herzlich Kerstin Biesecker – Rohlfs, jener Fotografin, die das Bild des tollen Kostüms für diesen miia-Artikel zur Verfügung gestellt hat. Wenn jemand noch mehr Bilder sehen möchte, so kann er sie bei isi-design.fotograf sehen und bestellen. Viele Eindrücke bekommt ihr übrigens auch auf der Facebookseite der Fotografin!
Und eine Bitte hätte ich: Wenn die „Teufelsreiterin auf Widder“ diese Zeilen liest, so möge sie mir bitte, bitte schreiben (katharina@miia.at). Ich MUSS einfach wissen, wie sie dieses Kostüm gemacht und wie viele Monate vorher sie bereits mit der Arbeit begonnen hat! Einfach großartig. Meinen herzlichen Glückwunsch, ich kann mir vorstellen, was das für eine Arbeit ist.
Auch einen ganz herzlichen Dank an isibless.de für die weiteren Fotos, die in diesem Beitrag zu sehen sind. Vielen lieben Dank und ganz liebe Grüße nach Deutschland 🙂 .