Von Traumtöltern und Shettypower

Wenn ich schöne Bilder von Islandpferden sehe, freue ich mich einfach. Sind sie nicht die Allerschönsten? Mit ihren Mähnen, ihrer Farbvielfalt, ihrem großartigen Gangvermögen? Nun, Bilder gibt es viele. Aber dann gibt es Menschen, die wirklich Steilvorlagen in punkto Fotografie hinlegen und solche Fotos veröffentlichen, die mich länger hinschauen lassen. So passiert vor einiger Zeit, als mich Töchterchen Leonie auf eine junge Frau aufmerksam machte, die unter dem Namen „Traumtoelter_und_Shettypower“ wunderbare, lebendige Fotos von sich und ziemlich vielen verschiedenen Islandpferden veröffentlicht. Da war ich neugierig. Wo lebt denn diese junge Frau? Sind das alles ihre eigenen Pferde? Leben diese Isländer in Österreich? Nun, die letzte Frage kann ich gleich mal verneinen. Die junge Frau und ihre Pferde leben in Deutschland. Österreich spielt in ihrem Leben aber dennoch eine Rolle. Grund genug finde ich, euch von der 19 – jährigen Veronika K. und ihren Traumtöltern vom Eddashof im schönen Bayrischen Wald zu erzählen. Oder noch besser. Ich gebe Veronika am besten gleich selber das Wort:

Veronika und einer ihrer Traumtölter

Veronika erzählt: „2010 war es endlich soweit, wir sind in unser neues Haus gezogen bei dem viele Wiesen dabei waren und ich durfte mich auf die Suche nach meinem ersten eigenen Pferd machen. Eine Isabellstute sollte es sein, von der ich viel lernen kann. Aber wie es ja bei den meisten ist, bekommt man meist nicht das, was man sich vorstellt, sondern eher das Gegenteil 🙂 . Also wurde es eine 2 1/2 – jährige Rappstute. Wir hatten nicht viel Ahnung zu dieser Zeit und es wurde uns immer schön geredet, ein junges Pferd selbst auszubilden. Da wir in dem Stall, wo wir sie eingestellt hatten, nicht bleiben wollten, musste ein zweites Pferd her um Edda so schnell es geht zu uns holen zu können.

Das zweite Pferd war ein ziemlich alter Isi-Mix, von dem wir leider nicht wirklich viel wussten, außer dass er meist bei einem Ausritt alleine zurück auf den Hof gekommen ist und seine Reiter irgendwo verloren hatte. Provisorisch wurde an einem Tag ein Stall gebaut und am nächsten Tag durften Edda und Leo schon bei uns einziehen.

Foto by VI Photography

Für mich war es damals ziemlich schwer, da Edda noch zu jung war zum Reiten und Leo ziemlich stur war und nur drei Gänge hatte. Auch bei mir ist Leo ziemlich oft bei einem Ausritt alleine zurück gekommen aber wir hatten auch viel Spaß mit ihm und er musste wirklich viel mit uns mitmachen. Im Nachhinein bin ich froh, dass er bei uns war, er hat mir nämlich wirklich viel beigebracht, vor allem Sattelfestigkeit und Durchsetzungsvermögen. Zu dieser Zeit hatte ich leider keinen Trainer oder jemanden, der mir helfen konnte, die meiste Zeit bin ich ohne Sattel über die Wiesen galoppiert aber Ahnung vom „richtigen“ Reiten hatte ich eher weniger.

Foto by VI Photography

Somit war es ja schon vorprogrammiert, dass die Arbeit mit so einem jungen Pferd, wie Edda es damals war, schief laufen würde. Edda habe ich dann quasi selbst „eingeritten“ jedoch kannte sie keine Platzarbeit. Geradeaus reiten im Gelände hat mir damals gereicht. Da wir viel Platz hatten und man ja nicht genug Pferde haben kann, machten wir uns nun wirklich auf die Suche nach einer Isabellstute. Meine Mama ist dann auf den Mörntalhof in Tüssling gekommen und hatte ihnen eine E-Mail geschrieben, ob sie vielleicht ein Pferd haben, das unsere Erwartungen erfüllt. Und tatsächlich! Da war eine noch nicht ganz zweijährige Isabellstute, natürlich haben wir sie bald darauf angeschaut.“

Und so zog wenige Wochen später Dimmalimm ein.

Foto by VI Photography

Veronika erzählt weiter: „Die nächste Zeit verbrachte ich damit, dass „Dimmi“ das Halftern und Führen kennen lernt und ich habe auch angefangen, Reitkurse zu besuchen, bei denen mir das „richtige“ Reiten etwas klarer wurde. Natürlich versuchte ich in dieser Zeit das Gelernte bei Leo und Edda etwas umzusetzen. Es klappte schon viel besser! Dimmi durfte ihre Kindheit genießen und mit Leo und Edda habe ich auf unserer „Reitwiese“ auch ernstere Arbeiten angepackt.

Foto by VI Photography

Ich war auf vielen Kursen und als Zuschauerin auf Turnieren unterwegs und durfte viel lernen. Natürlich kam dann der Traum, auch einmal auf so einem Turnier zu starten. Da Dimmi aber noch zu jung war und Edda nicht „gut genug geritten“ und außerdem nicht in den Hänger ging, fiel die Entscheidung, dass irgendwann vielleicht noch ein „Turnierpferd“ einziehen sollte.

