Oliver Kubinger hat von der sensationellen Stimmung erzählt, die er in Odense beim World Tölt gespürt hat. Tausende Zuseher. Töltende Superstars. Und mitten im Geschehen saßen zwei Richter aus Österreich, Alexander Sgustav und Valdimar Auðunsson, die die Ehre (oder das Vergnügen?) hatten, die Leistungen der Wahnsinns – Pferde und ihrer Reiter zu benoten. Wow. Weil mich so etwas natürlich interessiert, hab ich den beiden ein paar Fragen gestellt. Wie ist das denn so? Als österreichischer Richter in Dänemark vor tausenden Menschen? Alexander hat mir seine Antworten geschickt, wofür ich mich natürlich seeehr herzlich bedanke 🙂 !
miia: Richter zu sein, ist kein leichter Job, stell ich mir vor. Ist es eigentlich einfacher oder schwieriger im Ausland?
Alexander: Ich würde nun das Richten generell nicht als Job bezeichnen. Ich sehe es eher als Aufgabe oder besser gesagt als Teil, den man zum Erfolg des Islandpferdes beitragen kann. Es ist eigentlich wie im Fußball, wo der Schiedsrichter immer nur die Nebensache des Spiels ist. Am besten sind ja Fußballspiele, wo der Schiedsrichter gar nicht auffällt, bzw. für den Zuseher nicht vorhanden ist. So sehe ich auch das Richten bei Turnieren, eigentlich als die schönste Nebensache der Welt 🙂 . Es ist natürlich sehr schön im Ausland zu richten, lernt man doch viele tolle Pferde und Reiter und neue Kollegen kennen. Man bekommt viele neue Eindrücke und Meinungen, man erweitert auf jeden Fall sein Wissen und auch seine Erfahrung. Die ersten Male war ich schon etwas nervös, ist es doch ca. 10 Jahre her, als ich meine erste große schwedische Meisterschaft gerichtet habe. Große Namen bei Pferden und Reitern, da geht man schon mit besonderem Respekt an die Sache heran. Mittlerweile sind ja viele schwedische, dänische und auch zwei Weltmeisterschaften hinzugekommen und jetzt ist es Genuss und positive Spannung pur … anders beschrieben, einfach geil, wenn du mir diese Ausdrucksweise erlaubst.
miia: Was macht einen Richteinsatz im Ausland besonders oder anders als in Österreich?
Alexander: Wie vorhin erwähnt, ergeben sich tolle und interessante Feedback – Gespräche mit den besten Reitern der Welt und mit den Kollegen ist man natürlich vornehmlich am Diskutieren über die gezeigten Leistungen und deren Benotung. So befindet man sich in einem ständigen Erfahrungsaustausch und ist immer am Puls aller Neuentwicklungen, Trainingsmethoden und Leistungen.
miia: Oliver Kubinger hat die Atmosphäre in Odense so geschildert, dass ich am liebsten nächstes Jahr dorthin fahren würde. Als Zuschauerin natürlich 🙂 ! Wie war das aus eurer Sicht? Wart ihr auch beeindruckt?
Alexander: An Odense fasziniert mich immer wieder, zu welch früher Zeit die Pferde schon in Top Zustand sind und solch tolle Leistungen abliefern. Bo Hansen hat es hier geschafft, ein Turnier als fixe Institution zu installieren, die Mischung aus Turnier/ Show/ Unterhaltung und Reitsportzubehörmesse ist einfach genial. Laut seiner Auskunft waren dort ca. 4.000 Zuseher und die Stimmung ist dann natürlich gut oder gewaltig.
miia: Beeinflussen so viele Zuschauer die Tätigkeit als Richter? Wird man da auch nervös? Oder ist man verunsichert? Oder hat das überhaupt keine Auswirkung?
Alexander: Natürlich beeindruckt auch einen Richter diese Kulisse, erhöht es doch den Spaß Faktor um ein Vielfaches. Zu Beginn meiner Richterlaufbahn hat mich das tiefer beeindruckt, mittlerweile steht allerdings nur die gerade gezeigte Leistung im Vordergrund, diese wird wie immer bewertet. Es war zum Beispiel einfach supergeil, das WM-Finale in Berlin zu richten, wo man dann ein Spitzenduell vor 15.000 tobenden Zusehern noch bewerten darf. Da kriegt man auch ab und an eine Gänsehaut …
miia: Wie halten es denn die Islandpferdemenschen mit der Völkerverständigung? Steht bei solchen Veranstaltungen der „Nationalstolz“ im Vordergrund oder die gemeinsame Liebe zum Islandpferd?
Alexander: In Odense, oder besser gesagt bei allen großen Turnieren, steht das Pferd und sein Reiter im Mittelpunkt, egal woher er kommt und welcher Nation er angehört. Natürlich wird im Finale immer für seinen Favoriten mitgefiebert, aber die Sieger werden immer von allen gefeiert, man denke nur an Joi Skula und Hnokki fra Felskotti.
miia: Wenn es einen einzigen Starter aus Österreich gibt … sieht man diesem dann als (österreichischer) Richter besonders aufmerksam zu?
Alexander: Natürlich kennt man sich gut, die Islandpferdewelt und die Welt der österreichischen Teilnehmer an internationalen Turnieren ist ja schon sehr überschaubar. Man freut sich, aber bewertet wird wie bei allen anderen auch …
miia: Tausend Dank, lieber Alexander! Muss echt mal schauen, was ich nächstes Jahr um die Zeit so vor hab. Echt, ich glaub, da muss ich mal hin. Klingt nach einem Traum für Islandpferde – Fans 🙂 .