Natürlich ging das viel schneller als geplant. Wir waren mal wieder am Mörntalhof und ich habe den tollen Gassi kennengelernt, der auch zum Verkauf stand. Ich habe mich gleich verliebt in dieses Charakterpferd und ein paar Wochen später durfte er bei uns einziehen. Die Geschichte von mir und Gassi zu erzählen würde viel zu lange werden, deswegen kurzgefasst: er war ziemlich schwierig, sehr sensibel und ängstlich und ich war damals noch eine zu schwache Reiterin und gab ihm nicht genügend Sicherheit. Wir hatten eine lange „Horrorzeit“, bei der er mir ziemlich oft durchgegangen ist.

Die Herde wächst …

Etwas Gutes hatte es aber: 1. Wir haben unsere Trainerin Freija Thye kennen gelernt und 2. ich habe in dieser Zeit ziemlich viel gelernt. Durch Freija haben Gassi und ich immer mehr zusammen gefunden und ich habe gelernt ihn zu reiten. 2014 war ich dann mit Gassi sogar auf unserem ersten Turnier. Auch wenn wir natürlich noch nicht vorne dabei waren in der Platzierung, war ich mega stolz auf ihn.“

In diesem Jahr zog übrigens auch noch Shetty Frekur am Eddashof ein.

Foto by VI Photography

Veronika: „Frekur ist jetzt der Mittelpunkt der Herde und Edda passt immer ziemlich gut auf ihn auf. Schon längere Zeit überlegten wir aus unseren zwei Stuten Dimmalimm und Edda zwei Fohlen zu ziehen. 2014 brachten wir die beiden dann zum Decken und 2015 brachten sie zwei wunderschöne Fohlen zur Welt. Die Geburt von Edda’s Fohlen haben wir leider nicht live erlebt, da wir an diesen Regentagen kein Fohlen erwartet haben. Edda hat jedoch anders entschieden und so stand an einem verregneten Morgen ein kleines Rappstutfohlen im Stall und wir nannten sie Þokkadís vom Eddashof.

Nachwuchs am Eddashof

Ein paar Tage später zeigte uns Dimmalimm schon sehr deutlich, dass es auch bei ihr bald soweit sein wird. Die erste Nacht, in der wir im Stall geschlafen haben, wollte das Fohlen aber noch nicht kommen. In der zweiten Nacht durften wir die Geburt dann live miterleben und da in dieser Nacht der Vollmond so hell war, haben wir alles gut gesehen. Dimmi brachte uns einen Fuchsfalbhengst mit Stern und Schnippe, wir nannten ihn Leó-Fífill vom Eddashof.

þokkadís und Leo-Fífill

Es hatte einen ganz bestimmten Grund, wieso er nicht nur Fífill heißen sollte: In dem Jahr als die Stuten beim Hengst waren und alles super schien, mussten wir unseren alten Leo ein paar Tage vor Weihnachten leider gehen lassen, das war sehr schwer für uns und unsere Herde.“

Aber das Leben geht weiter und Veronikas Reitkünste wurden immer beachtlicher. Sie erzählt: „Bei meinem ersten Praktikum 2014 bei Freija Thye durfte ich mit vielen tollen Pferden arbeiten und auf ihrem Wallach Svallari vom Hirschlag reiten. Ein paar Monate nach Leo’s Tod machten wir uns auf die Suche nach einem Pferd, das auch meine Mama reiten kann. Wir waren viel unterwegs, doch irgendwie war nicht das richtige dabei. Als ich sie endlich überredet hatte, Svallari mal auszuprobieren, hat es gefunkt und es war entschieden: Svallari ist ihr Herzenspferd.

In dem Jahr, als Svallari zu uns gekommen ist, bin ich auf mehreren Turnieren mit Svalli und Gassi gestartet, übrigens auch in Österreich. Ich habe in den letzten Jahren ein paar mal auf dem Mörntalhof und bei Freija gearbeitet und durfte dabei sehr viel lernen und tolle Pferde und Menschen kennenlernen! Letztes Jahr durfte ich ein halbes Jahr bei Freija Praktikum machen und ich bin ihr unendlich dankbar für alles, was sie mir beigebracht hat und mir noch beibringen wird.

Dimmalimm reite ich seit letztem Jahr und ich bin sehr stolz darauf, dieses tolle Pferd selbst eingeritten zu haben! Sie durfte letztes Jahr auf drei Turnieren starten (zwei davon in Österreich) und hat mir bereits da in jeder Prüfung einen Platz „auf dem Treppchen“ geschenkt, obwohl sie erst eine kurze Zeit unterm Sattel war.

Veronika und einer ihrer Traumtölter

Letztes Jahr war ein erfolgreiches Jahr für mich und vor allem die letzten Turniere der Saison brachten uns tolle Einzelnoten und mit Svallari die DJIM-Quali im Fünfgang. Dieses Jahr sind schon viele Turniere mit Svallari und Dimmalimm geplant. Wir werden auch viel in Österreich unterwegs sein und das erste Turnier dieses Jahr wird die Hallentrophy in Stadl-Paura sein. Ich bin schon sehr gespannt auf diese Saison!

miia: Wow. Jetzt weiß ich, warum da sooo viele verschiedene Pferde auf deinen Fotos zu sehen sind 🙂 ! Danke, liebe Veronika für deine Geschichte. Ich wünsche dir und deiner lieben Herde alles erdenklich Gute. Ob sie noch wachsen wird? Bitte lass es mich wissen … und vielleicht sehen wir uns ja in Stadl-Paura?

Die Fotos stammen übrigens von Veronikas Mutter, die unter dem Namen VI Photography auf Facebook zu finden ist!

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